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  • AutorenbildArmin Grasmuck

Editorial ELECTRICAR 6/22: Alles auf E


Die Zukunft ist elektrisch. Jetzt hat es auch die renommierte Süddeutsche Zeitung festgestellt. In einem ausführlichen Kommentar geht der Autor Jan Schmidbauer auf die große und über lange Zeit glorreiche Geschichte der seit mehr als 130 Jahren in Deutschland entwickelten und gebauten Verbrennungsmotoren ein, um schließlich zu konstatieren: Ihre Zeit sei vorbei, auch wenn mancher es nur mit einer gehörigen Portion Wehmut ertragen könne. Die Zukunft ist elektrisch. Um so gut zu sein wie früher beim Verbrenner, so schlussfolgert der Kollege Schmidbauer, müssten die Hersteller in der Bundesrepublik so akribisch an Batterien und Software tüfteln, wie sie jahrelang Turbolader und Nockenwellen weiterentwickelt haben. Vielen Dank für diesen Hinweis! An dieser Stelle sei höflichst angemerkt: Es klingt wie ein Armutszeugnis, wenn die deutsche Leitindustrie im Herbst des Jahres 2022 mit einfühlsamen Worten dazu animiert werden muss, doch bitteschön auf der riesigen Welle mitzureiten, die längst die Weltwirtschaft erfasst hat.


Doch der aktuelle Trend und die nüchternen Fakten bestätigen den Eindruck, dass einige deutsche und andere europäische Autoproduzenten in der Transformation hin zu den batterie- und wasserstoffgetriebenen Fahrzeugen mit hartnäckigen Problemen zu kämpfen haben. Wie sonst ist es zu erklären, dass potenzielle Käufer von Elektroautos, die jetzt bereit wären, in die neuen Modelle zu investieren, mit Hinweisen auf Lieferschwierigkeiten und Wartezeiten von bis zu 18 Monaten vertröstet werden? Dagegen scheint die Konkurrenz aus Fernost genauso wie der Vorreiter aus den Vereinigten Staaten – wider alle Krisen- und Kriegsszenarien – gedanklich, inhaltlich und auch technisch in vielerlei Hinsicht bereits zwei bis drei Schritte weiter zu sein.

Armin Grasmuck - Chefredakteur

Speziell die Hersteller aus China drängen vehement und mit den entsprechenden Mitteln auf den europäischen Markt. Sie kommen mit E-Autos, die im Stil des Zeitgeists gestaltet und ausgestattet sowie preislich attraktiv sind – neue Vertriebskonzepte inklusive. Sie decken nahezu jedes Fahrzeugsegment ab. Und sie können liefern. Es wird spannend zu beobachten, ob und wie sich diese neuen Produzenten etablieren – und in welchem Maße sie das Geschäft der nationalen Großkonzerne beeinträchtigen.


Die Zukunft ist elektrisch. Da gibt es auch abseits der Montagehallen noch viel zu tun. Stichwort Infrastruktur. 6,3 Milliarden Euro stellt das Verkehrsministerium für den dringend benötigten Ausbau des Ladenetzes bereit. Aus derzeit 70.000 Ladesäulen sollen bis 2030 eine Million werden. Wer die Stromtankstellen baut, wann und wohin – darauf gibt es noch keine Antwort. Obwohl jeder, vom Spitzenpolitiker bis zum Endkunden, längst weiß: Die Zeit drängt.


Im Umkehrschluss bedeutet dies: Die Elektromobilität ist ein Boom-Segment, und sie wird es bleiben. Neu entwickelte Autos. Neue Batterien. Neue Ladesäulen. Neue Stromtarife. Neue Software. Neue Preismodelle ... Und in der Konsequenz: Dutzende von neuen Berufsbildern. Die Themen und Trends entstehen dynamisch und im stetigen Rhythmus. Unser erstes Anliegen ist es, Sie, verehrte Damen und Herren, mit seriös recherchierten Nachrichten, Reportagen, Interviews und Hintergrundinformationen auf dem aktuellen Stand zu halten.


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