Der Krieg in der Ukraine hat nicht nur Auswirkungen auf Verbrenner, auch E-Autos sind durch die Unterbrechung der Lieferketten betroffen. Zwei Faktoren treiben die Lieferzeiten der Stromer nach oben: Erstens ist die Nachfrage enorm groß und die Autobauer laufen mit der Produktion der Nachfrage ohnehin schon lange hinterher. Zweitens kommt es Pandemie- und kriegsbedingt zu Lieferengpässen, vor allem bei den Halbleitern.
Aber auch die Nachfrage nach Metallen schnellt in die Höhe. Allein für eine typische Elektroauto-Batterie werden beispielsweise rund acht Kilogramm Lithium, 35 Kilogramm Nickel, 20 Kilogramm Mangan und 14 Kilogramm Kobalt benötigt, während für Ladestationen erhebliche Mengen an Kupfer erforderlich sind.
Aber auch bei der Erzeugung von Ökostrom werden für Solarzellen große Mengen an Kupfer, Silizium, Silber und Zink benötigt, während für Windturbinen Eisenerz, Kupfer und Aluminium erforderlich sind. Dieser enorme Bedarf könnte die Metallnachfrage und -preise über viele Jahre hinweg in die Höhe schnellen lassen. Erschwerend ist, dass einige wichtige Vorkommen sehr konzentriert sind. Dies bedeutet, dass einige wenige Produzenten die steigende Nachfrage unverhältnismäßig stark bedienen werden. Dadurch kann es zu Versorgungsengpässen kommen, so wie im Moment durch den Ukraine-Krieg. Nicht nur, dass Batterien dann unerschwinglich werden, Nickel aus Russland könnte bald generell einem möglichen Embargo unterliegen.
Schlusslichter VW und Skoda
Gleichzeitig wird der Druck auf jeden einzelnen Autofahrer, einen Wechsel
zum E-Auto zu vollziehen, angesichts der hohen Treibstoffpreise immer
größer. Das bedeutet, dass die Nachfrage steigt und mit ihr auch die
Lieferfristen. Bei gewissen Modellen fühlt man sich in die Zeiten der DDR
zurückversetzt, wo man gut und gerne mal zehn Jahr auf seinen Trabi warten
musste. Gut, davon sind wir noch weit entfernt, aber einige Hersteller wie
VW und Skoda haben jedenfalls die Jahresfrist bereits überschritten. Für
einen Audi Q4 e-tron muss man inzwischen rund 71 Wochen warten, beim
Skoda Enyaq sind es 65.
Jaguar ganz vorne
Im Verhältnis rasch gehen Jaguar, Fiat, Polestar, Citroen und Peugeot zu Werke. Auf den Jaguar i-Pace wartet man „nur“ vier Monate. Bei Mercedes-Benz kommt es auf das Modell an: der EQB steht nach vier Monaten in Ihrer Garage, der EQC nach sieben und der EQA erst nach zehn.
Die deutsche Carwow GmbH hat eine Tabelle erstellt, in der aktuelle Lieferzeiten angegeben werden. Sie basieren auf unverbindlichen Lieferzeiten-Angaben des Carwow-Handelsnetzwerks. Dabei fällt auf, dass es überhaupt nur noch 16 gängige Modelle gibt, für die eine Wartezeit von sechs Monaten oder weniger ausgerufen wird. Neben den auf den nächsten Seiten vorgestellten sind auch noch einige Transporter wie zum Beispiel Peugeot e-Expert, Citroen e-SpaceTourer, Fiat E-Ducato Kastenwagen, Peugeot e-Traveller oder Peugeot e-Expert Kombi innerhalb eines halben Jahres erhältlich. Die meisten Modelle haben zwischen sechs und zwölf Monaten Wartezeit, wobei am unteren Ende viele VW-Modelle vorkommen, sowie die Elektro-Smarts und der Mini Cooper SE. 13 Modelle werden erst nach zwölf oder mehr Monaten geliefert.
Bestellungen werden gestoppt
Die Lieferengpässe bringen es mit sich, dass für einige Modelle sogar ein Bestellstopp ausgerufen wurde. Zu ihnen gehören unter anderem die Modelle Hyundai Ioniq, Dacia Spring, Renault Twingo, Renault Zoe sowie der Kia e-Soul.
Nachdem sich die Lage ständig ändert, empfiehlt es sich vor der Anschaffung
eines E-Autos einen Blick auf die aktualisierte Tabelle von Carwow zu werfen, im Internet zu finden unter: bit.ly/carwow_ec
Jaguar I-Pace || Lieferzeit: 17 Wochen
Der I-Pace ist Jaguars einziges vollelektrisches Modell und wird seit 2018 hergestellt. Die Reichweite ist mit 470 km (WLTP) überschaubar, die Leistung hingegen Spitze: in nicht einmal fünf Sekunden beschleunigt er auf 100 km/h. Aktuell bekommt man ihn nach einer Wartezeit von vier Monaten. Das ist top!
Modell: Jaguar I-Pace EV400
Preis: ab 76.815 Euro
Motorleistung: 294 kW
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
Reichweite: 470 km
Verbrauch: 25-22 kWh/100 km
Beschleunigung auf 100 km/h: 4,8 Sek.
Lieferzeit: 17 Wochen
Mercedes-Benz EQB || Lieferzeit: 17 Wochen
Den elektrischen Mercedes-SUV EQB gibt es seit 2021. Er basiert auf dem GLB und Mercedes-EQ typische Designelementen mit einer recht kantigen Ausdrucksweise. Die Reichweite ist für den Preis in Ordnung, Die Motorleistung mau, aber das Platzangebot für bis zu sieben Personen sehr großzügig. Auch die Lieferzeit ist mit vier Monaten genau so kurz wie jene des I-Pace.
Modell: Mercedes-Benz EQB 250
Preis: ab 52.342 Euro
Reichweite: 474 km
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
Beschleunigung auf 100 km/h: 9,2 Sek.
Motorleistung: 140 kW
Verbrauch: 17,8-16,3 kWh/100 km
Lieferzeit: 17 Wochen
DS 3 Crossback Elektro || Lieferzeit: 21 Wochen
Seit Anfang 2020 tritt der DS 3 Crossback im Segment der Mini-SUV mit einem sehr guten Preis gegen die Konkurrenz an. Wer hinten mitfährt, hat zwar nur wenig Platz, vorne aber ist das Platzangebot ausreichend. Die Reichweite ist für den Preis in Ordnung, auch die Motorleistung. DS verspricht im Mai noch eine Liefergarantie für 2022.
Modell: DS 3 Crossback E-Tense
Preis: ab 39.440 Euro
Reichweite: 341 km
Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h
Beschleunigung auf 100 km/h: 9,1 Sek.
Motorleistung: 100 kW
Verbrauch: 16,2-15,9 kWh/100 km
Lieferzeit: 21 Wochen
Polestar 2 || Lieferzeit: 22 Wochen
Über fast jeden Zweifel erhaben ist die zweite Version der Volvo-Tochter. Die Fahrleistungen sind top, vor allem die Power beim Beschleunigen und Überholen beeindrucken. Auch Ausstattung und Reichweite entsprechen dem Preis. Das Platzangebot vorne ist überzeugend, hinten wird es ein wenig enger, vor allem beim Einsteigen. Die Lieferzeit liegt mit fünf Monaten im Spitzenfeld.
Modell: Polestar 2 (Long range Dual)
Preis: ab 51.900 Euro
Reichweite: 480 km
Höchstgeschwindigkeit: 205 km/h
Beschleunigung auf 100 km/h: 4,7 Sek.
Motorleistung: 300 kW
Verbrauch: 17,1-19,3 kWh/100 km
Lieferzeit: 22 Wochen
Fiat 500 Elektro || Lieferzeit: 22 Wochen
Der Fiat 500 ist Kult und in Italien das meistverkaufte E-Auto. Daran kann auch das magere Platzangebot im Kofferraum und im Fond nichts ändern. Alles andere ist State oft the Art: die Verarbeitung, Assistenzsysteme und Infotainmentsystem. Die tatsächliche Reichweite ist mit ca. 200 km (320 lt. WLTP) für den urbanen Verkehr ausreichend, die Lieferzeit liegt bei fünf Monaten.
Modell: Fiat 500 Elektro Icon
Preis: ab 31.900 Euro
Reichweite: 320 km
Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h
Beschleunigung auf 100 km/h: 9 Sek.
Motorleistung: 87 kW
Verbrauch: 14,0-14,3 kWh/100 km
Lieferzeit: 22 Wochen
Peugeot e-208 || Lieferzeit: 23 Wochen
Der e-208 spielt preislich in einer Liga mit dem Fiat 500e, bietet aber dennoch mehr Raum. Vor allem vorne gibt es keine Platzprobleme, hinten und im Kofferraum würde man sich mehr wünschen. Der Rest der Features passt zum Preis. Geboten werden viel Ausstattung und zahlreiche nützliche Assistenzsysteme. Und eine passable Lieferzeit von 23 Wochen.
Modell: Peugeot e-208 Active
Preis: ab 32.450 Euro
Reichweite: 362 km
Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h
Beschleunigung auf 100 km/h: 8,1 Sek.
Motorleistung: 100 kW
Verbrauch: 16,0-15,4 kWh/100 km
Lieferzeit: 23 Wochen
Citroën e-C4 || Lieferzeit: 24 Wochen
Auch der e-C4 lässt nach dem Drücken des Strom-Pedals das typische Punch-Gefühl aufkommen, auch wenn er mit rund 10 Sekunden Beschleunigung von 0 auf 100 kein Rennbolide ist. Die Ausstattung ist sehr gut, allerdings lässt die flache Dachlinie den Innenraum schrumpfen, sodass bei vier Personen inklusive Fahrer schon ein enges Raumgefühl aufkommt. Lieferzeit: 24 Wochen
Modell: Citroën e-C4
Preis: ab 36.140 Euro
Reichweite: 354 km
Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h
Beschleunigung auf 100 km/h: 9,7 Sek.
Motorleistung: 100 kW
Verbrauch: 15,6-15,3 kWh/100 km
Lieferzeit: 24 Wochen
KIA Niro EV || Lieferzeit: 24 Wochen
Der Elektro-Niro macht eigentlich nichts falsch, die Ausstattung ist top, auch die Assistenzsysteme und das Platzangebot sind dem Preis von rund 40.000 Euro angepasst. Und bei der Reichweite hat Kia bereits vor Jahren der Konkurrenz gezeigt, wie es geht. Offenbar auch bei den Lieferzeiten, die sich knapp unterhalb der Halbjahresgrenze bewegen.
Modell: KIA Niro EV Edition 7
Preis: ab 39.990 Euro
Reichweite: 463 km
Höchstgeschwindigkeit: 167 km/h
Beschleunigung auf 100 km/h: 7,8 Sek.
Motorleistung: 150 kW
Verbrauch: 15,9 kWh/100 km
Lieferzeit: 24 Wochen
Porsche Taycan || Lieferzeit: 26 Wochen
Wer den Taycan bestellt, blättert nach sechs Monaten viel Geld hin: mindestens 86.733 Euro für die Standardversion. Dafür bekommt man dann auch Rennwagenfeeling geliefert. In 5,4 Sekunden bringen die 408 PS den E-Boliden von 0 auf 100 km/h. Die Reichweite könnte hingegen etwas höher sein - die Quote „Preis pro Kilometer Reichweite“ gewinnt der Taycan nicht.
Modell: Porsche Taycan
Preis: ab 86.733 Euro
Reichweite: 444 km
Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h
Beschleunigung auf 100 km/h: 5,4 Sek.
Motorleistung: 300 kW
Verbrauch: 23,9-19,6 kWh/100 km
Lieferzeit: 26 Wochen
Peugeot e-Rifter || Lieferzeit: 26 Wochen
Ziemlich genau ein halbes Jahr muss man auf den Elektro-Kleinbus von Peugeot warten. Dann bekommt man aber einen Minivan, der in der Standardversion (L1) 4,4 Meter lang ist und bis zu fünf Personen reichlich Platz bietet. Die Langversion mit 4,75 Metern in der Länge nimmt sogar sieben Personen auf. Als Familienkutsche taugt er ob der geringen Reichweite aber nur bedingt.
Modell: Peugeot e-Rifter
Preis: ab 37.590 Euro
Reichweite: 282 km
Höchstgeschwindigkeit: 135 km/h
Beschleunigung auf 100 km/h: 11,7 Sek.
Motorleistung: 100 kW
Verbrauch: 20,7-19,6 kWh/100 km
Lieferzeit: 26 Wochen
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