Kraft der vier Herzen – so fährt Lamborghinis 920-PS-Hybrid
- Beatrice Bohlig

- 28. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Drei Elektromotoren und einen Biturbo-Benziner spannt Lamborghini im neuen Temerario zusammen. Diese Kombination soll die Spitzenleistung von satten 677 Kilowatt ermöglichen – und Fahrleistungen, die eines Sportwagens dieser Kategorie würdig sind.

Der italienische Sportwagenbauer Automobili Lamborghini treibt die Elektrifizierung seiner Produktpalette konsequent voran. Nach der Einführung des Plug-in-Hybridantriebs beim SUV Urus sowie dem Start des Topmodells Revuelto mit 12-Zylinder-Benziner und gleich drei E-Motoren kommt nun der hybridisierte Einstiegsflitzer Temerario auf den Markt.
Dessen enorme Bedeutung für die VW-Luxusmarke aus Sant’Agata Bolognese hob Jakob Graf im Gespräch mit electricar hervor: „Unser weltweit mit Spannung erwarteter Temerario löst die erfolgreiche Baureihe Huracán ab und etabliert zugleich eine neue Klasse für sich“, sagte Lamborghinis Europachef anlässlich der Präsentation dieses rasant gezeichneten Zweisitzers in Hamburg.
Wesenskern des Fahrzeugs ist sein von Grund auf neu konzipierter Antriebsstrang: Wie schon beim Revuelto unterstützt ein Trio von E-Maschinen nach Kräften den Verbrennungsmotor. Diesen hat Lamborghini beim Temerario gegenüber seinem Vorgänger Huracán allerdings von zehn auf acht Zylinder abgespeckt.
Dem doppelt aufgeladenen V8 mit einem Hubraum von 3995 Kubikzentimetern gestattet Lamborghini beachtliche Drehzahlen von bis zu 10.000 Kurbelwellenrotationen pro Minute. „Ein Spitzenwert im Automobilbau, wie er sonst nur bei Rennwagen erreicht wird“, erklärt Graf.

Platz für lange Beine
Tatsächlich werden Interessenten elektrifizierter Boliden mit Straßenzulassung derzeit kaum spritzigere und schnellere Kraftwagen als den Temerario finden. Dessen maximale Leistung von 677 Kilowatt, also 920 PS, ermöglicht den Spurt von null auf Tempo 100 in hurtigen 2,7 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit des Zweitürers beträgt markante 343 km/ h.
Für den Hybridantrieb nennt Lamborghini einen kombinierten Energieverbrauch von 26,8 kWh/ 100 km nach WLTP. Bei entladener Traktionsbatterie wiederum sollen pro 100 Kilometer WLTP-Strecke 14 Liter Super fällig sein. Für die Verarbeitung des Drehmoments von bis zu 730 Newtonmetern ist stets ein 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe zuständig.
Bei reinen Elektroautos zieht die Nachfrage auf vielen Märkten stetig an, hybridisierte Pkw erfreuen sich ebenfalls zunehmender Beliebtheit. Für den Temerario ist schon jetzt mit einer Lieferzeit von mindestens zwölf Monaten zu rechnen – die erste Jahresproduktion ist längst ausverkauft. „Wir verzeichnen eine rasch zunehmende Fülle von Temerario-Anfragen“, berichtet Kai Hebenstreit, General Manager bei Lamborghinis Handelspartner Penske Sportwagen Hamburg: „Der neue Italiener trifft fraglos einen Nerv.“

Vollstromer kommt 2029
Das dürfte auch an handfesten Verbesserungen im Vergleich zum Huracán liegen. Zwar konnte die 1,80 große Autorin dieses Beitrags den Temerario noch nicht auf Testfahrten bewegen. Doch schon beim Probesitzen machte sich die um 34 Millimeter vergrößerte Kopffreifreiheit angenehm bemerkbar. Und ein Plus von gar 46 Millimetern verschafft dem Wort Beinfreiheit auch in diesem Keilformflitzer von Lamborghini uneingeschränkt Berechtigung.
Bedeutsam für mehrtägige Geschäftsreisen oder ausgedehnte Trips am Wochenende: Fand unter der Fronthaube im Huracán lediglich ein kleiner Koffer Platz, so passen in das vordere Gepäckabteil des Temerario zwei kompakte Cabin-Trolleys. Weiterer Stauraum steht wie gehabt hinter den Sitzen zur Verfügung. An maßgeschneiderte Taschen zur Nutzung noch der letzten Winkel dürfte Lamborghini auch für den Temerario gedacht haben – bei derlei Sonderlösungen greifen Kunden eines rund 300.000 Euro teuren Autos meist gern beherzt zu.
Stichwort Geld. Zum Preis des ersten rein elektrisch angetriebenen Sportwagens von Lamborghini gibt es noch keine offiziellen Informationen. 2029 soll der Vollstromer enthüllt werden, auf seine Konzeption als 2+2-GT gibt die Studie Lanzador einen Ausblick. Ein technisches Leckerli hat VW-Konzernchef Oliver Blume bereits in Aussicht gestellt: Die Systemspannung dieses E-Lamborghini wird 918 Volt betragen – als Ehrerbietung für den legendären Porsche 918 Spyder, der wie der Temerario mit
Hybridantrieb ausgestattet vorfährt.
Fotos: Beatrice Bohlig


