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AutorenbildHartmut Schumacher

Freie Fahrt durch Eis und Schnee - So wird Ihr E-Auto winterfit

Der Winter stellt für jeden Autofahrer eine Herausforderung dar. Benutzer von Elektrofahrzeugen sehen sich jedoch mit zusätzlichen Problemen und Unsicherheiten konfrontiert:


Wie stark beispielsweise nimmt die Reichweite bei Kälte ab? Wie kann ich den Innenraum des Elektroautos möglichst energieeffizient beheizen? Muss ich Angst davor haben, bei einem Stau auf der Autobahn zu erfrieren? Worauf sollte ich beim Steuern des Autos auf glatten Straßen achten? Was gilt es zu beherzigen, wenn ich den Akku bei winterlichen Temperaturen auflade? Wie bin ich am besten auf Notfälle vorbereitet?


Dramatische, aber größtenteils berechtigte Überlegungen. Wenn Sie jedoch die relativ simplen Regeln aus unseren Tipps befolgen, dann kommen Sie auch im Winter ohne übertriebene Sorgen und dennoch sicher ans Ziel.



1. Geringere Reichweite berücksichtigen


Das Wichtigste, was Sie tun können, um auch im Winter mit Ihrem Elektroauto zufrieden zu sein: Berücksichtigen Sie, dass die Reichweite des Fahrzeugs bei niedrigen Temperaturen geringer ist als bei warmem Wetter. So dass Sie im Winter bei längeren Strecken mehr Ladestopps einplanen müssen.


Die verringerte Reichweite liegt einerseits daran, dass bei Kälte der Innenwiderstand der Batterie höher ist. Und andererseits daran, dass sowohl der Innenraum des Fahrzeugs beheizt werden muss als auch der Akku.


Wie stark die Reichweite abnimmt, das hängt vom konkreten Fahrzeugmodell ab: Der norwegische Automobilverband NAF hat im vergangenen Jahr 20 beliebte Elektroautos diesbezüglich getestet. Durchschnittlich verringerte sich die Reichweite der Fahrzeuge im Winter um 18,5 Prozent.


Am besten schnitt dabei der Hyundai Kona ab, der lediglich 9 Prozent seiner Reichweite verlor. Am weitesten entfernt von der Siegertreppe standen dagegen der Opel Ampera-e mit einem Verlust von 30 Prozent und das Tesla Modell S LR mit einer Verringerung von 26 Prozent.


Oft aber ist diese Reichweitenreduzierung in der Praxis gar nicht so tragisch. Denn wenn man bei einem neueren Elektroauto mit einer sommerlichen Reichweite von über 300 oder 400 Kilometern die winterliche Verringerung abzieht, bleibt immer noch eine sehr brauchbare Reichweite übrig. Etwas trauriger sieht das aus bei älteren oder kleineren Modellen, deren Reichweite ohnehin nur bei unter 200 oder gar 100 Kilometern liegt.


2. Vorheizen


Die Heizung des Elektroautos benötigt relativ viel Strom. Der Grund dafür: Anders als bei Verbrennerfahrzeugen gibt es bei elektrisch angetriebenen Autos kaum Motorabwärme, die das Fahrzeug zum Heizen des Innenraums verwenden könnte. Also muss die Luft elektrisch beheizt werden.


Sinnvoll ist es daher, das Auto vorzuheizen – also die Heizung einzuschalten, bevor Sie sich im Fahrzeug befinden und solange das Auto noch am Ladekabel hängt. So geht beim Heizen kein Strom aus dem Akku verloren. Das bedeutet: Sie können mit vollem Akku starten und müssen keine Reduzierung der Reichweite hinnehmen.


Das heißt aber nicht etwa, dass Sie schon 15 Minuten vor der Abfahrt zum Auto laufen müssen, um die Heizung einzuschalten. Denn bei den meisten Elektroautos können Sie im Bordcomputer einstellen, um welche Uhrzeit er das Vorheizen starten soll. Wenn Sie sich nicht jeden Tag um mehr oder weniger die gleiche Uhrzeit in Ihr Fahrzeug setzen, dann können Sie die Heizung stattdessen von Hand einschalten – bequem vom Frühstückstisch aus mit Hilfe der Smartphone-App des Fahrzeugherstellers.



3. Clever klimatisieren


Den Energieverbrauch der Heizung während der Fahrt können Sie verringern, indem Sie einige vergleichsweise simple Tipps beherzigen:

Tragen Sie beispielsweise warme Kleidung. So können Sie die Heizung ein paar Grad niedriger stellen.


Verzichten Sie auch darauf, Fenster und Türen zu lange zu öffnen.

Bei einigen Autos gibt es zudem die Möglichkeit, lediglich den Fahrerplatz zu beheizen. (Sollten Sie allerdings mit einem Beifahrer unterwegs sein, dann möchten wir doch eher davon abraten, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen.)


Die Luftheizung benötigt am meisten Strom. Oft reicht es aus, stattdessen die Lenkrad- und die Sitzheizung zu verwenden.


Strom sparen können Sie auch, wenn Sie die Heizung auf den Umluft-Modus umstellen. In diesem Modus gelangt keine Frischluft von außen, die erst stark aufgewärmt werden muss, in das Innere des Fahrzeugs. Dauerhaft den Umluft-Modus zu verwenden dagegen ist nicht sinnvoll, da die Luft nach einiger Zeit sonst stickig wird.


4. Geeigneten Fahrmodus einstellen

Die meisten Elektroautos verfügen über einen Eco-Modus. Dieser Modus optimiert die Reichweite des Fahrzeugs, indem er unter anderem die Einstellungen für die Servolenkung, die Beschleunigung und die Klimatisierung verändert. Das ist natürlich auch im Winter willkommen, wo die Reichweite ein heikleres Thema ist als in wärmeren Jahreszeiten (siehe Tipp „1 Geringere Reichweite berücksichtigen“).


Darüber hinaus jedoch bringt der Eco-Modus (der je nach Fahrzeughersteller auch eine geringfügig andere Bezeichnung tragen kann) im Winter einen weiteren Vorteil mit sich: Die verringerte Beschleunigung in diesem Modus reduziert das Risiko, dass die Räder auf glatten Straßen durchdrehen.


Ist es bei Ihrem Elektroauto möglich, die Stärke der Rekuperation einzustellen? Dann können Sie die Rekuperation möglichst weit reduzieren, wenn Sie auf einer winterlich glatten Straße unterwegs sind. Dadurch verringern Sie die Wahrscheinlichkeit, dass das Fahrzeug ins Rutschen gerät, wenn Sie den Fuß vom Gaspedal nehmen. (Bei einer hohen Rekuperation dagegen bremst das Fahrzeug automatisch und recht abrupt, wenn Sie das Gas reduzieren, und verwendet die zurückgewonnene Bremsenergie, um den Akku aufzuladen. Nach Berechnungen des ADAC lässt sich durch Rekuperation die Reichweite eines Elektroautos um bis zu 20 Prozent erhöhen.)


5. Akku warm laden


Etwas vermenschlicht ausgedrückt: Akkus mögen keine Kälte. Das liegt daran, dass bei niedrigen Temperaturen das Elektrolyt im Inneren des Akkus einen größeren Widerstand bietet und sich die Ionen daher weniger schnell durch dieses Elektrolyt zwischen Kathode und Anode bewegen können.

Die Folge davon: Das Laden des Akkus dauert bei niedrigen Temperaturen länger als normalerweise.


Schnellladungen sollten Sie daher am besten direkt nach einer längeren Fahrt durchführen, wenn der Akku noch warm ist. In der Praxis bedeutet das in der Regel, dass man den Akku bevorzugt abends nach dem Benutzen des Autos auflädt statt erst am nächsten Morgen.


Bildquelle: ginger_polina_bublik / Shutterstock.com

Ist das nicht möglich, dann empfiehlt es sich, den Akku vor dem Schnellladevorgang aufzuwärmen – mit Hilfe der programmierbaren Heizung des Autos. Weniger stark sind die Auswirkungen der winterlichen Kälte natürlich, wenn Sie das Fahrzeug statt auf der Straße in einer Garage parken, wo der Akku nicht so stark auskühlen kann.


6. Keine Angst vor Erfrieren


Ein Stau auf der Autobahn, der stundenlang oder sogar die ganze Nacht dauert: Droht Fahrern von Elektroautos im Winter da der Erfrierungstod (wie es hartnäckige Gerüchte behaupten)? Kurz gesagt: Nein.


Etwas ausführlicher: Nach Berechnungen des Energiekonzerns Eon kann ein Mittelklasse-Elektrofahrzeug selbst mit halbleerem Akku etwa 50 Stunden lang die Innentemperatur auf einem angenehmen Niveau halten.


Der ADAC hat den Praxistest gemacht, indem er einen Renault Zoe und einen VW e-up mit eingeschaltetem Standlicht eine Nacht bei Temperaturen zwischen -9 und -14 Grad °C draußen abstellte. Die Heizungen benötigten in dem 12-stündigen Experiment etwa 2 beziehungsweise 3 Kilowatt pro Stunde. Die Akkus würden also (voll aufgeladen) ungefähr 17 beziehungsweise 15 Stunden lang durchhalten.


Unnötige Energieverbraucher wie Scheibenheizung und Abblendlicht empfiehlt es sich bei solchen unfreiwilligen Langzeitaufenthalten auszuschalten. Das Standlicht dagegen sollte aus Sicherheitsgründen eingeschaltet bleiben.


7. Vorbereitet für den Notfall


Wer gut vorbereitet ist, für den stellt der Winter im Allgemeinen und selbst ein Stau auf einer verschneiten Autobahn keinen Albtraum dar. Das ist bei Elektroautos nicht anders als bei Verbrennern.


Bewährte Winter-Hilfsmittel wie ein Kratzer zum Entfernen vom Eis, Silikon-Spray gegen zufrierende Türdichtungen sowie ein Enteiser-Spray für zugefrorene Türschlösser sollten in keiner Autogrundausstattung fehlen. Auch eine Taschenlampe kann sich oft als nützlich erweisen.


Warme Decken in ausreichender Zahl sorgen dafür, dass Sie im Stau die Heizung einige Grad niedriger stellen und so Strom sparen können. Heiße Getränke in Thermosflaschen wärmen Fahrer und Passagiere von innen. Dauert der Stau länger, dann freut man sich zudem, wenn man haltbare Lebensmittel wie Müsliriegel oder Kekse im Handschuhfach findet.



Für Elektroautos gilt darüber hinaus: Es ist besser, zu früh und dadurch letzten Endes etwas zu oft Ladestopps einzulegen, als von einer Notfallsituation mit fast leerem Akku überrascht zu werden.

Power-Bank?


Wer ganz besonders gewissenhaft sein möchte, der packt zudem eine Power-Bank in die Grundausstattung seines Autos. So kann man während eines längeren erzwungenen Aufenthalts im Auto Geräte wie Smartphones und Tablets laden, ohne den Akku des Fahrzeugs zu belasten.


Unbedingt nötig ist dies allerdings nicht: Der Stromverbrauch eines Smartphones oder eines Autoradios ist im Vergleich zur Kapazität des Autoakkus so gering, dass er (laut Eon) in dieser Situation „keinen nennenswerten Unterschied“ macht.


Bildquelle Beitragsbild: Polestar

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