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  • AutorenbildArmin Grasmuck

"Wir haben eine klare Vision": Opel-Chef Florian Huettl im electricar-Interview

Opel-Chef Florian Huettl erklärt die konsequente Transformation des traditionsreichen Herstellers – und was er unter Greenovation versteht.



Das Jubiläum zu 125 Jahren Opel-Automobilbau haben Sie mit einem Festakt in der Unternehmenszentrale in Rüsselsheim gefeiert, zu der auch der Bundeskanzler erschienen ist. Wie haben Sie die Botschaft von Olaf Scholz aufgenommen?


Floria Huettl: Das klare Bekenntnis des Kanzlers zur Elektromobilität hat mich gefreut. Es ist sehr wichtig für uns. Opel befindet sich in einer Transformation. Wandel ist per Definition von Unsicherheit geprägt, manchmal auch von Unklarheit. Der Kanzler hat mit seiner Botschaft viel Klarheit gebracht. Das deckt sich zu 100 Prozent mit dem, was wir denken.


Wie anspruchsvoll ist es, diesen traditionsreichen Hersteller in der größten Transformation der Automobilgeschichte zu führen und zu inspirieren?


Opel ist ein sehr leistungsfähiges Unternehmen, das in seiner ganzen Historie stets nach vorne geschaut und sich neu erfunden hat. Transformation war und ist für uns eine Chance, ein Teil unserer DNA. Insofern ist sie ein Vorteil, weil wir mutig sind und weil wir der Strategie, die wir in den vergangenen Jahren entwickelt haben, als gesamtes Unternehmen konsequent folgen können. Es braucht eine klare Vision, die wir haben. Und Sie müssen es schaffen, diese umzusetzen. Opel ist in der Lage, viel zu bewegen.


Während mancher Konkurrent bis heute zaudert, arbeiten Sie konsequent an der Maßgabe, ab 2028 ausschließlich Elektroautos zu produzieren. Woher nehmen und nahmen Sie die Zuversicht, dass dieser Plan aufgeht?


Wir sind konsequent. Das hat weniger mit Fristen als solchen zu tun, sondern mit der tiefen Überzeugung, dass das Elektroauto das bessere Auto ist. Geräuscharm, effizient, hoher Nutzungsgrad, angenehmes Fahren, viele Vorteile in den Nutzungskosten. Dazu kommt, dass es für uns der einzig gangbare Weg zum CO2-neutralen Hersteller ist. Wir möchten CO2-neutrale, individuelle Mobilität anbieten. Wir wollen unseren Kunden in der Breite die Elektromobilität zugänglich machen, weil wir sie für die richtige Technologie halten.


Wie schaffen Sie es, die Opel-Mitarbeiter für diesen Kulturwandel zu begeistern?


Natürlich haben wir Verantwortung für das ganze Unternehmen. Wir wollen alle Mitarbeiter mitnehmen, das ist uns bisher sehr gut gelungen. Dadurch, dass wir unsere Fahrzeuge mit Multi-Energy-Plattformen anbieten, haben wir eine hohe Flexibilität. Wir können beispielsweise den Corsa mit einem Elektro- oder einen Hybridmotor ausstatten, ohne dass es der Kunde auf den ersten Blick von außen sieht. Vom Design her ist es das gleiche Auto. So können wir auch mit Schwankungen, die sich im Zeitverlauf ergeben, sehr gut umgehen. Eines ist ganz klar: Die Elektromobilität legt auch im bisherigen Jahresverlauf in Europa weiter zu. Während Deutschland einen Rückgang von 15,9 Prozent verzeichnet, holen andere auf. Die gegenwärtige Irritation ist vor allem ein deutsches Thema, was natürlich auch auf den abrupten Wegfall der Förderung zurückzuführen ist.

Der Wettbewerber aus Wolfsburg hat für das Jahr 2027 ein Elektromodell für 20.000 Euro angekündigt. Wann kommt Opel mit dem Stromer zu einem vergleichbaren Preis?


Wir denken, der Punkt, an dem die Elektromobilität Preisparität erreicht, wo sie also das Niveau eines vergleichbaren Verbrenners erreicht, liegt bei 25.000 Euro. Dahin gehen wir, das entwickeln wir. Elektromobilität muss bezahlbar sein. Es ist eine ambitionierte Aufgabe. Dafür sind sehr klare Entscheidungen notwendig. Diese treffen wir, und das ist ein klarer Teil unserer Planung für die nächste Generation der Elektromobilität. Wir haben mit unserem Konzeptfahrzeug Opel Experimental bereits einen Ausblick gegeben. Da können Sie sehen, wie sich die Formensprache und das Opel-Design entwickeln. Als Teil davon wollen wir ein E-Fahrzeug ab 25.000 Euro auf den Markt bringen. Es ist unser Anspruch, Elektromobilität bezahlbar zu machen.


Wird dieses Modell neu entwickelt, oder planen Sie einen abgespeckten Corsa?


(lacht) Ich gebe Ihnen gerne mehr Details, wenn wir so weit sind. Doch ich kann Ihnen ein paar Hinweise geben: Opel hat heute ein sehr klares Produktangebot. Wir bieten genau fünf reine Pkw-Modelle an: Corsa, Mokka, Frontera, Grandland und Astra. Dazu kommen die drei Nutzfahrzeuge, Combo, Vivaro und Movano, von denen Combo und Vivaro auch als Pkw-Modelle verfügbar sind. Das heißt, wir bauen keine Autos für Nischen. Wir bauen Autos, die mitten in volumenstarken Segmenten positioniert sind und eine breite Kundschaft ansprechen.



Als Sie vor zwei Jahren Ihren Dienst als CEO von Opel antraten, war Greenovation eines Ihrer Schlagworte. Wie weit sind Sie auf dem Weg, das Unternehmen nachhaltiger zu gestalten?


Greenovation ist eine Philosophie von Opel, die sich überall findet. So ist das Projekt „Green Campus“, das wir konsequent entwickelt haben, schon heute ein großer Erfolg. Wenn Sie hier in Rüsselsheim die wunderbaren, alten Industrieanlagen sehen und spüren können, was hier im Laufe unserer Firmengeschichte entstanden ist, werden Sie mir dennoch zustimmen: Es gibt Bedarf, Greenovation umzusetzen. Es ist ein wichtiger Meilenstein für uns. Wir bauen den Green Campus hier in Rüsselsheim, im Herzen der Marke Opel – ein modernes, CO2-neutrales, mit Solarpower betriebenes und visionäres Zukunftsprojekt. Entwicklung, Design, Marketing, Vertrieb, alle Funktionen des Unternehmens werden in unsere neue globale Opel-Zentrale einziehen.


Ihr Mutterkonzern Stellantis hat sich in der jüngsten Bilanz als höchst profitabel präsentiert. Welchen Beitrag konnte Opel zu dem positiven Ergebnis leisten?


Unser Beitrag zu Stellantis ist signifikant. Opel ist nachhaltig profitabel. Unser Absatz ist 2023 gewachsen, weltweit um 15 Prozent, das spiegelt sich im Gesamtergebnis wider. Darüber hinaus: Opel ist die einzige deutsche Marke im Konzern. In Deutschland ist Opel die meistverkaufte Konzernmarke, in England unsere britische Schwestermarke Vauxhall. Wir vertreten deutsche Ingenieurskunst, deutsches Design, deutsche Autowerte.


Ist das Konzept Experimental ein Indiz, dass der E-Manta auf den Markt kommt?


(lacht) Auch das zeige ich Ihnen gerne, wenn es so weit ist. Unsere Konzeptautos zeigen die nächste Entwicklung unserer Designsprache. Im vollelektrischen Zeitalter heißt das: längere Radstände bei gleicher Außenlänge, dadurch mehr Platz im Innenraum, niedrigere Dächer, mehr Aerodynamik. Diese Ideen fließen Schritt für Schritt in die Entwicklung ein.



125 Jahre: So feiert Opel das Jubiläum


«Forever forward since 1899», so lautete das Motto, das Opel anlässlich des Festakts in der Unternehmenszentrale in Rüsselsheim ausgerufen hatte. 125 Jahre volle Kraft voraus. Mehr als 7.000 Besucher konnten auf dem Werksgelände miterleben, wie der traditionsreiche Hersteller den Weg in die Mobilität von morgen definiert. Muntere Testfahrten inklusive. In einer eigens konzipierten Sonderausstellung wurden einige der historischen Fahrzeuge präsentiert, genauso wie die neuesten vollelektrischen Modelle Frontera und Grandland. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz, Hessens Ministerpräsident Boris Rhein und Carlos Tavares, CEO des Mutterkonzerns Stellantis, feierten das runde Jubiläum. Passend zu der großen Transformation in der Automobilbranche, bekannte sich der Kanzler klar und deutlich zum Ausbau der Elektromobilität sowie der entsprechenden Infrastruktur. Er nutzte zudem die Gelegenheit, in den Werkshallen den neuesten Stand der Autotechnik zu begutachten und sich in kleiner Runde mit Opel-Angestellten zu unterhalten. Der Landesobere Rhein unterstrich indes, dass Opel ein Garant für technologischen Fortschritt und Wohlstand im Autoland Hessen sei.



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