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AutorenbildArmin Grasmuck

Der Cupra Tavascan im ELECTRICAR Praxistest

Der Cupra Tavascan geht selbstbewusst, spritzig und stabil in die Vollen.



Allein wie er uns ansieht. Charmant geht anders. Grinst er frech? Lacht er uns aus? Oder schnappt er gleich zu? Barcelona Flughafen, Parkplatz, die Sonne knallt. Mehr als 20 frisch polierte Exemplare des neuen Cupra Tavascan stehen hier perfekt nebeneinander eingeparkt. 8122 MNL – das sind die Informationen auf dem Kennzeichen des Wagens, der für uns bestimmt ist. Und ja, dieser Stromer hat das Besondere im Blick. Diese kräftige Frontpartie mit den schmal nach hinten gezogenen Scheinwerfen und dem stets angriffslustig wirkenden Cupra-Logo auf der Haube. Bunt und munter, so scheint unsere Testfahrt in diesem neuen Modell zu werden. Wir holen noch einmal tief Luft und steigen ein.


Der Tavascan ist ein echter Katalane, gezeichnet und entwickelt in Barcelona, und ein Cupra – wie das Cockpit auf Anhieb verdeutlicht. Es ist schwer zu beschreiben, nonkonform allemal. Jede Sequenz wirkt hier selbstbewusst bis wild geschwungen – sogar die Eingänge zur Frischluftzufuhr. Ein bisschen Kupfer hier, ein wenig Silbergrau dort. In diesem Stromer wirken sogar die sonst eher schnöden Armaturen dynamisch.


Per Definition unberechenbar


Wenn zehn von zehn Entwicklern von Cupra etwas gut finden, haben sie definitiv etwas falsch gemacht. So oder so ähnlich soll es jüngst der CEO Wayne Griffiths umrissen haben. Es bleibt alles anders – wild und unberechenbar. Jetzt und hier auf den bequem gepolsterten Sitzen wird uns klar, was er damit meint.

Wir drücken den Startknopf, schalten auf D wie Drive und rollen los. Raus aus dem Flughafen in Richtung Freiheit, rein in die hügelige, bisweilen bergige Peripherie von Barcelona. Allen kreativen Exzessen zum Trotz gleitet der Tavascan ruhig, fast gediegen über die Autobahn. Höchst komfortables Reisen, so scheint es – und so ist es. Dieses Elektroauto bietet alles, was das Fahren angenehm macht. Doch ist es wirklich das, was er möchte – und was er uns versprochen hat? Wir fahren von der Autobahn ab ins Hinterland.


Kraftvoll im Antritt


Schmaler werden die Straßen, steiler ansteigend die Asphaltpisten und enger die Kurven. Der neue E-Cupra gibt sich cool. Selbst mit Schwung bleibt er in den Kehren stabil. Er scheint zu lächeln, so fährt er sich. Selbst auf der staubigen Schotterpiste wirkt er tiefenentspannt. Kickdown, uff, falsches Terrain. Der kräftige Spanier schiebt so stark an, dass wir Mühe haben, das Lenkrad festzuhalten. Zeit für eine Pause auf dem Hochplateau.


Schauen wir uns den Neustarter also genauer an. Von außen betrachtet, ist festzustellen, dass der Tavascan selbst im Vergleich zu den Konzernbrüdern der hart umkämpften Mittelklasse in den Außenkonturen schärfer geschnitten ist. Die markanten Flanken unterstreichen zudem seine Attitüden aus eleganter Sportlichkeit. Das kurze und markante Heck lässt ihn noch kräftiger wirken. Extrascharf: Das knackig zackige Cupra-Logo ist hinten wie vorn beleuchtet.


Rekuperation in vier Stufen


Im Innenraum dominiert der 15-Zoll-Bildschirm, der zentral über der Mittelkonsole angeordnet ist. Dazu gibt es ein Fahrerdisplay direkt hinter dem Lenkrad, das alle wichtigen Informationen einfach und klar darstellt. Optional ist auch ein Head-up-Display erhältlich – genauso wie das Premium-Soundsystem mit zwölf Lautsprechern von Sennheiser.



Rekuperiert kann in vier Stufen über Paddles am Lenkrad werden. Für die Freunde der nackten Zahlen: Die allradgetriebene VZ-Variante, die wir auf unserer Tour fahren, schafft es in 5,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 Kilometer pro Stunde. Bei 180 km/h wird der kräftige Stromer automatisch abgregelt.


Der lange Radstand von fast 2,80 Meter gibt dem Tavascan und seinen Insassen reichlich Volumen. Auch auf den Rücksitzen haben Erwachsene genügend Raum, um entspannt mitzufahren. Reichlich Platz bietet das SUV-Coupé auch im Gepäckraum. 540 Liter fasst es in der Grundform. Mit umgeklappter Rückbank entsprechend mehr. Komfortabel: Der Kofferraum lässt sich elektrisch öffnen und schließen, ist auch freihändig bedienbar. Er bietet zudem weiteren Stauraum unter der Bodenplatte und ein spezielles Fach für das Ladekabel.



Ruhig wie eine Limousine


Wir setzen unsere Fahrt durch das katalanische Hinterland fort. Es ist kurios: So wild und durchtrieben dieser E-Cupra auch aussehen mag, auf den engen und buckeligen Serpentinen fährt er ruhig, souverän und zuverlässig wie eine Limousine aus dem Premiumsegment. Kein Quietschen, kein Motorgeheule. Die Lenkung greift präzise, das Fahrwerk federt jede Welle professionell ab. An dieser Stelle sei lobend erwähnt: Selbst der neuerdings verpflichtend eingebaute Warnton, der die überhöhte Geschwindigkeit dokumentiert, klingt im Tavascan angenehm und versöhnlich. Was immer dies bedeuten mag ...


Bemerkenswert ist auch der Tempomat, hier als Reiseassistent deklariert. Er zieht alle relevanten Verkehrsdaten aus dem Internet – und seine eigenen Schlüsse. Selbst wenn es erlaubt ist, eine Kurve mit 70 Sachen zu fahren, nimmt er sie mit 50, wenn er davon überzeugt ist. Auch fährt er den Kreisverkehr mit stark reduzierter Geschwindigkeit an, wie es sich gehört. Ein künstlich intelligenter Assistent dieser Klasse macht das Fahren deutlich entspannter, selbst durch die zahlreichen Spitzkehren hoch über Barcelona.


Laden mit bis zu 185 Kilowatt


Der durchschnittliche Stromverbrauch liegt auf unserer Testrunde bei gut 20 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Interessant für Vielfahrer: Der Tavascan zieht den Strom mit bis zu 185 Kilowatt aus den Schnellladesäulen. Laut Angaben des Herstellers können auf diese Weise in nur sieben Minuten 100 frische Kilometer nachgeladen werden. In einer knappen halben Stunde soll die Batterie von zehn auf 80 Prozent geladen werden können.


Es kommt, wie es kommen muss. Wie so oft auf Probefahrten durch welliges Gelände: Das Auto meistert selbst die anspruchsvollsten Strecken anstandslos, doch die Insassen bekommen die stetigen Kurswechsel früher oder später in der Magengrube zu spüren. Genug jetzt. Rauf auf die Autobahn und rein nach Barcelona. Feierabendverkehr. Wir testen die Fahrmodi – per Knopfdruck auf der linken Seite des Lenkrads. Range, Comfort, Performance, Cupra, Traction und Individual für den ganz persönlichen Feinschliff.


Mit Schubkraft oder gleitend


Und der mysteriöse Drücker rechts mit dem Cupra-Logo? Schaltet direkt auf den Power-Modus Cupra. Kickdown. Jetzt! Kurz vor Barcelona tut sich auf der Autobahn eine Lücke auf. Wir treten das Strompedal. Ja, das schiebt. Doch unter uns: Das entspannte Dahingleiten finden wir – entgegen den krassen Attributen von Cupra – als spürbar genussvoller.


Wir erreichen die katalanische Metropole und zuckeln im kilometerlangen Stop-and-Go auf der Avinguda Diagonal, dieser weltbekannten, mehrspurigen Straße, die kerzengerade von Südwesten nach Nordosten durch Barcelona verläuft. Es fällt auf, dass der Tavascan auffällt. Einige Passanten betrachten den Neustarter mit großen Augen. Andere nicken eifrig nach dem Motto: Da ist er endlich.


Ablageflächen in allen Größen


Der Cupra Tavascan kann ab sofort bestellt werden, im Herbst werden die ersten Fahrzeuge ausgeliefert. Sportlich sind die Tarife. Die von uns getestete VZ-Variante steht mit gut 60.000 Euro in der Liste. Rund 4.500 Euro günstiger ist die Basisversion zu haben. Die wichtigsten Extras sind in drei Linien, wie etwa das supersportliche Adrenalin-Paket, gebündelt. Zumindest die Kunden, die extravagant und mit dem entsprechenden Elan auf dem Weg in die Mobilität der Zukunft unterwegs sein möchten, werden an dem Tavascan ihren Spaß haben. In Barcelona oder sonst wo.



Technische Daten

Hersteller

Cupra

Modell

Tavascan VZ

Antriebsart

Elektro

Leistung

250 kW / 340 PS

Maße / Gewicht

4.644 x 1.861 x 1.597 mm / 2.273 kg

Antriebsachse

Allrad

Anzahl der Türen

5

Kofferraum­volumen

540 - n. b.

Reichweite

521 km (WLTP)

0-100 km/h

5,5 Sekunden

Spitze

180 km/h

Preis

ab 60.780 €


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