Christoph Knogler, CEO der Keba Energy Automation, über die Erfolgsgeschichte der Linzer Wallboxen, die Strategie des Unternehmens und seinen Draht zu den Antriebsformen von morgen.

Electricar: Sie haben gerade in den sozialen Medien einen Beitrag veröffentlicht, in dem Sie den Einsatz von künstlicher Intelligenz in kreativen Prozessen wie beispielsweise dem Marketing thematisieren. Da zeigen Sie, wie eine automatisch erstellte Werbekampagne aussehen könnte. In welchem Umfang haben Sie sich tatsächlich bereits von dieser neuen Technik unterstützen lassen?
Christoph Knogler: Künstliche Intelligenz ist ein großes Thema. Für Keba Energy Automation im Zusammenhang mit Lastmanagement und den damit verbundenen Automatisierungen, etwa für selbstlernende Systeme und zur Mustererkennung. Auch in anderen Geschäftsbereichen der Keba Gruppe ist KI ein wesentlicher Punkt. Dort bieten wir Steuerungs- und Automatisierungslösungen für unterschiedliche Branchen an. KI ist ein Thema das hier sukzessive an Bedeutung gewinnt. Es stellt sich die Frage: Wie setze ich KI ein? Was mein Posting auf Social Media betrifft: Es sollte zum Nachdenken anregen, wo uns zum Beispiel in der Werbung oder im Marketing die Reise mit KI hinführen könnte. Wie würde eine KI ein passendes Sujet basierend auf Online-Recherchen zu unseren Produkten entwerfen. Da würde es wohl um Nachhaltigkeit, Verlässlichkeit, Robustheit und andere Werte gehen, für die wir stehen. Ich muss aber zugeben, für unsere kreativen Kampagnen haben wir hervorragende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Da nutzen wir heute noch kein ChatGPT oder ähnliches.
Electricar: „Naaachhaltig ...“ – so lautet die Botschaft, die auf diesem Weg in großen Lettern vermittelt wird. Ihr Kernthema?
Christoph Knogler: Wir haben also überlegt, wie wir uns im Markt mit unseren Ladestationen in Einklang mit unseren Werten optimal differenzieren können. Die Basis für den Vormarsch der Elektromobilität ist die Abkehr von fossilen Brennstoffen. Somit ist Nachhaltigkeit das zentrale Thema unserer Branche. Wir wollten ein Zeichen setzen, auch weil wir eine optimale Basis hatten: Wir entwickeln in Linz, wir produzieren die Elektronik im eigenen Werk in Linz. Das sind wesentliche Unterscheidungsmerkmale zu anderen Herstellern, auf die wir stolz sind. Wir fertigen die Ladestationen auch in Linz. Zudem haben wir unseren Product Carbon Footprint optimiert und dementsprechend einen Projektplan definiert. Wenn wir heute an Lösungen für die Elektromobilität arbeiten, betrachten wir automatisch alle ökologischen Aspekte. Wir leben die E-Mobilität.
Electricar: Gibt es Pläne, Ihre Wallboxen im Sinne der Kreislaufwirtschaft zu gestalten?
Christoph Knogler: Bei den technischen Produkten gibt es keine Eier legende Wollmilchsau. Wir haben neben der Nachhaltigkeit einen sehr hohen Qualitätsanspruch. Unsere Kunden müssen sich auf das Gerät verlassen können. Nicht jeder Bio-Kunststoff ist in unseren Produkten, die auch im Außenbereich eingesetzt werden, einsetzbar. Da geht es um mechanische und chemische Eigenschaften wie Stoßfestigkeit und Witterungsbeständigkeit. Wir versuchen eine gute Balance zu finden zwischen dem, was technisch möglich ist, und ökologisch sinnvollen Innovationen, die tatsächlich nachhaltig sind. Kreislaufwirtschaft bedeutet neben Materialwahl vor allem auch Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit und Refurbishment.
„Die Kunden müssen sich auf das Gerät verlassen können.“
Christoph Knogler
Electricar: Electricar: Wie sieht das in der Praxis aus?
Christoph Knogler: Wir haben Kunden im Charge-Point-Operator-Bereich, die unsere Ladestationen ihren Endkunden als Service zur Verfügung stellen. Kündigen diese den Service, bekommen wir die Ladestationen zurück, überprüfen sie und geben sie nach ordentlichen Tests wieder zurück ins Feld. Diese Kunden sind dank dieser Prozesse in der Lage, unsere Ladestationen mehrfach zu verwenden. Doch auch ohne Ladeinfrastrukturbetreiber in der Zwischenebene: Wir sind bei Endkunden, die ihre Ladestationen im Großhandel oder über den Elektriker ihre Ladestation bezogen haben, genauso in der Lage und gewillt, die Ladestation im Fall von Beschädigungen zurückzunehmen, zu reparieren und im Sinne der Kreislaufwirtschaft einem Refurbishment-Prozess zuzuführen.
Nachhaltigkeit, Verlässlichkeit, Robustheit, ein Gerät für viele Jahre – so lautet der Anspruch
«Die X-Serie, unser Topmodell, wird mit weiteren Funktionen laufend erweitert», sagte Christoph Knogler (links) beim Treffen mit electricar-Chefredakteur Armin Grasmuck im Keba eMobility Store. «Sie können die Updates mittels Keba eMobility App over-the-air einspielen, also ganz unkompliziert, easy-to-use, auf den neuesten Stand kommen.»
Electricar: Anlässlich eines Treffens mit Moderator Christian Clerici war Ihre Wallbox neulich in Holz verkleidet zu sehen. Wie sehen Ihre konkreten Pläne dazu aus?
Christoph Knogler: Bei diesem Projekt „Ninefourteen Electric“ geht es darum, etwas anders zu machen, in diesem Fall: etwas Altes neu darzustellen. Der Porsche-Klassiker, der jetzt dank Taycan-Technologie auch elektrisch funktioniert. Rundherum leisten Firmen ihren kreativen Beitrag. Für uns geht es um die Ladeinfrastruktur, für die Firma Weitzer um die Arbeit mit Holz. Weitzer hat uns bei dem Event mit dem Holzgehäuse rund um die Keba-Wallbox überrascht. Jetzt sind wir gespannt, was daraus entstehen kann.
Electricar: Sie persönlich wirken, was Innovationen und Trends in der E-Mobilität betrifft, aufgeschlossen, inspiriert und nachhaltig interessiert. Woher rührt die Leidenschaft?
Christoph Knogler: Ich finde in dem Crossover zwischen Nachhaltigkeit und tatsächlich das Richtige zu tun – im Sinne von: Was will ich als Mensch erreichen oder bewirken? – den besonderen Anreiz. In den Themen nachhaltige Technologien und Elektromobilität gibt es viele Ansätze dazu, etwa die Dekarbonisierung von Mobilität. Es ist klar, dass es auf Dauer keinen Sinn macht, Erdöl zu verbrennen, um von A nach B zu kommen. Heute sind wir ein Stück weiter. Wir können unser Auto zuhause oder im Büro laden, am besten mit Strom aus Sonnenenergie. Wenn wir weiterdenken: die Verteilung des Stroms, Stichwort Lastmanagement. Da wollen wir uns als Keba einbringen. Mit Biomasse und Wärmepumpen haben wir im Unternehmensbereich Heizungssteuerung Segmente, die dazu passen.
Electricar: Keba hat in diesen Segmenten eine lange Tradition. Seit wann befasst sich das Unternehmen gezielt mit der E-Mobilität?
Christoph Knogler: Wir haben den Hintergrund in der Automatisierungs- und Steuerungstechnik und sukzessive eigene Lösungen auf Basis unserer Technologie entwickelt. So sind beispielsweise Geldautomaten im Bankenbereich und Paketstationen in der Logistik entstanden. Vor rund 15 Jahren wurden die Fragen rund ums Erdöl immer lauter. formierte Entwicklungsteams, fokussierte auf Innovationen und schnell waren erste Kunden an Bord. Es ging um öffentliche Ladesäulen. Aus intensivem Dialog mit der Automobilindustrie kam schließlich der Impuls, es brauche kompakte Lösungen zum Laden zuhause oder am Arbeitsplatz. Wenig später hatten wir bereits die erste Wallbox am Start: die Keba KeContact P10.

Steile Karriere
Christoph Knogler (38) ist seit Oktober 2020 als Chief Executive Officer des Geschäftsbereichs Energy Automation der Keba Group AG beschäftigt. Er verantwortet unter anderem die Unternehmenssparte, in der innovative Lösungen für die Ladeinfrastruktur rund um die Elektromobilität sowie Steuerungssysteme für nachhaltige Heizungssysteme wie Wärmepumpen entwickelt und produziert werden. Als Absolvent der HTL Steyr, Bereich Maschineningenieurswesens Fahrzeugtechnik, und mit einem Master im Global Marketing Management blickt Knogler auf Erfahrung in unterschiedlichen Branchen zurück. 2004 startete er in der Automobilzulieferindustrie, wechselte 2015 in die Automatisierungsbranche, bevor er schließlich bei Keba einstieg.
Electricar: Insgesamt haben Sie mehr als 500.000 Ladestationen verkauft, aktuell das Modell P30. Was zeichnet diese Wallbox aus?
Christoph Knogler: Was wir immer wieder hören: Robustheit und Verlässlichkeit. Speziell für die Betreiber von Ladeinfrastruktur ist es wichtig, dass sie die Geräte installieren und sie sich sicher sein können, dass es einfach funktioniert. Die P30 kam 2016 auf den Markt, die Software-Funktionen werden bis heute laufend erweitert – wie das Photovoltaik-Überschuss-Laden im aktuellen Release.
Electricar: In welchem Umfang eignet sich die P30, um das Lastmanagement steuern?
Christoph Knogler: Wir kommen ja ganz ursprünglich von der sogenannten „Bürgermeistersäule“ mit mehreren Anschlüssen. Somit sind wir mit dem Thema seit jeher bestens vertraut. Lange haben wir mit der P30 auf maximal 16 Wallboxen in einem Lastmanagementverbund gesetzt. Nun geht E-Mobilität in die Breite. Mit dem M20 Lademanagement Controller sind unsere Kunden nun in der Lage, bis zu 200 Ladepunkte zu steuern. Es ist die ideale Lösung für Fuhrparks und Mehrfamilienhäuser.
Alles voll automatisch

Die KEBA Group AG ist ein internationales Technologieunternehmen mit Hauptsitz in Linz, das Automationslösungen für die Bereiche Industrie, Bank- und Dienstleistungen sowie Energie entwickelt und produziert. Das 1968 gegründete Unternehmen erwirtschaftete im abgelaufenen Geschäftsjahr 2021/22 den Gesamtumsatz von 537,7 Millionen Euro. Keba ist mit 26 eigenen Niederlassungen in 16 Ländern vertreten, unter anderem in Deutschland, China und den USA. Seit rund 15 Jahren agiert die österreichische Firma auch mit der Kernkompetenz Ladeinfrastruktur im Bereich der Elektromobilität. Die Keba-Wallbox P30 ist ein Erfolgsmodell.