Gianfranco Pizzuto, CEO der italienischen Manufaktur Automobili Estrema, kooperiert im Bereich Laden mit dem Hersteller KEBA – auch weil er bereits seit Jahren privat auf die hochwertigen Produkte der Oberösterreicher setzt.
Hyper, Hyper
Das Unternehmen Automobili Estrema mit Hauptsitz im italienischen Modena wurde im Jahr 2020 von Gianfranco Pizzuto gegründet. Es ist auf die Produktion von vollektrischen Sportwagen und Hypercars spezialisiert. Pizzuto machte sich in der Autobranche bereits im Jahr 2007 einen Namen, als er als Co-Founder und Investor bei Fisker Automotive einstieg. Im Automobilmuseum in Turin präsentierte er 2021 den Fulminea, das erste Hypercar aus dem Hause Automobili Estrema.
Die Pläne von Gianfranco Pizzuto sind klar umrissen: Ende des Jahres 2023 möchte der CEO der italienischen Manufaktur Automobili Estrema das erste zweisitzige Elektrosportfahrzeug nach Kalifornien ausliefern – den Fulminea, ein 1,5 Megawatt (2.040 PS) starkes Hypercar, das sich durch ein besonders innovatives, hybrides, kompaktes und sicheres Batteriesystem auszeichnet. Bei einem Besuch in Linz gab der Pionier, Investor und Influencer der Elektromobilität bekannt, dass er KEBA, den österreichischen Spezialisten für Ladeinfrastruktur, als strategischen Partner gewonnen hat. Im Interview erklärt Pizzuto, warum er sich speziell auf dieses Zusammenspiel besonders freut – und wie weit die Produktion seines Superflitzers fortgeschritten ist.
Wie kamen Sie darauf, ein Elektroauto der höchst außergewöhnlichen Kategorie zu bauen?
Gianfranco Pizzuto: Wir haben unsere Unternehmen vor zwei Jahren gegründet, wollten ursprünglich eigentlich in die Formel E einsteigen. Der chinesische Hersteller Nio suchte einen Sponsor für den Start in diese internationale Rennserie. Ich hätte das Team für zehn Millionen Euro kaufen können. Doch dann kam Covid – und alles anders. Roberto Olivio, unser COO, wollte unbedingt ein eigenes Auto bauen. Ich wollte etwas Neues, Einzigartiges. Einen Ferraghini, den Mix aus Ferrari und Lamborghini. „Disegnatemi un‘auto estrema“, sagte ich. Baue mir ein extremes Auto. Das war der Start des Projekts Hypercar.
Welche Schritte folgten diesem impulsiven Gedankenaustausch?
Im September 2020 hatten wir das erste physische Treffen mit einigen unserer Partner – was damals gar nicht so einfach zu vereinbaren war. Unser Chefdesigner Alexander Klatt, früher bei Fisker und Karma Automotive, war beispielsweise zugeschaltet. Er hat – zusammen mit Luigi Memola von Epta Design – das Auto optisch entworfen. Sein Design-Freeze wurde eigentlich nur durch die Ergebnisse, die wir danach im Windkanal ermittelten, noch leicht verändert. Schnell war klar: Die E-Motoren und die Inverter kommen von McLaren Applied, und wir werden auf eine Hybridbatterie setzen. Wir holten uns einen PR-Manager von Lamborghini. Im Mai 2021 hatten wir unsere erste große Präsentation in Turin, wo wir den Fulminea der Öffentlichkeit vorstellten.
Wie sind Sie darauf gekommen, mit KEBA zu kooperieren?
Vor sechs Jahren, bei einer Reise durch Tirol, kam ich zum ersten Mal mit einer KEBA-Ladestation in Kontakt. Ich lud mein Elektroauto auf. Die Robustheit sowie die einfache und ausgesprochen intuitive Bedienung dieser Ladestation hat mich von Anfang an beeindruckt. Auch privat lade ich mein Elektroauto seit Jahren an einer KEBA-Wallbox und empfehle diese gerne weiter.
Welche Attribute schätzen Sie an den Modellen Ihres neuen Partners besonders?
Im Bereich der Hypercars arbeiten wir schon heute mit Technologien, die sich in fünf oder zehn Jahren in der – in Anführungszeichen – normalen Elektromobilität durchsetzen werden. Hier erleben wir schon heute die Technik von morgen. Das beste Beispiel sind unsere 3D-gedruckten Feststoffbatterien. KEBA hat es geschafft, Zukunftssicherheit und verlässliche Technik mit echter Nachhaltigkeit zu vereinen. Ich freue mich darauf, die Kooperation mit KEBA in Zukunft weiter auszubauen und die Elektromobilität gemeinsam voranzutreiben
Wie haben Sie es geschafft, die Idee des Hypercars so schnell in die Realität zu transformieren?
Als ich vor 16 Jahren meine Firma gründete standen am Anfang die Idee und die Suche nach der richtigen Batterie. Das lief eher bescheiden. Dann spürten wir den Druck der Investoren. Sie wollten sehen, das ihr Geld bei uns gut angelegt ist. Sie wollten ihre Investitionen möglichst schnell zurück, am besten vermehrt um den Faktor fünf, zehn oder noch mehr. Also gaben sie Meilensteine vor. Es lag an uns, diese Meilensteine zu erreichen. Wir hatten neue Technologien, neue Entwicklungen und schließlich auch neue Geldgeber, die wir neben den Investoren benötigten, um unsere Ziele zu erreichen. Es waren leidenschaftliche Fans unserer Idee, die uns mit frischem Geld unterstützten. Trotzdem: Sämtliche Elemente unseres Projekts waren eine ganze Zeit lang negativ behaftet. Dazu kam, dass es anfangs auch zwischenmenschlich in unserem Unternehmen hakte. Leute, die sich selbst wichtiger als die Firma nahmen. Um es kurz zu machen: Wir haben seitdem eine Menge gelernt. Mein Netzwerk in dieser Industrie ist mittlerweile gigantisch. Ich kenne fast jeden – und fast jeder kennt mich. Wenn ich heute etwas tue, dann verstehen die Leute mich – und sie finden es gut, was ich tue. Das hilft. Das ist etwas, was ich vor 16 Jahren definitiv noch nicht hatte. Heute kann ich unter Partnern und Zulieferern frei auswählen.
Wie hat sich die Industrie rund um die Elektromobilität in den vergangenen 16 Jahren insgesamt entwickelt?
Sie hat sich in jeder Hinsicht hundertfach, tausendfach vergrößert. Heute sind wir in der Lage, die besten Partner für uns zu gewinnen. Unser Erfolg ist ein Mix aus mehreren Faktoren: Zuallererst war es der Lockdown im Jahr 2020, der uns neue Chancen eröffnete. So tragisch die Pandemie auch war: Ohne Lockdown würde ich heute etwas komplett anderes machen, und das Projekt Hypercar wäre nicht so, wie wir es heute kennen. Alles stand still. Alle waren zuhause. So bekam ich die Gelegenheit, Menschen für das Projekt zu begeistern, die ich sonst nie erreicht hätte.
Stimmt es, dass der Fulminea auch deshalb ein einzigartiges Auto für jeden seiner Besitzer sein wird, weil er sich individuell an dessen Fahrverhalten anpassen kann?
Unsere Software ist definitiv so angelegt, dass sie regelmäßig dazulernt. Sie lernt, wie du fährst. Sie zieht ihre Schlüsse daraus. Sie registriert, wie kalt es ist, wie weit du fahren möchtest. Sie checkt den Qualitätszustand der Batterie. Alles an unserem Hypercar ist einzigartig: Die Aerodynamik, die Batterie, die Software – alles Elemente der Spitzenklasse. Das macht unser Auto sehr preisintensiv. Wir können diese Technologien nicht in ein Stadtauto packen. Um alle Elemente sichtbar machen zu können, benötigen wir ein Hypercar.
Gibt es spezielle Absatzziele oder konkrete Umsatzzahlen, die Sie erfüllen müssen?
Viele Fachleute und Mentoren meinen, wir seien an einem guten Punkt. Doch niemand kann uns garantieren, dass wir da hin kommen, wo wir hin wollen. Ich weiß, dass es wieder eine Achterbahnfahrt geben wird, wie vor 16 Jahren. Ich bin bereit für die zweite Fahrt. Läuft es schlecht bin es ich. Läuft es gut, bin es ich. Option zwei gefällt mir deutlich besser.
Das Unternehmen KEBA mit Hauptsitz in Linz zählt zu den Top-Herstellern intelligenter Ladestationen weltweit. Die KEBA KeContact P30 Wallbox lädt sämtliche Arten von Hybrid- und Elektrofahrzeugen sicher und zuverlässig. Dank vielfältiger Schnittstellen ist sie eine hochintelligente Kommunikations- und Steuerungszentrale, die sich einfach in Smart Homes und Managementsysteme integrieren sowie mit Photovoltaikanlagen koppeln lässt. Seit April 2022 produziert KEBA ausschließlich klimaneutrale Wallboxen.
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