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AutorenbildArmin Grasmuck

"Wir streben große Ziele an" Interview mit Susanne Palli, CEO von go-e

Susanne Palli, CEO von go-e, erläutert die ehrgeizigen Pläne des Produzenten für Ladeinfrastruktur.


Anfang 2016, als Sie bei go-e einstiegen, baute die Firma noch elektrische Antriebsmodule für Fahrräder. Wann kam Ihnen die Idee, akkubetriebene Fahrzeuge mit Strom zu versorgen?


Susanne Palli: Wir haben zu Beginn die Motoren für Fahrräder produziert und schnell festgestellt: Es ist ein saisonales Geschäft. Was im Winter dazu führt, das man unternehmerisch kaum überleben kann. Einer unserer Gründer, Peter Pötzi, hatte damals schon ein Elektroauto, doch ihm fehlte die ideale Ladebox. Er baute sich eine eigene, schrieb die passende Software dazu. Irgendwann sagte er: Wie wäre es, wenn wir das auch verkaufen? Dann ging alles schnell, im Mai 2017 verkauften wir das erste Ladegerät in Serie.


Potenzielle Kunden beklagen heute oft noch die Praxistauglichkeit und die fehlende Transparenz der Lader. Wie können Sie dazu beitragen, dass der Strom leichter und komfortabler ins Auto fließt?


Idealerweise fahren Sie hin, stecken an – und es lädt. Und am Monatsende bekommen Sie eine Abrechnung, auf der die Kilowattstunden vermerkt sind. Plug and forget, sage ich gerne. (lacht) In dieser Richtung forschen wir auch gerade in Kärnten, wo wir mit Energieversorgern und Firmen wie Infineon zusammenarbeiten. Wir schauen uns das Ladenetz und das Stromnetz an, um den Bedarf zu ermitteln für den Fall, dass 80 Prozent der Auto batteriegetrieben unterwegs wären. Was es für den Ausbau des Netzes bedeutet, wie man den Strom intelligent steuern könnte. Immer unter der Prämisse: anstecken, laden, Abrechnung am Monatsende.


Wie weit sind Sie mit Ihren Ladegeräten, was dieses Thema betrifft?


Unser neuestes Produkt, der go-e Pro, hat einen MID-Zähler integriert. Er kommt bald auch eichrechtskonform auf den Markt, damit können die Abrechnungen über verschiedene Backend-Anbieter vorgenommen werden.


Das neue Modell zielt speziell auf Kunden im B2B-Bereich. In welchen Branchen sehen die das größte Potenzial?


Firmenflotten sind für uns interessant, auch PV-Carports von Büros und Hotels, halböffentliche Parkplätze. Je nach Land gibt es hier auch einen Markt für Privatkunden. In den Niederlanden verwenden zum Beispiel viele Haushalte die Ladegeräte mit MID-Zähler, um spezielle Förderungen zu bekommen.


Laden eines Autos - Geschäftsführerin Susanne Palli verantwortet den wirtschaftlichen Bereich und die strategische Vermarktung der Produkte von go-e.

Sie agieren auch über Außenstellen in Berlin Stockholm und Graz. Welche Firmenbereiche sind dort angesiedelt?


In Berlin ist der Großteil unserer Forschung und Entwicklung, speziell im Bereich Software – und komplett international. Wir beschäftigen inzwischen Mitarbeiter aus 28 Nationen. In Graz gibt es eine Art Vorentwicklung, die sich um die Prototypen, Software und die Integration kümmert. Und in Stockholm betreiben wir unser erstes externes Verkaufsbüro, Sales und Marketing für Schweden, Finnland, demnächst auch Norwegen und Dänemark.


Wie schaffen Sie es, Ihre Mitarbeiter in diesem volatilen Markt, nachhaltig für Ihr Unternehmen zu begeistern?


Wir arbeiten über alle Abteilungen hinweg sehr eng zusammen. Über die Jahre sind innerhalb der Firma auch echte Freundschaften entstanden. Wir sind flexibel, jeder Einzelne hat die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen und Dinge zu verbessern. Das wirkt motivierend auf viele Kollegen bei uns. Wir betrachten das Team als den wichtigsten Faktor in unserem Unternehmen.


Ihr Ziel ist es, bis 2030 Marktführer bei den Ladelösungen für E-Autos in Europa zu werden. Mit welchen Argumenten möchten Sie die Kunden überzeugen?


Wir streben große Ziele an – und legen den vollen Fokus darauf. Wir wollen in Zukunft verstärkt auf dem halböffentlichen und den öffentlichen Markt agieren. Das geht eben nur in einem starken Team und mit starken Partnern. Wir werden unser Produktportfolio erweitern und uns auch in den Ländern breiter aufstellen, um Marktanteile zu gewinnen. Großbritannien steht bei uns groß auf dem Plan. Auch Belgien und die Niederlande, diese beiden Länder betrachten wir gemeinschaftlich. Wir planen, demnächst ein Büro in Brüssel zu eröffnen. Für die kommenden Jahre haben wir außerdem Frankreich, Italien und Spanien auf der Liste. Es liegen also viele spannende Aufgaben vor uns.


Smarte Lösungen aus Kärnten für den Kontinent


go-e, der Produzent für Ladetechnik mit Hauptsitz im kärntnerischen Feldkirchen, wurde 2015 von Peter Pötzi und Frank Fox gegründet. Susanne Palli stieg drei Monate später und direkt nach dem Abschluss ihres BWL-Studiums ein. Mit intelligent gesteuerten, mobilen Ladegeräten hat sich das Unternehmen, das inzwischen mehr als 100 Mitarbeiter beschäftigt, auf dem Markt etabliert.



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