Leapmotor C10 Reev im ELECTRICAR-Praxistest
- Armin Grasmuck
- vor 29 Minuten
- 5 Min. Lesezeit
Elektroauto? Ein Hybrid? Range Extender. So heißt die Technologie, mit der Leapmotor auf dem deutschen Markt startet. Elektrisch fahren, bei Bedarf unterstützt von einem Benzinmotor. Auf diese Weise möchte der chinesische Hersteller speziell diejenigen Kunden animieren, denen der Umstieg auf ein batteriegetriebenes Auto noch schwer fällt. Stichwort Reichweitenangst. Der Range Extender, übersetzt Reichweitenverlängerer, der in dem Mittelklasse-SUV C10 Reev integriert ist, soll diesbezüglich entspannend wirken. Mehr als 970 Kilometer, so versprechen die Strategen von Leapmotor, sind dank der neuen Technik drin – ohne Ladestopp. Klingt interessant, das wollen wir doch mal sehen ...

Foto: Leapmotor
Die exklusive Testfahrt in diesem neuen Modell ist mit einer Strecke von gut 500 Kilometern durch das Hinterland entlang der spanischen Küste von Barcelona nach Valencia umrissen. Langstrecke, über die Autobahn, auf Schnellstraßen und kurvigen wie engen Nebenstrecken, welche den Charakter des Neustarters nachhaltig auf die Probe stellen werden.

Erster Eindruck: unspektakulär. Wer die rein elektrische Variante des C10 kennt und gefahren ist, sieht praktisch dasselbe Auto noch einmal. Tatsächlich ist das Fahrzeug, in das wir am Flughafen von Barcelona einsteigen, zumindest optisch das Eins-zu-eins-Abbild des Vollstromers. Auch der Range Extender C10 Reev punktet stilistisch als modern gezeichneter SUV mit den Attitüden des Zeitgeists, ausgerichtet auf privates wie geschäftliches Klientel.

Klare Linien, reduziertes Design, die spitz funkelnden Scheinwerfer, verbunden durch ein schmales Lichtband, verleihen dem Leapmotor spezielle Dynamik. Einfach, glatt und entsprechend elegant wirken die Seitenpartien. Der C10 Reev ist 4,73 Meter lang, 1,90 Meter breit und 1,68 hoch, der Radstand beträgt 2825 Millimeter – typische Werte für einen SUV der Mittelklasse. Auch am Heck dominiert ein Leuchtband, das die Rücklichter quer über die Ladehaube verbindet. Beeindruckend wirkt das riesige Panoramadach, es wird von einem schnittigen Spoiler an der Dachkante abgeschlossen.
Mit sanftem Schnurren
Genug geguckt, jetzt möchten wir den Range Extender fahren. Also eingestiegen – und los geht‘s. Range Extender, im Ernst? Die ersten Meter vom Parkplatz des Flughafens auf die angrenzende Autobahn sind verwirrend und vertraut zugleich. Der C10 Reev surrt und schnurrt wie ein echter Stromer, exakt wie der vollelektrische Modellbruder.
Die Anzeigen auf dem Touchscreen, das Interieur sowieso – alles wie gehabt. Nur wer das Fahrerdisplay etwas genauer inspiziert, erkennt das eine oder andere Symbol und Anzeigen, die auf Anhieb noch schwer zu deuten sind. Und, ganz klar, bei Tempo 120 geitet der neue Leapmotor ruhig und komfortabel über den Asphalt, wie wir es von einem gehaltvollen Stromer erwarten. Es macht das Reisen höchst angenehm – durchgehend und auch über längere Distanzen.

Konstant elektrisch
Der C10 Range Extender Electric Vehicle, kurz Reev, wird in jeder Phase von seinem Elektromotor angetrieben. Neigt sich die Energie der Batterie dem Ende entgegen, erzeugt der Benzinmotor an Bord neuen Strom, der den SUV auch langfristig auf Kurs hält. Hier unterscheidet sich der Range Extender von anderen Plug-in-Hybriden, die von dem Motor des Verbrenners angetrieben werden, wenn die Batterie leer ist. Der Umstieg von Strom auf Benzin wird da oft durch eine kurzen Ruck während der Fahrt bemerkbar – und der Genuss des elektrischen Fahrens geht fortan verloren. Der C10 Reev fährt durchgehend elektrisch, so lautet das Versprechen von Leapmotor. Wir sind gespannt.
Komfortabel in jeder Sequenz
Die Zahlen hinter diesem Fahrkonzept stehen für sich. 145 Kilometer nach WLTP-Standard liefert die 28,4 Kilowattstunden starke Batterie des C10 Reev, dank dem über den Benzinmotor frisch generierten Strom werden daraus fast 1000 Kilometer Reichweite. Langstrecke? Mit dem Range Extender kein Problem.
Im kombinierten Betrieb verbraucht der Reev laut Hersteller somit nur 0,4 Liter auf 100 Kilometer. Die CO2-Emissionen liegen bei zehn Gramm pro Kilometer. Sparsam und umweltfreundlich, so wirbt Leapmotor für das Hybridmodell. Die Fahrt durch die katalanische Provinz können wir anstandslos genießen Der Range Extender ist mit seinen 158 Kilowatt, also rund 215 PS, stark genug, um den knapp zwei Tonnen schweren SUV schwungvoll selbst durch wellige Passagen zu bewegen. Rundum komfortabel wirkt er in nahezu jeder Sequenz.
Umfangreich ausgestattet
Nur die künstlich intelligenten Assistenten stören mitunter die Atmosphäre. Einen Tick zu laut und aufgeregt bimmelt und piepst es, etwa wenn der Reev zu nah an den Rand der Fahrbahn rollt oder innerorts Gefahren durch Fußgänger sowie Schulbusse drohen. Es sind Feinheiten, welche die Optimierer von Leapmotor zu lösen wissen werden.
Für den Neustarter aus dem Reich der Mitte spricht ohnehin, dass er bereits in der Basisversion höchst umfangreich ausgestattet ist. Scheinwerfer, Tagfahrlicht, Rückleuchten – alles in LED-Qualität. Die Einparkhilfe mit 360-Grad-Kamera, 18-Zoll-Felgen in Leichtmetall, Klimaautomatik, Panoramadach, zwölf Lautsprecher, der 14,6-Zoll-Touchscreen und die Wärmepumpe, alles drin. Boah!
Funktionen per Fingerwisch
Wer noch ein bisschen mehr möchte, wählt die Design-Variante. Hier gibt es das Lenkrad und die Vordersitze in der beheizbaren Version, 20-Zoll-Räder sowie getönte Fond- und Heckscheiben. Das minimalistisch gestaltete Interieur folgt dem aktuellen Trend, die meisten Funktionen können über das Lenkrad oder den zentral über der Mittelkonsole angeordneten Bildschirm per Fingerwisch gesteuert werden.

In Tortosa, rund 180 Kilometer südwestlich von Barcelona legen wir einen Stopp ein – auch um die Finessen der Range-Extender-Technologie etwas besser kennenzulernen. Generell liegt es an dem jeweiligen Fahrer, wie er den Energieprozesses dieses Hybriden steuern möchte. Er hat vier Programme zur Auswahl – vom Level EV+, das den Benzinmotor erst anspringen lässt, wenn der Akkustand niedrig ist, bis zum Dauerbetrieb des Verbrenners, Level Power+, der die Batterie bereits während der Fahrt auf bis zu 100 Prozent lädt.
Lärm bleibt draußen
Selbstverständlich kann die Batterie den Strom auch auf konventionelle Art über ein Kabel ziehen. Laut Angaben von Leapmotor dauert es am Schnelllader rund 18 Minuten, bis die Akkus von 30 auf 80 Prozent gefüllt sind, an der 11-kW-Wallbox knappe vier Stunden.
Ein bisschen Frischluft, dann schwingen wir uns wieder ins Auto. Die Sitze mit den angenehm weichen Bezügen aus Kunstleder wissen wir zu schätzen, zudem die großzügigen Raumverhältnisse, die der C10 Reev bietet. Hier sitzen auch die Passagiere in der zweiten Reihe komfortabel – und ohne bedrückenden Kontakt an Knien und Scheitel. Das Fahrwerk meistert selbst brüchige Nebenstraßen professionell. Auffällig ist, dass der Reev in jeder Phase die Ruhe behält. Ob im Getöse der Großstadt oder bei Tempo 150 auf der Autobahn: Sanft schnurrt der SUV, der Lärm bleibt draußen.

Offensiv kalkuliert
Der Leapmotor C10 Reev, das halten wir an dieser Stelle gern noch einmal fest, ist definitiv eine attraktive Option für alle, die sich mit der persönlichen Transformation hin zur Mobilität von morgen noch etwas schwer tun. Der SUV bietet Fahrkomfort und Sicherheit, auch was die Reichweite betrifft – und die preisliche Komponente wirkt nachhaltig verlockend.
In der Grundversion steht der Range Extender – genau wie der C10 in der rein elektrischen Version – ab 37.600 Euro auf der Liste, die Design-Variante schlägt mit 1500 Euro mehr zu Buche. Offensiv kalkuliert sind auch die Leasingraten ab 319 Euro im Monat, gemessen an dem üppigen Gesamtpaket, dass der SUV bietet. Und, ja: Die Angst vor Reisen über längere Distanzen braucht in diesem Fahrzeug faktisch keinen mehr zu plagen.
Technische Daten
Hersteller | Leapmotor |
Modell | C10 Reev |
Antriebsart | Plug-in-Hybrid |
Leistung | 158 kW / 215 PS |
Maße / Gewicht | 4739 x 1900 x 1680 mm / 1950 kg |
Antriebsachse | Hinterrad |
Anzahl der Türen | 5 |
KofferraumÂvolumen | 400 - 1375 l |
Reichweite | 145 - 970 km (WLTP) |
0-100 km/h | 8,5 Sekunden |
Spitze | 170 km/h |
Preis | ab 37.600 € |