top of page

Changan exklusiv: ELECTRICAR besucht Hightech-Werk in Chongqing

  • Autorenbild: Beatrice Bohlig
    Beatrice Bohlig
  • vor 6 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

Das weltweite Autogeschäft hat eine wichtige Parallele zum Kampfsport, weiß Zhu Huarong: „Es ist wie beim Kung Fu – du musst dich im Training regelmäßig mit den Meistern messen, um stetig besser werden zu können“, sagt der Topmanager. Die Mobilitätsmesse Chongqing International Auto Exhibition tief in Chinas Südwesten ist ein Heimspiel für ihn. Und doch spricht der Chairman des aufstrebenden Fahrzeugbauers Changan auch viel über die deutschen Städte Wolfsburg, München und Stuttgart.


ree

„VW, BMW und Mercedes-Benz sind große Player“, sagt Zhu Huarong. „Wir können viel lernen in Europa.“ Er blicke mit Respekt und Bescheidenheit auf Deutschland, „die Wiege des Automobilbaus“. Und Zhu Huarong weiß die Qualitäten europäischer Führungskräfte zu schätzen. So hat er Klaus Zyciora als Chefdesigner für Changan Automobile gewinnen können, den langjährigen Vordenker für Formen und Farben von Volkswagen.


Zhu Huarong mag also durchaus mit einer Portion Bewunderung nach Europa blicken. Allerdings verfolgen er und seine Teams dort zweifellos auch große Ambitionen: „Bis Ende dieses Jahres wollen wir zehn europäische Märkte für uns erschließen“, kündigt der Changan-Chef am Stammsitz in Chongqing an, „mit mehr als 200 Verkaufsstätten in Schlüsselregionen“. Nach Norwegen, Deutschland und Großbritannien stehen Spanien sowie Italien auf der Agenda. „Und Polen als Tor nach Osteuropa“, fügt Zhu Huarong hinzu.


Intensive Partnersuche


Das werden etablierte Autoanbieter wie die Konzerne Stellantis und Renault ebenso aufmerksam registrieren, wie die Inhaber von Pkw-Handelshäusern, Werkstattketten und Servicebetrieben auf europäischem Boden, die sich neue Einnahmequellen erschließen möchten. „Wir suchen in ganz Europa mit voller Kraft nach potenziellen Partnern für viele Bereiche entlang der Wertschöpfungskette“, verriet ein hochrangiger Manager aus der Entourage von Zhu Huarong gegenüber electricar.


Exklusive Einblicke - electricar-Reporterin Beatrice Bohlig am Hauptsitz des  Autobauers im chinesischen Chongqing.
Exklusive Einblicke - electricar-Reporterin Beatrice Bohlig am Hauptsitz des Autobauers im chinesischen Chongqing.

Bereits 2028 möchte Changan demnach „in sämtlichen größeren Märkten Europas vertreten sein“. 2030 soll die Jahresproduktion des Unternehmens schließlich bei fünf Millionen Fahrzeugen liegen. Zur Einordnung der geplanten

Rasanz im Wachstum: In den 41 Jahren seiner Geschichte als Autobauer hatte Changan bis Mitte 2025 gut 28 Millionen Einheiten produziert. „Drei Millionen unserer fünf Millionen Neuwagen wollen wir 2030 mit elektrifiziertem Antriebsstrang ausliefern“, sagt Zhu Huarong, „und insgesamt 1,5 Millionen Autos sollen auf Märkten außerhalb Chinas verkauft werden“.


Zur Realisierung dieser ehrgeizigen Ziele will Changan insgesamt 20 Fabriken außerhalb Chinas hochziehen, unter anderem in Brasilien und Indonesien. Ein erstes Werk in Thailand ist bereits am Netz. Einstweilen kommt im knallharten globalen Wettbewerb jedoch dem Changan-Standort Chongqing die Schlüsselrolle zu. Dort konnte sich electricar in der sogenannten Digital Intelligence Factory (DIF) umsehen und auf Changans hauseigener Testrecke spannende Modelle ausprobieren.


Gütetests mit KI-Systemen


In seiner Digital Intelligence Factory setzt Changan Automobile längst auf 5G-Technologien und Künstliche Intelligenz.Smarte Verknüpfungen der Maschinenparks mit drahtloser Datenübertragung steigern die Flexibilität der Fertigung ebenso wie zahlreiche KI-Anwendungen etwa in der Qualitätskontrolle. Rund 300.000 Neuwagen jährlich laufen hier von den Bändern – von jenen drei Marken, mit denen das Mutterhaus nach Europa drängt: Deepal, Baureihe S05, und Changan, Baureihe E07, sowie Avatr, Baureihe 07.


Ambitionen in Übersee - Topmanager Zhu Huarong möchte mit Changan bereits 2028 in allen relevanten Märkten Europas vertreten sein.
Ambitionen in Übersee - Topmanager Zhu Huarong möchte mit Changan bereits 2028 in allen relevanten Märkten Europas vertreten sein.

Das Topmodell Avatr 12 – gesprochen: „eins zwei“, nicht „zwölf“ – konnte electricar ausgiebig über besagte Hausstrecke scheuchen. Erster Eindruck: Das kleine und nahezu rechteckige Lenkrad liegt auch in engen Kurven griffig zu Händen. Die Monitore der anstelle von herkömmlichen Außenspiegeln montierten Kameras garantieren stets gestochen scharfe Bilder. Das 5,02 Meter lange Flaggschiff mit bis zu 431 kW (586 PS), 800-Volt-Ladetechnik und 94,5-kWh-Akku von Zulieferer CATL schiebt mächtig wie fast lautlos an. Und die auf Knopfdruck automatisch öffnenden und schließenden Türen heben nochmals das ohnehin hohe Komfortniveau dieses rundlichen Gran Coupés.


Vergleichsweise rustikal gestaltete sich dagegen die Ausfahrt in einem knallgelb lackierten SUV mit Ecken und scharf gezogenen Linien: Das Blechkleid dieses urigen Deepal-Typs sieht aus wie mit der Axt erstellt. Und so wirkte unser Testwagen fast wie eine Schrumpfversion jenes kultigen Offroaders mit Stern, der seit 1979 in Graz produziert wird. So ähnlich heißt der Changan mit Charme denn auch: G 318.


Bilder: Beatrice Bohlig



 
 
bottom of page