Spätestens seit im Februar 2022 die EU-Kommission der Kernenergie ein Öko-Label umgehängt hat, gehen bei immer mehr Bürgern des Landes die Alarmglocken an, wenn es um saubere und umweltfreundliche Stromgewinnung geht. Es wird nicht mehr alles bloß hingenommen, sondern hinterfragt. Ist es moralisch zu vertreten, jegliche Form von Elektrizität zu verwenden oder sind die preislichen Unterschiede vernachlässigbar, wenn man sich für einen Stromanbieter entscheidet, der nachgewiesenermaßen reinen Ökostrom anbietet? Außerdem sollte sich jeder Besitzer eines E-Autos die Frage stellen, ob es Sinn macht, wenn man sich ob eines ökologischen Grundgedankens einen Stromer kauft, der dann aber mit Energie aus Kohle- und Atomkraftwerken betrieben wird.
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Welche Formen von Ökostrom gibt es?
Wer in Deutschland 100 Prozent Ökostrom beziehen möchte, bekommt diesen vermutlich aus einer der folgenden Quellen:
Wind: Beinahe die Hälfte des in Deutschland produzierten Ökostroms wird mit Windrädern im gesamten Bundesgebiet erzeugt.
Solar: Immerhin rund 20 Prozent des Ökostroms kommen von Solarkollektoren und Photovoltaikanlagen.
Biomasse: Strom aus organischen Stoffen wird etwa aus Pflanzen, Bäumen, Biomüll oder Altholz gewonnen.
Wasserkraft: Die Bewegungsenergie des Wassers wird in Kraftwerken zur Energiegewinnung genutzt.
In stürmischen Zeiten
Eines gleich vorweg: Wer sich zu den Pfennigfuchsern des Landes zählt und seinen Stromanbieter ausschließlich nach dem Preis auswählt, der wird wohl in vielen Fällen nicht bei einem Ökostromanbieter landen. Zu groß ist der Anteil an Energie aus Kohle- und Atomkraftwerken in unseren Gefilden aktuell noch, der teils aus aller Herren Länderneingekauft wird. Allerdings gibt es auch im Bereich des nachhaltigen Stromes durchaus einige Anbieter, die diesen zu einem vertretbaren Preis verkaufen. Und dass, obwohl es so gut wie keinen schlechteren Zeitpunkt für den Wechsel gibt als jetzt. In Zeiten von exorbitant steigenden Preisen für Strom, Heizen und Co. und in denen zahlreiche Anbieter überhaupt einen Kundenstopp eingelegt haben, also keine Neukunden mehr annehmen, lohnt es sich umso mehr, die unterschiedlichen Tarife im Vorfeld gründlich durchzuchecken. Keinesfalls sollte man sich von bloßen Werbeversprechen blenden lassen.
100 % Ökostrom
Aus diesen Gründen haben wir uns für den Vergleich entschieden, den Sie auf den nächsten Seiten finden. Hierbei ist es wichtig, dass der Anbieter zu 100 Prozent Strom aus nachhaltigen Energiequellen im Angebot hat, genau aufschlüsselt, aus welchen Ländern der Strom kommt und außerdem klar definiert, wie sich der Strommix zusammensetzt. Ob der Hauptteil jedoch aus Biomasse, mittels Windstrom oder Wasserkraft generiert wird, ist für unsere Wertung hingegen unerheblich. Er muss allerdings ökologisch sein und darf nicht aus dem nächsten Atom- oder Kohlekraftwerk kommen. Außerdem sollte das Stromangebot möglichst von staatlichen Institutionen zertifiziert sein.
Wir haben uns Anbieter in Deutschland und Österreich vorgeknöpft, ihre Angebotsstrukturen und Produktpaletten gründlich durchleuchtet und zeigen anhand mehrerer Praxisbeispiele auf, zu welchen Anbietern sich ein Wechsel lohnt. Dabei spielt nicht immer nur der bloße Preis eine Rolle, sondern auch, welche Laufzeiten angeboten werden oder ob noch weitere Vorteile wie etwa ein Umzugsservice, eine Preisgarantie oder ein Sofort- oder Neukundenbonus bestehen. Die angesprochenen Beispiele kommen übrigens gleichermaßen aus dem privaten, wie auch aus dem gewerblichen Bereich.
Des Weiteren haben wir den Kundenservice der Anbieter unter die Lupe genommen und auf Schnelligkeit, Freundlichkeit und Lösungsorientierung geprüft. So bekommen Sie einen guten Überblick, zu welchem Anbieter Sie bedenkenlos wechseln können.
Für Business Kunden in Deutschland
In der aktuellen Situation haben einige Ökostromanbieter die Reißleine gezogen und ihr Angebot für gewerbliche Kunden vorerst ausgesetzt. Manche der von uns befragten Unternehmen bieten hingegen explizit an Firmenkunden gerichtete Strompakete erst gar nicht an, weshalb wir auf einen aussagekräftigen Vergleich verzichtet haben. Wir stellen Ihnen dennoch auf dieser Seite drei Anbieter vor, die in Deutschland zu 100 Prozent Ökostrom für Gewerbekunden im Angebot haben. Das Beispiel sieht ein Unternehmen mit Sitz in Frankfurt und einen Jahresbedarf von 50.000 kWh vor.

Bürgerwerke: Ein mittelständisches Unternehmen im Umland von Frankfurt haben wir uns als Berechnungsbeispiel ausgesucht. Wird der Ökostrom bei den Bürgerwerken in Heidelberg angemeldet, so werden im Jahr etwas mehr als 17.300 Euro für den geplanten Strombedarf von 50.000 kWh benötigt. Die Grundgebühr mit 10 Euro monatlich ist überschaubar, von Seiten der Bürgerwerke wird dieser Tarif bis Jahresende garantiert, Mindestvertragslaufzeit gibt es keine.
Naturstrom AG: Wer als Unternehmen mit einem Strom-Jahresbedarf von 50.000 kWh beim Anbieter Naturstrom seinen Stromtarif anmeldet, der hat mit Kosten von etwa 20.000 Euro innerhalb von 365 Tagen zu rechnen. Apropos: Besagte 365 Tage bzw. 12 Monate sind als Mindestvertragslaufzeit vorgesehen, außerdem wird ein Umzugsservice vom alten Anbieter zum neuen geboten. Zudem garantiert Naturstrom den Preis bis Ende 2024 - ein unübertroffener Wert.
Wemag: Die dritte Option im Bunde (wichtig: wir haben keine Reihung vorgenommen!) ist der Ökostrom Gewerbe von Wemag. Das in Schwerin ansässige Unternehmen gewinnt seinen Strom aus Windkraft, Sonnenenergie und Biomasse. Das Stromangebot für unser Musterunternehmen mit 50.000 kWh jährlichen Strombedarf lautet auf rund 22.000 Euro. Dabei wird bei Vertragsabschluss eine 12-monatige Bindung eingegangen. Einen Umzugsservice gibt es nicht, ebenso wenig eine Preisgarantie.
Für Business Kunden in Österreich
Ähnlich wie in Deutschland verhält es sich auch in Österreich mit den Stromangeboten für ökologisch agierende Unternehmen. Manche Anbieter haben ihr Angebot für Gewerbekunden zurückgefahren oder bieten von Vornherein gar kein solches an. Nichtsdestotrotz haben wir uns drei Unternehmen herausgepickt, die sehr wohl 100 Prozent Ökostrom anbieten und dennoch explizite Stromangebote für Firmen im Repertoire haben. Unser Berechnungsbeispiel sieht ein Unternehmen mit Sitz in Linz mit 50.000 kWh Strombedarf im Jahr vor.

AAE: Der etwas sperrige Tarifname Naturstrom Business Basic 22.1 bringt 100 Prozent reinen Ökostrom in unseren Musterbetrieb. Für einen Strombedarf von 50.000 kWh verlangt der Anbieter rund 17.000 Euro im Jahr. Bei einer Mindestvertragslaufzeit von 12 Monaten und einer Preisgarantie bis Anfang 2023 bietet AAE seinen (zukünftigen) Kunden auch einen Umzugsservice zum neuen Anbieter an. Außerdem gibt es keine Kündigungsfrist.
Energie AG: Das in Linz ansässige Unternehmen beliefert Kunden in ganz Österreich mit 100 Prozent Ökostrom. So auch Gewerbetreibende, die sich für diese nachhaltige Form der Energiegewinnung entscheiden. Preislich kommt das Angebot der Energie AG auf knapp unter 21.000 Euro im Jahr, dafür erhebt der Anbieter auch keinen Anspruch auf eine Mindestvertragslaufzeit. Die Grundgebühr mit gerade einmal 2 Euro im Monat ist hingegen eher als symbolisch einzustufen.
Verbund: Unternehmen, die sich für Ökostrom entscheiden, können auch zum Verbund wechseln. Mit dem Angebot Verbund-Strom-Gewerbe erreicht der Anbieter Adressen in ganz Österreich, in unserem Beispiel den Betrieb in Linz. Für gerade einmal 15.530,88 Euro sind 50.000 kWh an Strom für ein ganzes Jahr bezahlt. Die Mindestvertragslaufzeit beträgt 12 Monate, der Preis wird zumindest bis zum Jahresende garantiert. Wer kündigen will, muss zwei Wochen Frist einplanen.
Für private Kunden in Deutschland
So testen wir: In der nachfolgenden Tabelle werden jeweils die Felder zur Benotung berücksichtigt, bei denen Sie in der Spalte „Prozent“ einen Wert finden. Diese Tabelle ergibt das Anbieter-Gesamtergebnis, welches zu 70 % zur Gesamtbewertung zählt. Die restlichen 30 % entfallen auf die Kundenservice-Bewertung. Unsere Beispielfamilie besteht aus vier Personen, lebt in einem Einfamilienhaus in Frankfurt und benötigt 4.000 kWh Strom im Jahr.

Bürgerwerke: Unser Testsieger sind die in Heidelberg ansässigen Bürgerwerke, eine Dachorganisation und ein Verbund von Bürgerenergiegesellschaften, der als eigener Anbieter auftritt. In unserem Test musste unsere Beispielfamilie für ein Jahr Strom rund 1.800 Euro einplanen, der Grundpreis ist zwar der höchste, dafür entfällt die Mindestvertragslaufzeit. Eine Preisgarantie wird bis zum Jahresende gewährt und auch der Kundenservicetest förderte beinahe makellose Ergebnisse zutage.
Naturstrom AG: Auf dem zweiten Gesamtrang schließt die Naturstrom AG aus Düsseldorf ab. Mit etwas mehr als 2.100 Euro im Jahr ist der Strom rund 300 Euro teurer als beim Testsieger und auch die Preisgarantie entfällt. Dafür ist der gebotene Kundenservice top und auch ansonsten entdeckten wir im Zuge unserer Recherche keinerlei Stolpersteine. Alles in allem können wir mit 80,85 von 100 möglichen Punkten ruhigen Gewissens gerade noch ein Sehr gut für Naturstrom vergeben.
Prokon: Platz drei holt sich Prokon aus dem Hohen Norden der Bundesrepublik, genauer gesagt aus dem nördlich von Hamburg gelegenen Itzehoe. Preislich kann der Anbieter nicht ganz mit dem Erst- und Zweitplatzierten mithalten, dafür ist immerhin der monatliche Grundpreis der günstigste im Test. Außerdem konnte uns der Kundenservice von Prokon am meisten Überzeugen, vor allem die schnelle Reaktion auf schriftliche Anfragen sowie die Lösungsorientiertheit sind echte Pluspunkte.
LichtBlick: Nur knapp hat der Anbieter LichtBlick das Treppchen verpasst. Mit 77,7 Punkten von 100 möglichen bleibt unter dem Strich ein solides Gut stehen. Preislich ist der Anbieter sogar etwas günstiger als der Konkurrent zur Linken, allerdings reißt es für den Mitbewerber der herausragende Kundenservice heraus, der bei LichtBlick nicht ganz an dessen Niveau heranreicht. Vor allem in Sachen Antwortdauer mussten wir mit unseren versendeten Mails teilweise deutlich länger auf eine Antwort warten.
Fair Trade Power: Auch der Anbieter Fair Trade Power bekommt von uns die Note Gut ausgestellt. Was die monatlichen Kosten betrifft, ist der Anbieter sogar günstiger als die Konkurrenz auf den Rängen drei und vier, dennoch reicht es knapp nur für den fünften Platz, da keine Preisgarantie sowie kein Sofort- oder Neukundenbonus angeboten werden. Gerade in solch dynamischen Zeiten, wie wir sie gerade erleben, sind gewisse Konstanten nicht unwesentlich. Immerhin beträgt die Mindestvertragslaufzeit lediglich einen Monat.
Wemag: Preislich kann selbst der Anbieter, der die Rote Laterne in Händen hält, ohne Weiteres mit der Konkurrenz mithalten. Dem in Schwerin ansässigen Unternehmen wird jedoch zum Verhängnis, dass nicht verifiziert werden kann, woher der zu 100 Prozent als Öko eingestufte Strom kommt. Auf Anfrage bestätigte man uns, dass bei der Strombörse EEX, wo der Strom eingekauft wird, nicht nach Herkunftsland gekennzeichnet wird. Somit fehlen dem Anbieter wichtige Punkte, die jeder andere Mitbewerber einsammelt.
Für private Kunden in Österreich
So testen wir: In der nachfolgenden Tabelle werden jeweils die Felder zur Benotung berücksichtigt, bei denen Sie in der Spalte „Prozent“ einen Wert finden. Diese Tabelle ergibt das Anbieter-Gesamtergebnis, welches zu 70 % zur Gesamtbewertung zählt. Die restlichen 30 % entfallen auf die Kundenservice-Bewertung. Unsere Beispielfamilie besteht aus vier Personen, lebt in einem Einfamilienhaus in Linz und benötigt 4.000 kWh Strom im Jahr.

AAE: Mit 94,65 von 100 möglichen Punkten holt sich AAE Naturstrom (die Abkürzung steht für Alpen-Adria-Energie) den Sieg bei den österreichischen Anbietern. Nicht nur der günstigste Preis im Vergleichstest konnte uns überzeugen, sondern auch die Preisgarantie bis Ende des Jahres sowie der Sofort- bzw. Neukundenbonus sowie der Umzugsservice. Außerdem überzeugte uns der Kundenservice mit durchweg raschen Antwortzeiten auf unsere schriftlichen Anfragen sowie kompetente und freundliche Umgangsformen.
Oekostrom AG: Auch der Kandidat auf dem zweiten Platz, die Oekostrom AG, verdient sich die Note Hervorragend, wenngleich im Vergleich mit dem Testsieger etwas geringerer Punkteanzahl. 90,23 von 100 reichen aber, wenn auch knapp, immer noch für die Höchstwertung. Preislich ist der Anbieter bis auf wenige Euro auf einem Niveau mit AAE, allerdings fällt die Bewertung im Bereich Kundenservice etwas ab und Sofort- bzw. Neukundenbonus wird auch keiner angeboten. Dennoch ist ein Wechsel zur Oekostrom AG bedenkenlos zu empfehlen.
Verbund: Den letzten verbliebenen Platz auf dem Treppchen nimmt Verbund ein. Beim Preis kann der seit 2005 auf dem Markt befindliche Anbieter zwar nicht ganz mithalten, innerhalb eines Jahres müssen etwa 130 Euro mehr im Vergleich mit dem günstigsten Angebot gelöhnt werden, allerdings ist der Kundenservice herausragend, dies konnten wir bei unseren Tests durchweg ermitteln. Sowohl was die Schnelligkeit betrifft, mit der auf unsere E-Mails geantwortet wurde, als auch was den Inhalt der Beantwortungen anbelangt.
E.ON: Lediglich einen Wimpernschlag kommt E.ON Österreich hinter dem dritten Rang ins Ziel. Auf dem Papier sind es gerade einmal 0,11 Punkte, wenngleich die Unterschiede auf den ersten Blick sogar etwas deutlicher aussehen. Im Vergleich mit dem Drittplatzierten müssen Neukunden von E.ON rund 120 Euro jährlich mehr bezahlen, allerdings ergeben sich auch die Vorteile einer längeren Preisgarantie sowie von Sofort- bzw. Neukundenboni. Beim Kundenservice gerät E.ON hingegen etwas ins Hintertreffen.
Energie AG: Fünfter Gesamtrang für den in Linz ansässigen Anbieter, der zunächst einmal mit der günstigsten Grundgebühr punkten konnte. Was den Preis für ein ganzes Jahr anbelangt, liegt er allerdings doch ein gutes Stück hinter den Mitbewerbern. Auf den Testsieger fehlen rund 700 Euro, auf den vierten Rang mehr als 400 Euro. Sehr gut gefallen hat uns jedoch, dass die Energie AG rund 600.000 mWh an Strom aus privaten Haushaltsanlagen anbietet. Kein anderer Anbieter war in diesem Bereich derart auskunftsfreudig.