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Was steckt hinter dem THG-Handel und wie viel lässt sich damit verdienen?

Autorenbild: Steven HandauSteven Handau

Der sogenannte THG-Handel, verbunden mit den entsprechenden Prämien für E-Autohalter, ist in aller Munde. Handelt es sich nur um einen offenkundigen Ablasshandel oder um ein nachhaltig profitables Projekt zugunsten der Umwelt?


Seit diesem Jahr kosten Elektrofahrzeuge dem Halter nicht nur Geld – sie können ihrem Halter in Deutschland sogar eine Prämie generieren. Möglich macht dies der sogenannte THG-Quotenhandel. Denn: Rein elektrische Fahrzeuge laden – im besten Fall – grünen Strom und sparen somit eine Menge Kohlendioxid (CO²) ein. Dieser nachweislich positive Umwelteffekt kann wiederum an die Mineralölkonzerne verkauft werden.

Was steckt hinter der THG-Quote?


Der Verkehrssektor ist für einen hohen Anteil an Emissionen durch das Verbrennen von fossilen Kraftstoffen verantwortlich. Bereits seit 2015 existieren daher ambitionierte Vorhaben, um nachhaltig CO²-Einsparungen zu erreichen. Die Mineralölkonzerne sind zwar mit Bio-Beimischungen bestrebt eine Reduktion zu erzielen, die gesteckten Vorgaben – insbesondere die verpflichtenden Treibhausgasminderungen (THG-Reduktion) in Höhe von 25 Prozent bis 2030 von 25% – sind so unmöglich zu erreichen.


Weitere Einsparungen werden durch Elektrofahrzeuge erzielt. Bisher wurden dieser Bonus einfach den Stromlieferanten angeheftet, doch seit 2022 hat jeder Betreiber eines privaten Ladepunktes oder Halter eines Elektrofahrzeuges die Möglichkeit, Treibhausgase einzusparen – und diesen positiven Umweltbeitrag auch in Form von Zertifikaten bestätigt zu bekommen .


Wie funktioniert der Handel mit THG-Zertifikaten?


Das Unterfangen – also der Handel mit Treibhausgas-Zertifikaten – ist aufgrund des Aufwands für einen privaten Elektroautofahrer kaum umsetzbar. Daher haben Start-ups ein neues Geschäftsfeld erschlossen und treiben den sogenannten THG-Quotenhandel für die Kunden voran.


Speziell für den Elektrofahrzeughalter hat sich die Prozedur inzwischen vereinfacht. Über selbsterklärende Webseiten müssen nur ein Anbieter für den THG-Quotenhandel gewählt, die persönlichen Informationen wie Konto- und Fahrzeugdaten hinterlegt und eine Kfz-Zulassung Teil I hochgeladen werden. Diese dient zum Nachweis, dass das Elektrofahrzeug tatsächlich auf den Antragsteller zugelassen ist.


Die Anbieter wie beispielswiese der Poolingdienstleister „Elektrovorteil“ bündeln dann die Kundenfahrzeuge zu einer großen Flotte und treten in den Zertifikatehandel ein. Dazu werden die Fahrzeugscheine zum Umweltbundesamt (UBA) übersandt und dort auf deren Eignung geprüft. Plug-in-Hybride sind beispielsweise ausgeschlossen, Doppelanmeldungen werden eliminiert.


Im nächsten Schritt wird dem Poolingdienstleister ein sogenanntes THG-Zertifikat ausgestellt. Dieses wiederum verkauft der Anbieter an ein Mineralölunternehmen. Er erhält daraufhin einen Verkaufspreis, welcher wiederum anteilig an die Antragsteller, also die Fahrzeughalter, ausgezahlt wird.


Welche Fahrzeuge eignen sich für den THG-Quotenhandel – und wie hoch ist die Ausschüttung?


Wie eingangs bereits angedeutet, soll die THG-Quote die Emissionen im Verkehrssektor senken. Sie zielt daher keineswegs nur auf Elektrofahrzeuge, sondern auch auf die dazugehörige Ladeinfrastruktur ab. Je nachdem für welchen Zweck die Quote beantragt wurde, gelten entsprechend einer Berechnungsformel unterschiedliche Arten der Auszahlung. So erhalten dieses Jahr etwa E-Zweiräder, E-Autos und E-Kleinstfahrzeuge mit Zulassung eine Prämie von 300 bis zu 400 Euro.


Für Nutzfahrzeuge gibt es aufgrund der Einsatzgebiete und der größeren Einsparung von CO² entsprechend zwischen 400 und 600 Euro pro Antrag. Besonders hohe Auszahlungen erhalten Elektrobusse, diese sind beim Anbieter „Elektrovorteil“ beispielsweise mit mindestens satten 13.000 Euro pro Jahr gelistet. Anbieter einer öffentlichen Ladesäule erhalten pro geladene kWh Strom zwischen zehn und 19 Cent.


Gibt es die THG-Prämie auch ­2023?


Noch bis zum 28. Februar des Folgejahres können Anträge für das vergangene Jahr gestellt werden. Doch für die meisten Antragsteller dürfte in dieser Phase bereits die Beantragung für das laufende Jahr interessant sein. Derzeit ist noch recht unklar, wie sich die Quotenpreise im kommenden Jahr entwickeln werden. Es sickern jedoch bereits erste Informationen durch.


„Der neue Referenzwert ist sehr nah an dem, was wir bereits aufgrund der Zunahme an fossilen Energieträgern im deutschen Strommix der letzten 18 Monate prognostiziert hatten“, sagt Matthias Kerner, Geschäftsführer des Anbieters Emovy. „Unter den neuen Bedingungen können sich die Halter von E-Auto auf ein Erlöspotenzial im Bereich von 250 bis 350 Euro pro Jahr und Pkw einstellen. Das sind etwa 60 Euro weniger als bisher.“


Es bestehe jedoch die Chance, dass der Auszahlungsbetrag noch einmal zulegt: „In den vergangenen Jahren sind die Marktpreise in den Wintermonaten in der Regel gestiegen“, erklärt Kerner. „Es ist also durchaus denkbar, dass dies auch in diesem Winter so sein wird.“

Postiver Effekt: Halter von E-Fahrzeugen können, unterstützt von Zwischenhändlern, die THG-Prämie beim Umweltbundesamt geltend machen.

Welche Unterschiede gibt es bei den THG-Quotenhändlern?


Der Markt ist derzeit ein unübersichtliches Portfolio von Anbietern. Aufgrund der Tatsache, dass App-Betreiber, Stadtwerke, Elektroautovermietungen, Versicherungen und stetig neue Start-ups in diesem hart umkämpften Marktfeld mitmischen möchten, wird es für Kunden immer schwerer, den Überblick zu behalten.


Angebote einiger Händler, die anfangs mit der sogenannten Spendenoption warben, sind zwischenzeitlich aufgrund der Steuerfreiheit für Privatkunden größtenteils entfallen. Für den Antragsteller gibt es eigentlich nur noch die Optionen der Sofortauszahlung oder einer möglichst hohen Rendite.

Gut kalkuliert: In diesem Jahr bekamen beispielsweise die Halter von E-Autos bis zu 400 Euro ausgezahlt, Elektrobusse sind sogar mit THG-Prämien von mindestens 13.000 Euro gelistet.

Weitere Informationen finden Sie unter





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