Antreiber aus Fernost: Der Zeekr 7X setzt ein Statement
- Beatrice Bohlig
- 17. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 23. Juni
Der Zeekr 7X startet in dem hart umkämpften Segment der Mittelklasse-SUV – forsch und höchst ambitioniert. electricar stellt die Strategen dieser jungen Marke aus dem chinesischen Geely-Konzern vor.

Selbstbewusst präsentiert sich das Management von Zeekr. Ihr rein elektrisch angetriebenes SUV 7X setze „ein echtes Statement“, so klar wie offensiv umreißen die Führungskräfte des chinesischen Unternehmens den neuen Viertürer.
Doch Realisten sind die Oberen eben auch: Ein „hart umkämpftes Segment“, räumen sie ein, sei jene „Mittelklasse“, auf die der 4,79 Meter lange Fünfsitzer mit dem reisetauglichen Kofferraumvolumen von 539 Litern und dem pfiffigen 66-Liter-Frunk ziele. Bei der Präsentation des 7X im portugiesischen Cascais macht sich electricar daher keineswegs nur auf die Suche nach dem Besonderen im Technikspektrum des – wie schon der Zeekr 001 und der Zeekr X – auf der modularen SEA-Plattform basierenden Fahrzeugs. Das Kürzel SEA steht für Sustainable Experience Architecture, und Nachhaltigkeit gilt als eine Kernkompetenz Zeekrs innerhalb des Mutterkonzerns Geely.
Es geht auch darum zu erfahren, wie die Menschen hinter Entwicklung, Produktion und Verkauf der bis zu 470 Kilowatt starken Fahrmaschine ticken. Lothar Schupet etwa, der sogenannte Acting CEO von Zeekr Europe. Mit spürbarem Stolz berichtet der langjährige BMW-Manager von der Zusammenarbeit zwischen Zeekr und der US-Softwareschmiede Waymo beim Robotaxi-Projekt. Im weltweiten Wettbewerb um das buchstäblich autonome Fahren will Zeekr gerüstet sein.

Norwegen als Vorbild
Umso wichtiger für die finanzielle Tragfähigkeit des Autobauers sind aktuelle Fortschritte auch im europäischen Tagesgeschäft. In den Niederlanden und Schweden sind Zeekr-Pkw bereits zu haben. Mit Blick auf Norwegen, den Leitmarkt für E-Autos, und seine Stützpunkte in Oslo, Trondheim und Bergen lobt Schupet gar eine bereits gute „Nahbarkeit“ der Marke sowie die verlässliche Dichte im Servicenetz. Nach ähnlichem Muster will Zeekr innerhalb der nächsten zwei Jahre sieben weitere Märkte in Europa für sich erschließen, darunter Deutschland und die Schweiz.
Eine Schlüsselrolle kommt dabei Alessandro Massimino zu, bei Zeekr im Einsatz als Head of SDV Product & Go to Market und damit für den Marktstart verantwortlich. Denn erst dann, wenn auch das „Software Defined Vehicle“, also IT-technisch höchst anspruchsvolle Fahrzeug bis in letzte Einzelheiten die richtige Reife für lukrative und kompetitive Absatzregionen wie Frankreich und das Vereinigte Königreich hat, wird Zeekr den Markteintritt wagen.
Die aktuelle Augmented-Reality-Konzeption im Cockpit des Zeekr 7X wertet Massimino bereits als „exzellent“, auch die durchdachte Sensibilität des Touchscreens sage vielen Kunden zu. Ein weiteres Highlight ist die moderne 800-Volt-Elektroarchitektur des 7X, die laut Hersteller „ultraschnelles Laden mit bis zu 480 kW Gleichstrom“ ermöglicht. Beim Basismodell soll das Füllen der Traktionsbatterie von zehn auf 80 Prozent in 13 Minuten erledigt sein.

Smarte Türmechanik
Die Long-Range-Ausführung schafft Zeekr zufolge eine WLTP-Reichweite von bis zu 615 Kilometern pro Akkufüllung. Und für den Spurt von null auf Tempo hundert in seinem Privilege genannten 7X-Flaggschiff gibt der Hersteller mit 3,8 Sekunden ein durchaus gefälliges Sportwagenniveau an.
„Gefällig“ – das ist ein Stichwort für Ignacio Fernandez Mino, den Senior Lead Exterior Designer von Zeekr: „Mit dem 7X haben wir die richtige Balance zwischen sportlichem, auffälligem Design und echter Alltagstauglichkeit gefunden“, sagt der Stylist im Gespräch mit electricar. „Es ist ein Auto, nach dem sich die Leute auf dem Parkplatz umdrehen, aber es bietet trotzdem den Platz, vor allem in der zweiten Reihe, den Komfort und die cleveren Ablagemöglichkeiten, die eine Familie braucht“.

Ein Aha-Erlebnis gab es für das Designteam nach dem vorläufigen Abschluss seiner Arbeit am 7X: „Wir hatten uns auf junge Familien konzentriert – Menschen, die etwas Elegantes, Stilvolles und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis suchen“, blickt Fernandez Mino zurück. „Wenige Monate nach der Markteinführung in China überraschte uns jedoch die große Bandbreite der Anziehungskraft, wir hatten Kunden im Alter zwischen 25 und 70 Jahren“. Das verbuche man „als positives Zeichen“.
Kraft und Inspiration zieht der Virtuose aus der Kunst. Auch aus Mode, Architektur, sonstigem Produktdesign. „Man ist ständig am Aufnehmen und Beobachten“, sagt Fernandez Mino. „Als Designer sucht man immer nach neuen Wegen, eine Geschichte zu erzählen, die Menschen anspricht“.
Fotos: Beatrice Bohlig