Ohne Getöse: Der Hyundai Ioniq 5 bietet alles, was ein Stromer braucht – und ein bisschen mehr.
Schauen Sie bitte genau hin! Sehen Sie es auch? Das aktuelle Modell des Hyundai Ioniq 5 scheint in gewisser Weise selbstbewusst zu strahlen. Souverän. Überzeugt von der eigenen Kraft. Tatsächlich wirkt der SUV des koreanischen Produzenten in seiner dritten Saison wie das komplette, weil ausgereifte Elektroauto. Ein attraktives Gesamtpaket bot der Ioniq 5 bereits bei seinem Debüt im Frühjahr 2021. Die neueste Variante präsentiert sich, speziell was die Technik betrifft, optimiert.
Er bleibt ein Phänomen. Aus der Weite wirkt er dezent. Doch mit jedem Schritt der Fahrertür entgegen wird dieser Stromer aus Südostasien größer und massiver. Auf die Tür, hineingesetzt und, jaha, hier lässt es sich aushalten. Üppig wirkt das Raumangebot auf den Vordersitzen, großflächig die Fenster. Die offene Konstruktion der Mittelkonsole lässt Fahrer und Beifahrer genug Platz, sich zu entfalten. Auch auf der Rücksitzbank können Fahrgäste im Größenbereich jenseits der 1,80 Meter entspannt reisen – ohne mit den Knien die Vordersitze zu berühren.
Wir drücken den Startknopf, drehen den Schalthebel am Lenkrad auf D, wie Drive – und rollen los. Angenehm, wie sanft der Ioniq 5 auf der Ortsdurchfahrt und der Landstraße dahingleitet, ruhig und unaufgeregt. Das Fahrwerk ist gut abgestimmt, Bodenwellen und kleine Schlaglöcher werden professionell abgefedert. So macht das Stromern Spaß.

Assistenten per Knopfdruck
In dieses Ambiente passt auch das modern gestaltete und höchst funktionale Cockpit perfekt. Ja, da gibt es eine ganze Reihe von Schalthebeln, Drehreglern Druckknöpfen und Kippschaltern rund um Lenkrad und Touchscreen zu entdecken. Doch das passende Knöpfchen ist schnell gefunden und – besonders wichtig – einfach zu bedienen.

Es sei an dieser Stelle hervorgehoben, weil die Funktionalität samt Software speziell bei manchem Neustarter noch zu wünschen übrig lässt. Dagegen ist der E-Hyundai ein Genuss. Zum Beispiel der Assistent für die Geschwindigkeit: Ein Wischer rechts am Lenkrad, jetzt fährt der künstlich intelligente Helfer mit. Er fixiert das aktuelle Tempo, hält es konstant. Er bremst, wenn der vorausfahrende Wagen bremst. Und er gibt Strom, wenn der Vordermann beschleunigt. Alles automatisch, konstant und zuverlässig.
Ohne Fehl und Tadel verläuft auch der Dialog mit dem Sprachassistenten. Wir nennen ihm den Ort und die Straße, er zeigt uns jeweils den schnellsten und den ökologisch wertvollsten Weg. Wir wählen, er lotst uns – dezent moderiert – zum Ziel. Selbstverständlich weiß die Navigation auch, wann und wo wir am besten einen Ladestopp einlegen.
Platz in allen Bereichen: Auch auf den Rücksitzen können die Fahrgäste entspannt reisen – bis zu 1.370 Liter beträgt das Volumen des Kofferraums.
Stark an der Stromsäule
Stichwort Laden. Hier präsentiert der Ioniq 5 eine seiner herausragenden Qualitäten. Die 77,4 Kilowattstunden starke Batterie auf Basis einer höchst leistungsfähigen 800-Volt-Technik ermöglicht rekordverdächtige Ladezeiten. Wir sind nachhaltig beeindruckt, als die neue Ladesäule des Anbieters Ionity in Eching bei München an einem lauen Sommerabend plötzlich „226 kW“ anzeigt. Boahhh! Selten zu erleben. Von zehn auf 80 Prozent in einer guten Viertelstunde – der elektrische Hyundai zieht es locker, zumindest in der wärmeren Jahreszeit. An der 11-kW-Wallbox zuhause oder in der Arbeit kann er in knapp acht Stunden voll aufgeladen werden.
Ein Gradmesser in dieser Fahrzeugklasse ist auch die Reichweite. Laut ADAC-Ecotest verbraucht der Ioniq 5 18,3 Kilowattstunden pro 100 Kilometer, mit einer voll geladenen Batterie können demnach etwa 470 Kilometer gefahren werden. Innerorts oder bei ruhiger Fahrweise außerorts und einer Geschwindigkeit von unter 120 Stundenkilometern soll sogar eine Reichweite von bis zu 550 Kilometern möglich sein.
Komfort und Sicherheit
Der vollelektrische Hyundai ist dank seiner Komfort- und Sicherheitsmerkmale das ideale Fahrzeug zum entspannten Dahingleiten, auf der Autobahn wie in der Metropole – am besten im Eco-Modus, das spart Energie. Doch er kann auch anders. Zweimal die runde Taste unter der linken Lenkradspeiche gedrückt und – wupp: Der Ioniq 5 wird bissig. Rot leuchtet die Instrumententafel und das Strompedal reagiert plötzlich viel direkter.
Dieser Stromer bleibt selbst in der vollen Beschleunigung souverän, ohne jeden Zucker schiebt er sich nach vorn. Auch in engeren Kurven hält er die voluminöse Karosserie stabil in der Spur. Droht er dem Fahrbahnrand zu nahe zu kommen, schiebt ihn der Spurhalteassistent bei Bedarf auch mit bestimmten Eingriffen zurück auf Kurs. Ja, der Ioniq 5 hat den Antrieb und auch die Kraft, die sportliche Fahrer animieren. Und doch: Auf der Langstrecke von München nach Stuttgart lernen wir das ausgefeilte Zusammenspiel der technischen Möglichkeiten zu schätzen. Assistenten ein, 130 km/h fixiert und entspannt zurückgelehnt.
Es gilt selbstverständlich, das Verkehrsgeschehen konsequent im Blick zu behalten. Speziell bei überraschenden Spurwechseln anderer Verkehrsteilnehmer sind mitunter großes Vertrauen und starke Nerven gefragt. Natürlich erfassen die Sensoren des Ioniq 5 alles, und wenn es sein muss, fällt der Bremsvorgang etwas kräftiger aus. Sicherheit geht vor. Natürlich fordert dieses Modell den Fahrer auch nachdrücklich dazu auf, die Hände am Lenkrad zu belassen. Erst sanft, dann sehr direkt. Und ja, auch ein Assistent, der den Fahrer vor aufkommender Müdigkeit warnt, ist serienmäßig mit an Bord.
Stabil, selbst voll beladen
Jetzt wird es kernig. In der schwäbischen Metropole haben wir den Ioniq 5 mit diversen Umzugskisten zu beladen. Die Rücksitze lassen sich per leichtem Hebelzug einfach umklappen. Wir entfernen die Kofferraumabdeckung – und erhalten ein stattliches Ladevolumen. Bis zu 1.370 Liter können laut Hersteller transportiert werden, unterhalb des Kofferraumbodens kommen noch einmal 70 Liter dazu. Wir laden zu, was wir können – und machen uns auf die Rückfahrt.
Das Fahrverhalten des nun voll ausgelasteten E-Hyundai, auch das ist eindrucksvoll, bleibt stabil. Er gleitet in gediegener Ruhe zurück in Richtung Bayern. Okay, den Kickdown und die rasanten Kurven verkneifen wir uns ob der gehaltvollen Fracht, die wir im Heck transportieren. An dem einzigartigen Ladepark für Elektroautos in Zusmarshausen nahe Augsburg machen wir ein Pause. Ladekabel eingesteckt, Ladekarte präsentiert. Eine Tasse Kaffee, ein Stück Kuchen. Oder zwei. Nach knapp 20 Minuten ist die Batterie des Ioniq 5 schon wieder bei 93 Prozent. Das ist: wow!
Hyundai bietet den Ioniq 5 in drei verschiedenen Motorvarianten an, zwei mit Heckantrieb und eine Allradvariante mit der Leistung von satten 239 Kilowatt (325 PS). Der Einstiegspreis liegt bei 43.900 Euro. Unser Testwagen ist heckangetrieben mit der großen 77,4-kWh-Batterie, aufgepeppt mit den umfangreichen Komfortelementen der „Techniq“-Version. Der Preis dafür: 57.200 Euro. In dieser Fahrzeugklasse ist es ein sattes Pfund.
Großzügige Garantie
Der geneigte Kunde bekommt dafür alles, was ein Stromer des Jahres 2023 braucht – und ein bisschen mehr. Der Ioniq 5 ist ein Spitzenmodell seiner Klasse, das auch mittelfristig dort fahren wird, wo die Musik spielt. Speziell weil Hyundai zudem großzügig agiert, was die Garantie betrifft. Der koreanische Hersteller gibt auf das gesamte Auto fünf Jahre ohne Kilometerbegrenzung sowie acht Jahre bis 160.000 Kilometer auf die Hochvolt-Batterie. Damit scheint auch die Wertstabilität für diesen Zeitraum nachhaltig gesichert zu sein.
Technische Daten
Hersteller | Hyundai |
Modell | Ioniq 5 |
Antriebsart | Heckantrieb |
Leistung | ab 125 kW (170 PS) |
Maße / Gewicht | 4.635 x 1.890 x 1.605 mm / 2.100 kg |
Türanzahl | 5 |
Ladevolumen | 410 bis 1.370 l |
Batteriekapazität | 77,4 kWh |
Ladeleistung | 11 kW / 230 kW (AC/DC) |
Reichweite | 470 km (WLTP) |
0-100 km/h | ab 5,1 Sekunden |
Spitze | 185 km/h |
Preis | ab 43.900 Euro |