Wer mit seinem batteriegetriebenen Fahrzeug längere Distanzen bewältigen möchte, hat natürlich Zwischenstopps an öffentlichen Ladestationen einzulegen. Zwar steigt die durchschnittliche Reichweite aller Elektroautos kontinuierlich an, in Deutschland zuletzt auf mehr als 500 Kilometer, dennoch ist dies oftmals zu wenig, um stundenlange Fahrten ohne Stopp zu bewältigen. Um möglichst zügig und komfortabel aufzuladen, sollten die Stromer an Schnellladestationen mit frischer Energie versorgt werden.
Das Schnellladen beginnt bei einer Ladeleistung von 50 und reicht mittlerweile bis zu 350 Kilowatt (kW). Ab 150 kW spricht man von High Power Charging (HPC) oder Ultraschnellladen. Anders als beim normalen Laden fließt beim Schnellladen ausschließlich Gleichstrom, kurz als DC bezeichnet. DC-Ladestationen wandeln den Wechselstrom, kurz AC, aus dem Stromnetzwerk eigenständig in Gleichstrom um. Dadurch wird der Netzumwandler im Auto umgangen, die DC-Leistung fließt direkt in die Autobatterie. Als Steckerarten werden dafür CCS oder CHAdeMo benötigt. Beim zügigen Stromzapfen dauert das Auffüllen des Akkus für 100 Kilometer Reichweite in der Regel nur wenige Minuten.
Laut aktuellen Zahlen der Bundesnetzagentur sind – Stand: September 2023 – in Deutschland 85.072 Normal- und 20.507 Schnellladepunkte in Betrieb. Insgesamt kann über die vorhandene Infrastruktur gleichzeitig eine Ladeleistung von 3,17 Gigawatt bereitgestellt werden. Es sollte also relativ einfach sein, unterwegs die passende Lademöglichkeit für den Stromer zu finden.
Auf den folgenden Seiten bieten wir Ihnen zehn praktische Ratschläge, mit denen Sie Ihren nächsten Ladestopp besonders angenehm und effizient gestalten können.
1.) Die passende Ladestation aufsuchen
Wenn Sie längere Strecken mit Ihrem Elektroauto zurücklegen müssen und das Aufladen aus bestimmten Gründen möglichst zeitsparend vollzogen werden muss, sollten Sie DC-Schnellladesäulen ansteuern. Zahlreiche Experten raten allerdings, auf zu häufiges Schnellladen zu verzichten, da dies die Akkuzellen sehr stark beansprucht und in weiterer Folge deren Lebensdauer verkürzt. Sie sollten deshalb von dieser Lademöglichkeit nur sporadisch Gebrauch machen und – wann immer es möglich ist – den Stromer an AC-Anschlüssen aufladen.
2.) Ladesäulen vorab auswählen
Die Abdeckung mit Ladepunkten ist regional sehr unterschiedlich und differenziert sich hierzulande von Bundesland zu Bundesland. Auch im benachbarten Ausland sind die Schnelllader in manchen Gegenden seltener zu finden als in anderen. Deshalb empfiehlt es sich, bereits vor Fahrtantritt über die Standorte von passenden Ladestationen entlang der jeweiligen Strecke zu informieren. Hierbei können sogenannte Lade-Apps wertvolle Dienste leisten. Diese liefern detaillierte Informationen zu den einzelnen Lademöglichkeiten, auch lässt sich der Ladevorgang bequem via Smartphone starten und beenden. Darüber hinaus geben in vielen Elektromodellen auch die bordeigenen Navigationssysteme mitunter detaillierte Informationen über die vorhandenen Lademöglichkeiten entlang der Strecke.
3.) Extreme Temperaturen meiden
Große Hitze und auch eiskalte Temperaturen mindern die Ladekapazität der Akkus. Die Speicherzellen der Lithium-Ionen-Batterie in Ihrem Stromer fühlen sich bei etwa 20 Grad Celsius am wohlsten. Parken Sie Ihr Elektroauto an heißen Tagen deshalb möglichst auf einem schattigen Plätzchen, etwa unter einem Carport. Im Winter dagegen sollten Sie Ihr Fahrzeug vor Minustemperaturen schützen, indem Sie es in der Garage parken.
4.) Lade-Apps nutzen
Ladestationen unterscheiden sich generell hinsichtlich Ladeleistungen oder Anschlüssen und sind – im Unterschied zu klassischen Tankstellen – mitunter etwas schwieriger zu finden. Abhilfe schaffen hierbei speziell entwickelte Lade-Apps, welche die nächstgelegenen Ladesäulen auflisten und mit deren Hilfe auch der Ladevorgang bequem mit einem Fingerwisch gestartet und beendet werden kann. Nahezu alle verfügbaren Ladeapplikationen bieten zudem eine sogenannte Roaming-Funktion. So ist es Ihnen möglich, auch an Ladestationen Strom zu ziehen, die nicht von dem jeweiligen App-Anbieter betrieben werden.
5.) Schonend laden dank Batteriemanagementsystem
Mittlerweile sind die meisten Elektroautos mit einem intelligenten Batteriemanagementsystem (BMS) ausgestattet. Es kommuniziert mit der Ladesäule und steuert den Ladevorgang automatisch so, dass der Akku schonend geladen wird. Ist der Energiespeicher vollständig geladen oder ein bestimmter Füllstand erreicht, beendet das BMS den Ladevorgang. Darüber hinaus überwacht das System während des Aufladens die Spannungen der einzelnen Zellen und gleicht diese bei Bedarf selbstständig aus. Das BMS sorgt zudem für die passenden Temperaturen. Je nach Witterung ist es in der Lage, per Heizung oder Kühlung die Temperatur zu regulieren. Fällt beispielsweise die Umgebungstemperatur unter eine gewisse Grenze, reduziert das System automatisch die Ladegeschwindigkeit, um Schäden an der Batterie vorzubeugen.
6.) Möglichst in flachen Zyklen laden
Moderne Lithium-Ionen-Akkus schaffen bis zu 1.000 komplette Ladezyklen, bevor die Kapazität der Batterie im E-Auto unter 80 Prozent sinkt. Dennoch sollten Sie eine Vollladung auf 100 Prozent und auch eine vollständige Entladung nach Möglichkeit vermeiden. Der Grund: Beides kann die Lebensdauer der Batterie negativ beeinflussen. Experten empfehlen, den Akku bei einem Füllstand von rund 20 Prozent nachzuladen und den Ladevorgang bei 80 Prozent zu beenden. Hinzu kommt, dass in der Regel ab einem Akkustand von 80 Prozent die Ladegeschwindigkeit ohnehin automatisch reduziert wird.
7.) Auf die maximale Ladeleistung achten
Wie lange der Ladestopp unterwegs dauert, hängt keineswegs nur von der Kapazität des Akkus, sondern auch von der maximal möglichen Ladeleistung des Elektroautos ab. Während etwa der Porsche Taycan und der Hyundai Ioniq 5 mit mehr als 200 kW Leistung schnellgeladen werden können, ist die Ladeleistung beim Nissan Ariya auf 130 kW begrenzt. Sie sollten deshalb vor dem Ansteuern einer Ladestation prüfen, ob Sie dort den Strom mit der höchstmöglichen Geschwindigkeit in Ihr Fahrzeug ziehen und so die Standzeit so gering wie möglich halten können.
8.) Vor längeren Strecken voll Aufladen
Die Akkulebensdauer nimmt ab, wenn der Akku über eine längere Zeit voll oder über 80 Prozent geladen ist. Vor einer großen Tour kann die Batterie allerdings durchaus auch auf 100 Prozent geladen werden, wenn die Fahrt relativ zeitnah gestartet wird. Gleiches gilt auch beim Ladestopp unterwegs. Allerdings lohnt sich auf der Langstrecke das Laden über 80 Prozent aus Zeitgründen nur selten, da dies die Dauer des Aufenthalts an der Ladesäule unnötig in die Länge zieht.
9.) Topspeed-Fahrten reduzieren
Auch wenn es gerade auf der Autobahn besonders verlockend ist: Starkes Beschleunigen und fahren mit hohen Geschwindigkeiten erhöht den Energiehunger des Elektromotors und sorgt gleichzeitig dafür, dass sich der Akku schneller entlädt. Das Resultat: ein oder mehrere zusätzliche Ladestopps auf längeren Strecken. Eine vorausschauende und gleichmäßige Fahrweise trägt dazu bei, die Reichweite zu maximieren und die Zahl der Aufenthalte an der Ladesäule im Rahmen zu halten.
10.) Unmittelbar nach der Fahrt laden
Vor allem in den Herbst- und Wintermonaten ist es sinnvoll, die Batterie unmittelbar nach der Fahrt aufzuladen. Sie ist zu diesem Zeitpunkt noch auf Betriebstemperatur, wird somit während des Aufladens nicht unnötig belastet. Ist der Akku hingegen komplett ausgekühlt und wird er in diesem Zustand mit neuer Energie versorgt, wirkt sich das negativ auf die Lebensdauer aus.