Der den Begriff Elektromobilität hört, denkt in erster Linie an strombetriebene Personenkraftwagen. Doch abseits dieser Fahrzeugkategorie gibt es eine Vielzahl an Fortbewegungsmitteln, die mit einem E-Motor ausgestattet sind. Egal ob zur Personen- oder Güterbeförderung, auf dem Land- oder Seeweg oder auch in der Luft: Mittlerweile sind in jedem Mobilitätssegment elektrische Alternativen unterwegs.
Im urbanen Raum etwa prägen batteriebetriebene Nutzfahrzeuge in zunehmendem Maße den Straßenverkehr. Inzwischen gibt es eine nicht unwesentliche Zahl an Fahrzeugen, die mit brauchbarer Reichweite punkten und ein großes Ladevolumen bieten. Aber auch im Zweiradsektor tüfteln Ingenieure an emissionsfreien Verkehrsmitteln, die für jede Menge Fahrspaß sorgen.
Die maritime Elektromobilität entwickelt sich ebenfalls höchst dynamisch und die Anwendungsgebiete von strombetriebenen Schiffen sind vielfältig. Besonders in Gewässern mit hohen Umweltstandards wie in Nordeuropa werden Elektroschiffe immer häufiger eingesetzt. Doch auch in anderen Regionen steigt die Nachfrage nach diesen umweltfreundlicheren Schiffen, da sie nicht nur die Umweltbelastung reduzieren, sondern auch den Betrieb effizienter und wirtschaftlicher gestalten können.
Darüber hinaus gewinnen Elektroflugzeuge in der Luftfahrtindustrie immer mehr an Bedeutung. Sie haben das Potenzial, Emissionen zu reduzieren und den Betrieb von Flugzeugen klimafreundlicher zu gestalten. Die Fortschritte in der Batterietechnologie und bei den Elektromotoren treiben die Entwicklung von Elektroflugzeugen stetig voran, wodurch sie in der Lage sind, längere Strecken zurückzulegen und mehr Passagiere oder weitaus größere Lasten zu transportieren.
Transport im großen Stil
BYD eBus Das schlicht auf den Namen eBus getaufte E-Fahrzeug des chinesischen Herstellers BYD ist rein elektrisch unterwegs und das weltweit erste Modell mit einem Lithium-Eisenphosphat-Akku. Seit dem Produktionsbeginn im Jahre 2010 wurden bereits mehr als 70.000 Elektrobusse ausgeliefert. In Europa sind meisten strombetriebenen BYD-Busse in den Niederlanden unterwegs. Er ist in vier unterschiedlichen Versionen erhältlich, mit einer Länge von 12, 13, 15 oder 18,75 Metern. Für den Vortrieb sorgen zwei Radnabenmotoren an den Hinterrädern. Laut Herstellerangaben reicht eine Akkuladung für eine Strecke von 250 Kilometern.
Komatsu eDumper
Der eDumper ist die umgebaute Variante eines dieselbetriebenen Komatsu HD 605-7 und seines Zeichens das größte Elektrofahrzeug der Welt. Er ist zudem mit dem größten jemals verbauten mobilen Stromspeicher ausgestattet. Die Kapazität beläuft sich auf sagenhafte 700 Kilowattstunden. Trotz des hohen Gesamtgewichts von 58 Tonnen kann der Muldenkipper anspruchsvolle Steigungen von bis zu 14 Prozent bewältigen und auf höchst respektable bis zu 40 km/h beschleunigen.
Volvo FE Electric
Transportaufgaben im urbanen Verkehr wie beispielsweise Abfallentsorgung oder Baustellentransporte lassen sich mit dem FE Electric von Volvo mühelos erledigen. Angetrieben wird er von zwei Elektromotoren mit einer Gesamtleistung von 400 kW. Eine Akkuladung für rund 200 Kilometer. An einer Schnellladestation lässt sich der Stromspeicher in knapp zwei Stunden vollständig aufladen.
Mercedes Benz eEconic
Speziell für den innerstädtischen Kommunaleinsatz wurde von Mercedes Benz der batteriebetriebene eEconic entwickelt. Er basiert auf dem eActros und ist mit demselben Antrieb ausgestattet. Drei Akkupakete liefern genug Energie für eine Strecke von rund 300 Kilometern. Laut Herstellerangaben ist nicht nur das Einsammeln von Müll ein Einsatzzweck, auch Flughäfen und der Feuerwehrbereich stellen mögliche Einsatzgebiete dar.
Lautlos durch die Lüfte
Eviation Alice
Neun Passagiere und zwei Crewmitglieder finden in dem auf den Namen Alice getauften Elektroflugzeug der Firma Eviation Aircraft Platz. Für den Vortrieb sorgen zwei Triebwerke, eine Akkuladung soll für eine Distanz von rund 800 Kilometern reichen. Auf der Pariser Luftfahrtschau im Jahr 2019 wurde es erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Im September 2022 erfolgte der erste Testflug, der acht Minuten dauerte. Der Startschuss für die kommerzielle Nutzung soll schließlich 2024 erfolgen. Erste Vorbestellungen gibt es bereits: DHL Express hat zwölf Exemplare geordert. Bislang wurden allerdings erst zwei flugfähige Modelle gefertigt.
Volocopter
Der Volocopter des gleichnamigen deutschen Herstellers kann senkrecht starten und landen und ist so konzipiert, dass er autonom fliegen kann. Das Modell „VoloCity“ absolvierte den Jungfernflug im Dezember 2021. Bereits im kommenden Jahr soll das strombetriebene Fluggerät seinen Dienst als Flugtaxi in Paris antreten. Zu Beginn wird die Steuerung noch von einem Piloten an Bord übernommen. Sobald die gesetzlichen Rahmenbedingungen definiert sind, soll der Volocopter autonom fliegen.
Jetson One
Knapp 1,5 Meter breit, 2,5 Meter lang und rund 90 Kilogramm schwer: Der Jetson One soll den Himmel für alle zugänglich machen. So wirbt das Unternehmen Jetson Aero für sein E-Fluggerät. Acht Rotoren sorgen dafür, dass der Pilot durch die Lüfte schweben kann. Der Akku liefert genug Energie für eine Flugzeit von 20 Minuten. Kostenpunkt: 92.000 USD-Dollar.
Pipistrel Velis Electro
Mitte Juni 2020 erhielt mit der Velis Electro das erste Elektroflugzeug überhaupt eine Zulassung von der Europäischen Agentur für Flugsicherheit. Um die Maschine hierzulande pilotieren zu dürfen, ist eine Privatpilotenlizenz erforderlich. Hauptsächlich wird das zweisitzige Leichtflugzeug für Ausbildungszwecke genutzt. Etliche Modelle sind bereits in Flugschulen in Deutschland, Österreich, Frankreich und der Schweiz im Einsatz.
Stromgetrieben auf zwei Rädern
LiveWire ONE
Das Modell ONE ist ein Elektromotorrad der Marke LiveWire. Es weist eine frappierende Ähnlichkeit zu dem von Harley-Davidson entwickelten strombetriebenen Zweirad, welches ebenfalls den Namen LiveWire trägt, auf. Der Akku mit einer Kapazität von 15,5 kWh liefert genug Energie für rund 230 Kilometer und ist in etwa einer Stunde vollständig geladen. Für den Sprint von 0 auf 100 km/h benötigt das E-Motorrad 3,2 Sekunden. Interessierte können das Gefährt der Harley-Tochtermarke für umgerechnet 21.500 Euro erwerben.
Soriano Giaguaro V1R
Nach dem Umzug von Spanien nach Italien hat die Marke Soriano einen Neustart vollzogen und mit der Giaguaro-Modellreihe rein elektrisch betriebene Motorräder auf den Markt gebracht. Das Sortiment umfasst drei Varianten. Jene mit dem Namenskürzel V1 R kann mit einer für E-Fahrzeuge untypischen Besonderheit aufwarten: Es ist mit einem Fünf-Gang-Getriebe ausgestattet, welches nicht nur den Fahrkomfort, sondern auch die Reichweite beeinflusst.
Kawasaki Z EV
Der japanische Motorradbauer Kawasaki plant für das Jahr 2023 den Marktstart von zwei rein elektrisch betriebenen Motorrädern. Eines davon ist das Modell „Z EV“, dass im August 2022 auf der Rennstrecke in Suzuka erstmals in Aktion vorgeführt wurde. Laut eigenen Angaben ist es mit einem 11 kW starken E-Motor und einer Batterie mit 3 kWh ausgestattet. Wann das Motorrad in Deutschland erhältlich sein wird, ist noch nicht bekannt.
Energica Ego+
Der italienische Hersteller Energica Motor bezeichnet die Ego+ als eines der stärksten und modernsten rein elektrisch betriebenen Motorräder weltweit. Seit 2015 wird es bereits in Serie produziert und erhielt seitdem in regelmäßigen Abständen technische Upgrades. Ausgestattet mit einem Antrieb mit einer Leistung von 126 kW erreicht das Zweirad eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h. In 2,8 Sekunden beschleunigt es von 0 auf 100 km/h.
Schifffahrt ohne Emissionen
MS Insel Mainau
Die für 300 Passagiere zugelassene Fähre MS Insel Mainau ist aktuell das größte deutsche Elektroschiff und wurde im September 2022 in den Dienst gestellt. Sie ist auf dem Bodensee unterwegs und ähnelt von der Bauweise einem Katamaran. Dank der Solarzellen auf dem Freideck produziert die Insel Mainau eigenständig Strom während der Fahrt. Zwei Motoren mit einer Leistung von jeweils 75 kW beschleunigen das Wasserfahrzeug auf bis zu 15 km/h.
Yara Birkeland
Seit Ende April 2022 ist die Yara Birkeland vor der Küste Norwegens unterwegs. Die Aufgabe des E-Containerschiffs besteht darin, Kunstdünger von dem Yara-Düngemittelwerk in Herøya zu den Häfen Brevik und Larvik zu bringen. Dadurch sollen pro Jahr rund 40.000 LKW-Fahrten eingespart werden. Aktuell werden die Transporte noch von einer Schiffsbesatzung durchgeführt. In Zukunft sollen diese jedoch völlig autonom und ohne Personal an Bord vonstattengehen. Angetrieben wird das Elektroschiff von zwei Propellergondeln mit Zugpropellern mit jeweils 900 kW Leistung. Die benötigte Energie wird von mehreren Akkus mit einer Gesamtkapazität von 6,8 MWh geliefert.
MF Bastø Electric
Nach einer Bauzeit von rund 20 Monaten hat die Batteriefähre Bastø Electric Anfang März 2021 in Norwegen ihren Dienst begonnen und transportiert seitdem Autos auf dem Wasserweg zwischen Moss und Horten. Allein auf dieser Strecke werden jedes Jahr 3,8 Millionen Passagiere und 1,8 Millionen Fahrzeuge befördert. Die E-Fähre bietet Platz für bis zu 200 PKWs und 600 Passagiere.
Silent 60
Rund 18 Meter lang und knapp 9 Meter breit ist die Elektroyacht Silent 60 der Klagenfurter Firma Silent Yachts. Sie kann problemlos von zwei Personen gehandhabt werden und bietet genug Platz für mehrere Personen. Solarmodule auf dem Schiffsdach stellen die Stromversorgung sicher, sodass ein Ladestopp im Hafen obsolet wird. Laut Herstellerangaben sind der Reichweite dank autarker Energieversorgung keine Grenzen gesetzt.