Mit dem Stromer auf der Langstrecke zu fahren – lieber nicht Dieses Vorurteil hält sich nach wie vor hartnäckig. In den Anfängen der Elektromobilität war die Urlaubsreise mit dem Elektroauto tatsächlich eine Herausforderung. Das Hauptproblem war die durchweg geringe Reichweite. Doch die Zeiten, in denen man mit batteriegetriebenen Fahrzeugen nur 150 bis 200 Kilometer am Stück zurücklegen konnte, sind vorbei. Die Reichweiten von Stromern steigen kontinuierlich, wie die Daten des ADAC Ecotests belegen. So kamen die Elektroautos beispielsweise 2013 auf eine durchschnittliche Reichweite von 167 Kilometern. Im Jahr 2023 lag dieser Wert bei 393 Kilometer. Um es in die Praxis einzuordnen: Laut Statistik legen Autofahrer in Deutschland täglich im Durchschnitt eine Strecke von rund 40 Kilometern mit dem Auto zurück.
Sorgenfrei losfahren
Für eine Langstreckenfahrt mit dem E-Autos ist die entsprechende Vorbereitung essenziell. Die Batterie des Stromers sollte voll geladen und das Auto für den Zeitpunkt der Abfahrt klimatisiert sein. Die benötigte Energie kommt direkt aus der Ladestation. Außerdem muss die Klimaanlage dann während der Fahrt weniger arbeiten.
Um komfortabel ans Ziel zu gelangen und das flaue Gefühl der Reichweitenangst zu vermeiden, sollte außerdem vor dem Fahrtantritt überprüft werden, ob und wie viele Stationen zum Schnellladen es entlang der geplanten Reiseroute gibt. Diese sind nicht nur an Raststellen, sondern in zunehmendem Maße auch an Tankstellen, Schnellrestaurants und Supermärkten zu finden. Bei der Planung der Ladestopps sollten Sie jedoch den Realverbrauch Ihres Stromers kennen, denn diese Werte weichen mitunter signifikant von den Herstellerangaben ab.
Wer eine Langstreckentour mit mehreren Ladestopps vor sich hat, kann mittlerweile auf ausgereifte Tools und Apps zurückgreifen. Der bekannteste Vertreter aus der Riege der Navigations-Applikationen ist Google Maps. Die Entwickler aus dem Hause Google haben der App bereits vor einigen Jahren eine praktische Suchfunktion für Stromtankstellen spendiert. Hierbei werden nicht nur sämtliche Lademöglichkeiten in der näheren Umgebung angezeigt, sondern auf Wunsch auch entlang der Route vorgeschlagen. In einigen Ländern steht zudem auch eine Filterfunktion nach Steckertyp zur Verfügung. Außerdem liefert Google Maps auch Echtzeitinfos zur Auslastung der Ladestationen.
Nahezu alle Elektroautos ermöglichen inzwischen auch eine Navigation inklusive Ladeplanung über die eigene Software. Dabei wird der Verbrauch der letzten Fahrten und der aktuelle Ladestand berücksichtigt und man kann zwischen schnellster und effektivster Route wählen. Von Zeit zu Zeit benötigt die Software des Stromers ein Update, um auf dem neuesten Stand zu bleiben. Solche Aktualisierungen können mitunter auch die Ladeleistung verbessern und so für einen kürzeren Stopp an der Ladesäule sorgen. Prüfen Sie deshalb vor dem Losfahren, ob die Software Ihres Stromers auf dem aktuellsten Stand ist.
Unterwegs bequem Strom tanken
Während der Fahrt ist es ratsam, noch genügend Restenergie im Akku zu belassen, um notfalls eine andere Ladesäule ansteuern zu können. Experten empfehlen einen Puffer von rund 100 Kilometern Reichweite. Auf diese Weise bleiben Sie auch dann entspannt, wenn Sie in einen Stau geraten oder aufgrund von Baustellen eine Umleitung nehmen müssen.
Um auf der Langstrecke Strom zu sparen und so die Reichweite zu erhöhen, sollten Sie den Eco-Modus nutzen. In diesem fährt das Elektroauto mit etwas weniger Leistung, bei manchen Modellen werden auch stromintensive Verbraucher wie etwa die Heizung, Klimaanlage oder Servolenkung gedrosselt.
Ein großer Vorteil von Elektroautos gegenüber Verbrennern ist die Rekuperation. Hierbei wird die kinetische Energie beim Bremsen in elektrische Energie umgewandelt und in die Batterie zurückgespeist. Das macht sich vor allem auf Strecken mit großen Höhenunterschieden bemerkbar. Dank der Rekuperation und einer vorausschauenden Fahrweise kann so der Ladestopp um ein paar Kilometer hinausgezögert werden.
Ist das Aufladen des Stromers schlussendlich unausweichlich, sollten Ladestellen mit möglichst vielen Ladepunkten angesteuert werden. So verhindern Sie unnötig lange Wartezeiten. Apropos Wartezeiten: Diese lassen sich auf vielfältige Weise verkürzen. Einer von Kia in Auftrag gegebenen Studie zufolge werden die Pausen genutzt, um sich zu bewegen oder in einem Restaurant oder in einem Café zu stärken. Im Unterschied zu den Fahrern von Verbrennern nutzen in etwa doppelt so viele E-Autofahrer die Pausen während der Fahrt, um im Fahrzeug nachhaltig zu entspannen.
5 Tipps für Fahrten auf der Langstrecke
Nicht zu schnell fahren
Wer vorausschauend fährt und nicht ständig das Strompedal bis zum Anschlag durchdrückt, verbraucht weniger. Dies gilt für Elektroautos genauso wie für Verbrenner. Die Reichweite eines Stromers lässt sich maximieren, indem man mit einer mittleren Geschwindigkeit fährt und nur sanft beschleunigt. Hohe Geschwindigkeiten wiederum erhöhen den Luftwiderstand, was sich negativ auf die Reichweite auswirkt.
Heizung und Klimaanlage nicht im Dauerbetrieb
Verrichten Heizung oder Klimaanlage während der Fahrt durchgehend ihren Dienst, kann dies die Reichweite um bis zu 25 Prozent senken. Sie sollten diese energiehungrigen Verbraucher deshalb nur mit Bedacht nutzen. Tipp: Schalten Sie die Klimaanlage oder die Heizung während des Ladestopps ein. Die notwendige Energie kommt dann direkt aus der Ladestation. Außerdem werden Wärme- und Kältezufuhr anschließend während der Fahrt nachhaltig reduziert.
Vor längeren Strecken voll aufladen
Zwar nimmt die Akkulebensdauer im Laufe der Zeit ab, wenn der Akku des Stromers permanent voll oder über 80 Prozent geladen wird. Vor einer längeren Reise spricht allerdings nichts dagegen, die Batterie auch auf 100 Prozent zu laden, sofern die Fahrt zeitnah gestartet wird. Während man unterwegs ist, lohnt sich das Aufladen über 80 Prozent jedoch aus Zeitgründen nur selten, da der Aufenthalt an der Ladestation unnötig in die Länge gezogen wird.
Ladestopps vorab planen
Die Ladeinfrastruktur ist regional sehr unterschiedlich und nicht nur in Deutschland von Bundesland zu Bundesland verschieden. Auch im benachbarten Ausland sind beispielsweise Schnellladestationen in manchen Regionen seltener zu finden als in anderen. Deshalb sollten Sie sich bereits vor der Abfahrt über die Standorte von passenden Ladestationen entlang der jeweiligen Route zu informieren. Neben sogenannten Ladeapps geben Ihnen auch professionell animierte Kartendienste wie Google Maps Auskunft über die vorhandenen Lademöglichkeiten. Zudem können die bordeigenen Navigationssysteme der meisten Stromer diese Aufgabe bewältigen.
Ballast reduzieren
Logisch: Je mehr Gepäck, desto schwerer ist das batteriebetriebene Fahrzeug. Außerdem erhöht sperriges Gepäck auf dem Dach den Luftwiderstand enorm. Sie sollten daher nur mit jenen Dingen eine längere Fahrt antreten, die Sie auch wirklich benötigen.
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