Allrad komplett: Opel Grandland Electric im ELECTRICAR-Praxistest
- Armin Grasmuck
- vor 3 Stunden
- 5 Min. Lesezeit
Made in Germany: Der Opel Grandland Electric punktet nun allradgetrieben mit Komfort und Technik.

Klar, wird mancher sagen, der Grandland fährt schon etwas länger batteriegetrieben durch die Gegend. Und doch: Diese neue Variante setzt einen drauf. Allradgetrieben. Mehr PS, mehr Drehmoment. Das klingt – zumindest für die Damen und Herren am Lenkrad, die es etwas sportlicher mögen – verlockend. Dieser SUV der Mittelklasse ist auch optisch nachhaltig aufgepeppt worden. Für uns ergibt sich daraus die gute Gelegenheit, das neue Spitzenmodell aus dem Haus des traditionsreichen Herstellers Opel in der Praxis zu testen.
Schick, schick, sagt der erste Blick. Der Opel Grandland Electric Ultimate AWD, wie unser Testfahrzeug offiziell bezeichnet wird, strahlt in rasanter Eleganz. An der Front und am Heck trägt der SUV aerodynamisch optimierte und leicht schraffierte Flanken. Der Lack mit dem schnöden Namen Grafik-Grau harmoniert perfekt mit den schwarzen Zierelementen des Fahrzeugs – genauso wie die zweifarbigen Leichtmetallräder in 20 Zoll. Breit wirkt der größte Pkw von Opel, ohne seinen Stil zu verlieren.
Die Front des Grandland strahlt im Zeitgeist. Vizor, so heißt dieses markant über die gesamte Breite geschwungene Element, komplett verglast und mit dem legendären sowie nun auch beleuchteten Blitz-Logo in der Mitte. Eine Wissenschaft für sich sind die blendfreien Scheinwerfer, ausgestattet mit mehr als 50.000 Pixeln. Das heißt: beste Sicht bei Nacht im taghellen Weitwinkelformat, ohne den Gegenverkehr, Radfahrer oder sogar Fußgänger zu blenden. Auch das Logo im Heck leuchtet frisch animiert.

Modernes Interieur
So, genug geschaut. Wir sind startklar und steigen ein. Es ist grotesk. Im Innenraum wirkt der Grandland klar strukturiert, modern wie nüchtern und dezent. Und doch: Jede Menge Hebel, Schalter und Druckknöpfe, Ablagen auf allen Ebenen und in allen Größen. Zumindest der geneigte Opel-Fahrer sollte sich hier schnell zurechtfinden. Alle anderen dürften von der Qualität der Armaturenleiste positiv überrascht sein. Pure Panel, so nennt der Produzent das Cockpit mit dem 16 Zoll großen Touchscreen hoch und quer über der Mittelkonsole, dem 10-Zoll-Fahrerdisplay hinter dem Lenkrad sowie dem Head-up-Display, das über die Tasten in der Fahrertür schnell und simpel individuell eingestellt werden kann. Alle relevanten Daten auf einen Blick, die wichtigsten Funktionen per Fingerwisch oder über den Sprachassistenten – einfach komfortabel.
Apropos Produzent: Das Spitzenmodell im Portfolio von Opel verdient das Prädikat Made in Germany. In Rüsselsheim wurde der Grandland entwickelt und designt, und er wird in Eisenach gebaut. In dem thüringischen Werk gibt es
zudem einen sogenannten Battery Shop, in dem die Akkupakete für den E-SUV von Hochvoltexperten montiert werden.
Vier statt drei Fahrmodi
Wollen wir doch einmal sehen, was in der allradgetriebenen Variante des Grandland steckt. Wir treten die Bremse, drücken den Startknopf rechts hinter dem Lenkrad und stellen den Fahrstufenregler in der Mittelkonsole auf D wie Drive – los rollt der große Opel. Es ist auch in diesem Stromer beeindruckend, wie sanft und ruhig er bei allem Volumen über den Asphalt gleitet. Das leichte Surren der Räder, ein zarter Hauch des Winds – das ist alles, was wir auf der Bundesstraße gen München zu hören bekommen. Sportlich, straff und doch gut gedämmt wirkt das Fahrwerk. Das können wir uns auch auf der Langstrecke gut vorstellen.
In der Allradversion des Grandland stehen dem Fahrer vier Fahrmodi statt drei wie in der vorderradgetriebenen Variante: Normal, Eco, 4WD – als permanenter Allrad für den bestmöglichen Grip – und Sport. Wichtig zu wissen: Den vollen Schub gibt es eben nur im Sportmodus. 60 Prozent der Antriebskraft kommen dann aus dem Elektromotor an der vorderen Achse, die restlichen 40 von hinten. Mehr Dynamik, verspricht Opel.

Stabil auf der Fahrbahn
In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies: 157 Kilowatt plus 82 Kilowatt, das ergibt die gesamte Systemleistung von satten 239 Kilowatt, also etwa 325 PS bei dem
maximalen Drehmoment von 509 Newtonmetern. Oder auch: in 6,1 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Mittelklasse? Ja, und zwar kräftig.
Dazu passen die höchst bequemen Sitze, serienmäßig elektrisch verstellbar und mit spürbar festem Seitenhalt. Wir bemerken es in der flotten und langgezogen Kurve vor der Auffahrt zur Autobahn. Auf der folgenden Gerade drücken wir den Wippschalter auf der Mittelkonsole – Sportmodus. Das Strompedal fest
gedrückt, und ja, dieser Grandland schiebt durch auf Tempo 160, 170, er bleibt angenehm ruhig und stabil auf der Fahrbahn. Bei 180 wird er automatisch abgeregelt. Es ist mehr als genug, denn klar ist auch: Dieser SUV ist bei allem Vortrieb keine Rennmaschine. Eher ein forscher Stromer mit hohem Spaßfaktor.
Beinfreiheit im Fond
Raumgleiter, das trifft es vielleicht noch besser. Denn der Grandland Electric AWD bietet auch im Fond ordentlich Volumen. Die Passagiere der zweiten Reihe spüren Luft an den Beinen, selbst wenn die Vordersitze weit nach hinten gefahren sind. 485 Liter fasst der Kofferraum. Ist die Rückbank komplett umgeklappt, können daraus bis zu 1580 Liter werden. Das halten wir, beruflich wie privat, für faktisch reisetauglich.
Für längere Ausfahrten sprechen auch die Daten der Batterie. 73 Kilowattstunden fassen die Akkus. Sind sie voll geladen, werden damit Reichweiten von mehr als 500 Kilometer nach WLTP möglich. Den durchschnittlichen Verbrauch gibt Opel mit 17,9 Kilowattstunden auf 100 Kilometer an. Während unser Testfahrt liegen wir leicht darüber, jedoch nur kurzzeitig über 20 Kilowattstunden im Schnitt. Die Ladeleistung des Allrad-Electric beträgt 160 Kilowatt. Laut Hersteller kann die Batterie des Grandland in gut einer halben Stunde von 20 auf 80 Prozent geladen werden. An der Wallbox, dem typischen 11-kW-Wandlader zuhause, unterwegs oder in der Arbeit kann es rund sieben Stunden dauern, bis die fast leeren Akkus voll geladen sind.
Professioneller Routenplaner
Die ausgedehnte Stromzufuhr bietet uns die Gelegenheit, uns intensiv mit dem Infotainment zu beschäftigen, das der neue Grandland an Bord hat. Der Startbildschirm des zentral angeordneten Touchscreens erscheint klar strukturiert und modern gestaltet. Per Fingerwisch können hier direkt die Heizdrähte für die Sitze und das Lenkrad animiert sowie die Temperatur des Innenraums geregelt werden.
Schnell und professionell arbeitet auch die Navigation samt Routenplaner. Einfach die Zieladresse per Sprachassistent oder Hand eingeben. Schon werden automatisch Streckenlänge, Ankunftszeit und bei Bedarf auch die nötigen Ladestopps angezeigt. Smartphones können über Apple Carplay oder Android Auto mit oder ohne Kabel verbunden werden.

Künstlich intelligente Assistenz
Mit einem Fingerwischer gelangt der Fahrer zudem schnell in die lange Reihe der Assistenzsysteme, gut sortiert und damit leicht zu durchblicken. Der allradgetriebene Grandland kommt mit künstlich intelligenten Assistenten etwa für den geregelten Abstand zum Vorausfahrenden, zum stabilen Spurhalten, Spurwechsel, Notbremsen, Verkehrszeichen erkennen, Berganfahren und Einparken.
Für einen SUV der Mittelklasse bietet dieses Modell ein grandioses Gesamtpaket, das allerdings eine preisintensive Note trägt. Der Opel Grandland Electric Ultimate AWD ist zum Marktstart voll ausgestattet für 59.990 Euro erhältlich. Nur der Lack kostet bei unserem Testfahrzeug 800 Euro extra. Wie bei den meisten anderen Elektrofahrzeugen kann Opel jedoch auch in diesem Fall mit höchst attraktiven Leasingangeboten aufwarten. Der Hersteller selbst offeriert den allradgetriebenen E-Grandland zu Raten von 339 bis 445 Euro pro Monat, bei 48 Monaten Laufzeit, 10.000 Kilometern im Jahr und Sonderzahlungen ab 1000 Euro. Bei einschlägigen Internet-Portalen wie leasingmarkt.de starten die Monatsraten bereits ab rund 170 Euro.
Technische Daten
Hersteller | Opel |
Modell | Grandland Electric AWD Ultra |
Antriebsart | Elektro |
Leistung | 239 kW / 325 PS |
Maße / Gewicht | 4650 x 1905 x 1665 mm / 2325 kg |
Antriebsachse | Allrad |
Türanzahl | 5 |
KofferraumÂvolumen | 485 - 1580 l |
Reichweite | 502 km (WLTP) |
0-100 km/h | 6,1 Sekunden |
Spitze | 180 km/h |
Preis | 60.790 € |