Das Interesse an Elektroautos und Hybriden steigt, doch der Einstieg in die Mobilität von morgen setzt eine kluge Kostenanalyse voraus. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Finanzierung, von denen strategisch planende Kunden profitieren können.
Der Automarkt verändert sich in rasanter Geschwindigkeit. Neue Antriebsmöglichkeiten, neue Modelle im Monatstakt. Diesem Trend entsprechend bewegt sich auch die Art des Kapitaleinsatzes, der von den Autofahrern für die Anschaffung und den Unterhalt ihres Vehikels zu leisten ist, in neuen Bahnen. Wie wird das Geld strategisch am sinnvollsten eingesetzt? Welches Fahrzeug zu welchem Preis? Und wie lange? Dies ist nur eine kleine Auswahl an Fragen, die den Fahrer und speziell die Unternehmen, welche die Geschäftsfahrzeuge und Fuhrparks unterhalten, beantworten müssen. Barkauf, Finanzierung, Leasing oder Abo – alles ist möglich, vieles interessant und manches speziell im Segment der elektrisch betriebenen Fahrzeuge unbedingt wissenswert.
„Für Kunden, die noch keine Erfahrung haben“, ist der Einstieg in die E-Mobilität über ein Auto-Abo empfehlenswert“, sagt Niklas Haupt im Gespräch mit electricar. „So bekommt er die gute Möglichkeit, sich ohne größere Verpflichtungen mit dieser neuen Art des Fahrens vertraut zu machen.“ Der Senior Partner des Marktforschungsinstituts Puls analysiert seit Jahrzehnten die Themen und Trends der Automobilindustrie. Mehr denn je hält er den rationalen Blick auf Laufzeiten, Kündigungsfristen und die im Gesamtpaket anfallenden Kosten für empfehlenswert „Darüber hinaus sollte sich der gewerbliche genauso wie der private Kunde über die Subventionen der Hersteller und die staatlichen Förderprogramme informieren“, erklärt Haupt. Auch sei der Blick auf das Kleingedruckte unbedingt ratsam. Es gibt bereits Modelle, zum Beispiel den Renault Zoe, bei denen die Finanzierung von Fahrzeug und Batterie selbst im Leasing getrennt laufen.
Dazu kommt der klare Trend, den Wissenschaftler und Marktanalysten ausgemacht haben: Das Verhältnis der allgemeinen Bevölkerung zum Auto verändert sich grundlegend. Benutzen statt besitzen – so wird das Motto für die Mobilität von morgen umrissen. Mittelfristig, so prognostizieren es die Experten, wird das Auto seine Bedeutung als Wertgegenstand, Statussymbol und Lustobjekt verlieren, dafür als flexibel einsetzbarer Gebrauchsgegenstand der modernen Art speziell in den Städten gefragt sein.
Für Unternehmen, die damit befasst sind, ihre Flotte zu elektrifizieren, steht naturgemäß die Wirtschaftlichkeit an erster Stelle. Die oft noch wenig befriedigenden Reichweiten, verhältnismäßig lange Ladezeiten und die Lücken in der Infrastruktur sind zusätzliche Barrieren. Mit Blick auf die Umweltfaktoren wie die Klimaneutralität werden die Verantwortlichen zumindest mittelfristig dazu angehalten sein, ihren Fuhrpark auf Elektrofahrzeuge umzustellen. Barkauf, Finanzierung, Leasing oder Abo – der Kapitaleinsatz für das Auto wird über kurz oder lang das Kernthema der Strategen.
Barkauf: Für Vielfahrer und Pendler, die es sich leisten können
Bei der traditionellen Art des Autokaufs, das Erwerben eines Fahrzeug mit vorhandenem Geld, ist der Favorit derjenigen, die das Kapital zur Verfügung haben und sich langfristig festlegen können wollen, ihr eigenes Auto vor der Tür stehen zu haben. „Das verliert an Bedeutung, weil es immer weniger Menschen gibt, die bereit sind, so viel ihrer Mittel da rein zu stecken “, sagt Stephan Lützenkirchen, renommierter Berater in der Autobranche, Co-Founder des Anbieters ViveLaCar und früherer Kommunikationsdirektor der Groupe PSA: „Das Auto steht zwar vor der Tür, aber das Geld ist weg.“ Dazu komme der Trend, dass sich immer weniger Leute gibt, die sich langfristig auf ein Fahrzeug festlegen möchten. Der Barkauf sei weiterhin beliebt bei Vielfahrern und Pendlern, die langfristig planen und relativ genaue Vorstellungen haben, mit welchem Auto sie diese Strecken in den nächsten Jahren fahren wollen.
Selbst wenn es weniger werden; Barzahler bleiben des Verkäufers bevorzugte Kunden. In dem heiß umkämpften und von Absatzzahlen getriebenen Markt wird der finanzkräftige Käufer mit satten Rabatten umworben. Ein Nachlass von 15 bis 30 Prozent auf den Listenpreis, der für den Neuwagen gilt, ist für den ausgeschlafenen Barzahler drin. Dennoch gilt es, seriös zu kalkulieren. Der Barkauf ist in einer Zeit, da die Zinsen von Autokrediten gegen null gehen, oder für das Ersparte höhere Zinsen zu bekommen als für den Kredit zu bezahlen sind, keineswegs in jedem Fall die beste Option.
Dank der Rabatte, die Barzahlern meist großzügig gewährt werden, ist es oft die günstigste Variante, sich ein Elektroauto anzuschaffen, speziell bei einer Haltedauer von mehr als sechs Jahren. Das Fahrzeug rechnet sich über diesen Zeitraum besonders gut, weil der Wertverlust eines Neuwagens besonders in den ersten drei Jahren besonders hoch ist. Finanziell und auch ökologisch betrachtet macht es ohnehin nur wenig Sinn, ein Auto zu kaufen und es nach nur zwei bis drei Jahren mit einem hohen Wertverlust wieder zu verkaufen. „Das Auto, das vom Hof des Händlers fährt, ist nur noch die Hälfte wert“ – der alte Kalauer wirkt auch im Zeitalter der Elektromobilität höchst aktuell. Auch deshalb halten Firmen, die bezüglich ihrer Geschäftswagen knallhart kalkulieren, von Bargeschäften in diesem Bereich reichlich wenig.
Der erste Wert, den der neu geschaffene «bfp eMobility INDEX» ausweist, verdeutlicht, dass die Elektrifizierung der deutschen Fuhrparks noch relativ unausgeprägt ist. Der von den Marktforschern des Instituts Puls und dem Fachmagazin bfp entwickelte Gradmesser analysiert den Stellenwert und die Akzeptanz der E-Mobilität in den Unternehmen. Wie elektrifiziert sind die Fuhrparks? In welchem Maß setzen die Firmen innerhalb ihrer Flotten auf zukunftsgerichtete Antriebsmodelle? 300 Fuhrparkmanager werden im Rahmen dieser Umfrage regelmäßig kontaktiert. Sie geben preis, wie hoch der Anteil der reinen Elektroautos und Plug-in-Hybride in ihrer Firma ist, die Anzahl der Lademöglichkeiten und den eigene Informationsstand rund um das Thema E-Mobilität. 11,1 von 100 – da ist also noch viel Luft nach oben.
Finanzierung: Fahrer ist der Eigentümer auf Raten
Im Grundprinzip entspricht die Finanzierung dem Barkauf, nur die Mittel fehlen. Das Geld steht nicht zur Verfügung, oder es soll in anderen Bereichen eingesetzt werden. „Die Finanzierung sagt auch: Ich lege mich fest für ein paar Jahre“, so erklärt es Lützenkirchen: „Das ist normalerweise nichts, was nur über ein paar Monate läuft.“ Finanzierungen werden in der Regel auf 36 oder 48 Monate befristet. Auch Geldflüsse, die sich in Ratenzahlungen über 60 oder 72 Monate strecken, sind möglich. Auch in diesem Fall ist der Fahrer der Eigentümer des Autos, es steht im frei, damit zu tun lassen, was er möchte.
Der Käufer zahlt monatliche Raten entsprechend der vorher festgelegten Laufzeit. In der Regel werden zudem eine Anzahlung und eine Restzahlung, die der Kunde zu leisten hat, vereinbart. Diese dienen dem Kreditgeber als Sicherheit und um die monatlichen Raten möglichst niedrig zu gestalten. Am Ende der Finanzierung, egal ob Elektroauto oder Hybrid, gehört das Auto dem Kreditnehmer. Grundsätzlich kann die Finanzierung eines E-Fahrzeugs wie ein gewöhnlicher Kredit über die Hausbank oder über die Bank des Autoherstellers abgewickelt werden. Viele Geldinstitute bieten Autokredite an, speziell für den Autokauf entwickelte Darlehensformate.
Entscheidet sich der Kunde für die Finanzierung über Herstellerbanken wie die Volkswagen Bank, BMW Bank oder Mercedes Benz Bank, profitiert er davon, dass er den kompletten Service, alle Leistungen von der ersten Beratung vor dem Autokauf bis zur Restzahlung, aus einer Hand angeboten bekommt. Der Kunde ist in einer guten Verhandlungsposition. Allerdings bestehen viele Hersteller bei Neuwagen auf einen Anzahlung von 20 bis 30 Prozent, die Laufzeit des Kredits ist meist festgelegt und die Schlussrate oft preisintensiv. Das Elektroauto bleibt genauso wie der Fahrzeugbrief bis zur vollständigen Tilgung im Besitz der Bank.
Das Auto dient auch bei einem Kredit über die Hausbank als Leistung zur Sicherheit. Im Gegensatz zur Herstellerbank erhält der Kreditnehmer jedoch bereits bei Abschluss des Vertrags den Fahrzeugbrief ausgehändigt. Bei finanziellen Engpässen ist er somit in der Lage, das E-Auto notfalls zu verkaufen. Hausbanken und Sparkassen verlangen für die Finanzierung eines batteriebetriebenen Fahrzeugs normalerweise keine Anzahlung. Oft sind die Zinsen dafür höher als bei den Herstellerbanken. Gerade hier empfiehlt es sich, die anfallenden Gesamtkosten zu vergleichen.
Leasing: Attraktive Raten schonen das Budget
Diese Art des Kapitaleinsatzes hat ihren Ursprung in den späten 80er- und frühen 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Durch das von Herstellern und Banken ermöglichte Leasing wurde es anfangs nur Firmen erleichtert, ihre Geschäftsautos über längere Zeit möglichst wirtschaftlich und ohne größeren Einsatz von Mitteln zu fahren. Interessant machten es auch die positiven Steuereffekte, die nur in diesem Segment von den Unternehmen geltend gemacht werden konnten.
Im Leasing gehört das Auto weiterhin dem Hersteller oder der Bank. Dem Kunden ist es nur erlaubt, es zu nutzen. Er fährt das Auto in der Regel drei bis vier Jahre und gibt es anschließend zurück. In die Laufzeit wird der Restwert des Fahrzeugs eingerechnet, dadurch wird die Rate attraktiv. Hersteller oder Bank verpflichten sich, das Auto zurückzunehmen und es zu vermarkten. „Diese Form war ursprünglich rein auf gewerbliche Kunden ausgelegt“, sagt Lützenkirchen. „Inzwischen ist es ein riesiges Privatkundengeschäft, einfach aufgrund der niedrigen Raten. Das Automobilgeschäft ist sehr stark budgetgetrieben. Die Menschen sind über eine niedrige Rate einfach und schneller zu erreichen als über ein teures Finanzierungsgeschäft.“
Höchst attraktiv sind die steuerlichen Vorteile, die für das gewerbliche Leasing eines E-Autos gelten. Unternehmen und Selbständige können die Leasingraten vom Gewinn abziehen und so von der Steuer absetzen. Dazu kommt die beträchtliche Ersparnis beim geldwerten Vorteil: Das Finanzamt betrachtet den Dienstwagen als geldwerten Vorteil, der versteuert werden muss. Bei einem konventionellen Auto beträgt der Steuersatz 1,0 Prozent vom Listenpreis, mit bei einem Pkw mit dem Neupreis 40.000 Euro also 400 Euro, die jeden Monat zum Bruttolohn dazugezählt werden und entsprechend versteuert werden müssen. Dagegen reduziert sich der geldwerte Vorteil beim Elektroauto von 1,0 je nach Modell auf 0,25 oder 0,5 Prozent – in Österreich sogar auf null Prozent.
Abo: Volle Flexibilität bei einfacher Kostenkontrolle
Das neueste Geschäftsmodell folgt konsequent dem Trendspruch „nutzen statt besitzen“. Im Abo wird es dem Kunden ermöglicht, größtmögliche Flexibilität mit der einfachen Kostenübersicht zu verbinden. Im Unterschied zum Leasing gibt es hier keine klare Vereinbarung, was die Laufzeit und Fahrleistung betrifft. Der Nutzer kann kurzfristig aus dem Abo aussteigen oder die Laufleistung entsprechend anpassen.
„Wir sehen in diesen Corona- und Post-Corona-Zeiten, dass die Menschen nicht mehr regelmäßig jeden Tag mit dem Auto unterwegs sind“, sagt der Experte Lützenkirchen. „Man fährt in dem einen Monat etwas mehr, in dem anderen etwas weniger. Warum soll ich also mehr bezahlen, wenn ich es weniger in Anspruch nehme?“
Neue Anbieter wie ViveLaCar oder Finn locken die Kunden mit attraktiven Raten und voller Flexibilität – ohne Anzahlung und Schlussrate. Auch die großen Hersteller wie VW und Volvo bieten ihre Elektromodelle inzwischen im Abo. Die kurzfristigen Verfügbarkeiten, wie sie von den Anbietern propagiert werden, sind derzeit allerdings nur schwer zu halten. Die Krise im Bereich der Halbleiter, hemmt die Produktion und verringert damit auch mittelfristig die Zahl der Neufahrzeuge.
Nutzen statt Besitzen
Der Trend in der Autobranche geht weg vom traditionellen Erwerb des Fahrzeugs und hin zu flexiblen Bezahlmodellen. Speziell in den Segmenten der Elektromobilität wird bereits an Varianten gearbeitet, die es ermöglichen sollen, dass künftig mehrere Kunden zusammen ein Auto erwerben – und es auch gemeinsam nutzen.
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