BYD Dolphin Surf: Neuer Coup in Europa
- Beatrice Bohlig
- vor 21 Stunden
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BYD zielt mit dem Dolphin Surf auf anspruchsvolle Kunden im Segment der Kleinwagen. Auch mit dem neuen Werk in Ungarn sorgt der Hersteller für Furore.

Maria Grazia Davino steht auf der Bühne und strahlt. Auf dem Großbildschirm hinter ihr ist eine Weltkarte eingeblendet. „Globalisierung, Lokalisierung“ – so lautet die Überschrift der Präsentation in Berlin anlässlich der Vorstellung des neuen Elektroautos Dolphin Surf von BYD.
Für den Konzern aus China treibt Davino als Regionalchefin Europa die Geschäfte in Deutschland, Österreich und der Schweiz voran. Hinzu kommen Polen, Tschechien sowie die Slowakei. Und – von rasch zunehmender Bedeutung für BYD: Ungarn. Dort zieht der chinesische Hersteller seine neue Europazentrale, ein Entwicklungszentrum und ein eigenes Fahrzeugwerk hoch, die Produktion soll noch in diesem Jahr anlaufen. „Unser Ziel ist immer, durch Lokalisierung zu globalisieren“, betont Davino. Das unterstreichen die ebenfalls für 2025 geplanten Fabrikationsstarts von BYD in Kambodscha und Brasilien.
Der entsprechende Output wird nicht nur das Montagevolumen der bestehenden Werke in China, Thailand und Usbekistan ergänzen – er soll BYD endgültig zum Global Player machen. Mit einer bewusst starken Basis in Europa. Die gebürtige Italienerin Davino sagt es selbstbewusst: „Innerhalb der nächsten fünf Jahre sollen unsere Kunden das Unternehmen BYD als einen europäischen Anbieter wahrnehmen“. Raunen im Publikum.

Frühbucher können sparen
Kein Zweifel, da kommt etwas auf die etablierten Volumenhersteller wie VW, Renault und Stellantis zu, doch auch die Premiummarken BMW und Mercedes-Benz haben den Durchstarter aus China auf dem Schirm. Denn mit dem Sealion 7, dem Seal U und dem Seal U DM-I verfügt BYD in Europa bereits über drei Modelle im prestigeträchtigen Segment der Mittelklasse-SUV. Hinzu kommen die gehobene Limousine Han und der stattliche SUV Tang.
Insgesamt zehn Fahrzeuge umfasst das europäische BYD-Portfolio. Tendenz steigend, und zwar im viel bewunderten „China Speed“. Dabei ist die Fabrik in Ungarn, zu deren konkretem Fertigungsprogramm Davino „gern ausführlich bei der nächsten passenden Gelegenheit“ sprechen möchte, ja noch gar nicht am Netz.
Schon jetzt macht BYD jedoch eine unverhohlene Kampfansage an die Platzhirsche in Europa: Für attraktive 19.990 Euro ist der Dolphin Surf als Basisversion namens Active in den Wochen des Marktstarts erhältlich. Danach werden exakt 3000 Euro mehr fällig sein. Mit ähnlichen Lockpreisen trommelt Patrick Schulz, der Verkaufsdirektor von BYD, beim Launch-Event in Berlin für die gehobene Ausführung Boost – erst 22.490, später 26.990 Euro – und das Topmodell Comfort für 24.990 respektive 30.990 Euro.
Konkurrenz im A-Segment
Zunächst also keine 20.000 Euro für den reinen Stromer, der schon in der Standardausstattung unter anderem eine Blade-Batterie mit 30 Kilowattstunden mitbringt, einen drehbaren Touchscreen im 10,1-Zoll-Format sowie elektrisch verstell- und beheizbare Außenspiegel. Das wird man in Wolfsburg aufmerksam verfolgen, wo Volkswagen für 2027 den ID. Every1 in eben dieser Preisklasse plant, aus portugiesischer Produktion.
Gerade mal 3,99 Meter lang ist der Dolphin Surf: „Wir sind mit unserem A-Hatchback einen Zentimeter unter der Grenze zum B-Segment geblieben“, erklärt Schulz mit einem Augenzwinkern. Und just die Kleinstwagen und Stadtflitzer im A-Format werden perspektivisch „die erste rein elektrisch angetriebene Fahrzeugklasse in Deutschland darstellen“, davon ist Schulz überzeugt.

Dichteres Vertriebsnetz
Bei der ersten Ausfahrt in der deutschen Hauptstadt entschied sich electricar für einen Testwagen des Typs Comfort in einer Signalfarbe, die BYD mit Lemon Green/ Citrus Yellow benennt. Auch Lacktöne in Blau, Weiß und Schwarz standen – und stehen – zur Auswahl, doch ein knalliges Pink oder das kräftige Orange fehlen auf der Palette.
Technisch hat dieser Dophin Surf umso mehr zu bieten. So beträgt die Ladezeit seines 43,2-kWh-Akkus von 30 auf 80 Prozent absolut akzeptable 22 Minuten – bei der Ladeleistung von maximal 85 Kilowatt. Mit der Motorleistung von 115 Kilowatt spurtet der Viersitzer in lediglich 9,1 Sekunden von null auf Tempo hundert und schafft eine Höchstgeschwindigkeit von 150 km/ h. Bei moderatem Fahrbetrieb wiederum soll eine WLTP-Reichweite von 310 Kilometern pro Batterieladung möglich sein.
Letzteres war bei der Testfahrt noch nicht zu überprüfen, doch lässt sich bereits konstatieren: Bei Platzangebot, Fahrgefühl und Geräuschniveau löste der Dolphin Surf das Versprechen seiner Produktbezeichnung Comfort rundum ein. Wie komfortabel jedoch werden sich eines Tages die Prozeduren rund um das Zubehör und die Wartung dieses Kleinstwagens gestalten, gar bei Reparaturen? Und auf wie viele deutsche Vertriebsstandorte kann BYD aus China überhaupt setzen?
Auch an derlei Fragen hat Maria Grazia Davino in ihrer Präsentation gedacht, und bei der Beantwortung strahlt sie erneut: „Unser Momentum in Deutschland steigt“, ist jetzt auf dem Mega-Monitor hinter ihr zu lesen. Demnach hat BYD hier im ersten Quartal dieses Jahres exakt 28 Vertriebsstandorte unterhalten. „Bereits bis Ende 2025“, kündigt Davino an, „sind in Deutschland 120 Vertriebsstandorte geplant“. Da ist er wieder, dieser spezielle China Speed.
Fotos: Beatrice Bohlig