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Der Polestar 3 im ELECTRICAR-Praxistest

Autorenbild: Armin GrasmuckArmin Grasmuck

Das nordische Design verleiht dem Polestar 3 Noblesse. Doch dieser SUV garantiert auch gediegenen Fahrspaß.

Wie aus einem Guss?! Der Polestar 3 ist eines dieser Autos, die den Betrachter auf Anhieb elektrisieren. Vom Lufteinlass bis in das steile Heck hinein – dieses Crossover ist einfach brillant gezeichnet. Und brillant einfach. Klare Linien, starke Proportionen, Finessen im Zeitgeist. Die Freunde des nordischen Designs schnalzen mit der Zunge. Allen anderen bleibt die Spucke weg. Was für ein Stromer!


Das dritte Modell des E-Autobauers mit Sitz im schwedischen Torslanda sorgte bereits vor eineinhalb Jahren im Rahmen der IAA Mobility für Furore. Jetzt ist der schnittige SUV startklar – und wir sind es auch. Wir möchten herausfinden, ob der Polestar 3 genauso gut fährt, wie er aussieht. Allein diese Farbe: Ist es poliertes Grau? Ein heller Blauton? Oder gar das dunkle Weiß? Magnesium! So steht es in den Papieren. Na dann ...


Polestar ist ein börsennotiertes Unternehmen der Automobilhersteller Volvo und Geely, das bereits seit 2017 batteriegetriebene und hybride Modelle produziert. Wer dem Polestar 3 etwas tiefer in die Scheinwerfer blickt, erkennt selbstverständlich die direkte Verwandtschaft zu Volvo. Dazu passen die linearen wie kraftvollen Konturen, das tief nach hinten gezogene Dach verleiht diesem Stromer eine sportliche Note.


Exklusiv am Steuer - electricar-Chefredakteur Armin Grasmuck hat die Gelegenheit, den neuen Polestar 3 ausgiebig zu testen.
Exklusiv am Steuer - electricar-Chefredakteur Armin Grasmuck hat die Gelegenheit, den neuen Polestar 3 ausgiebig zu testen.

Konsequent reduziert


Wir halten den schwarzen Plastikschlüssel im Format einer Scheckkarte leicht gegen die Tür, ziehen am Griff, steigen ein – und fühlen uns auf Anhieb wohl. Auch der Innenraum ist in skandinavischer Manier gestaltet, stilvoll und elegant. Die Bedienelemente wirken konsequent reduziert: Zwei Schalthebel und vier Druckknöpfe am Lenkrad, dazu ein Drehregler auf der Mittelkonsole – das ist alles. Die meisten Funktionen können direkt über den 14,5 Zoll großen und im Hochformat zentral angeordneten Touchscreen bedient werden. Schnell und einfach.


Intuitiv zu bedienen - Im Innenraum setzt der Polestar 3 auf Klarheit, die Grafik auf den Bildschirmen strahlt im modernen Design. Auch die Fahrgäste im Fond reisen höchst komfortabel.

Einfach perfekt umgesetzt finden wir das Fahrerdisplay hinter dem Lenkrad. Geschwindigkeit, Reichweite, laufend aktualisierte Verkehrszeichen und die Navigation im Detail – alles klar und deutlich in modernen Noten. Auf Wunsch werden auch die Verkehrsteilnehmer im näheren Umfeld digital dargestellt. Und: Während des Ladens sind hier Ladeleistung, Batteriestand sowie die verbleibende Ladezeit übersichtlich abgebildet.


Zu dem minimalistischen wie gehaltvollen Gesamtbild passt, dass die Strategen von Polestar die hier verbauten Materialen bewusst unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit ausgewählt haben. „Tierschutzzertifiziertes Leder“, „bio-

attributed Microtech“ und Sitzbezüge aus „Animal-Welfare-Wolle“, so heißt es im Fachjargon. Es fühlt sich gut an, auch in der Praxis. Wir sitzen komfortabel und stabil. Jetzt wollen wir fahren!


Leicht zu steuern

Wir legen die schwarze Schlüsselkarte mit der großen, weißen 3 auf die Ablage unterhalb des Touchscreens. Wer den digitalen Schlüssel auf die Polestar-App gezogen hat, kann hier wahlweise auch sein Smartphone ablegen und gleichzeitig laden. Der Polestar 3 hat keinen Startknopf. Also treten wir die Bremse, wählen am rechten Hebel des Lenkrads die Fahrstufe D wie Drive, lassen die Bremse locker – und los rollt der junge Schwede. Er rollt und surrt leise. 4,90 Meter lang und mehr als 2,5 Tonnen schwer? Es klingt kurios, doch bereits nach den ersten Kilometern im nachmittäglichen Verkehr der Vorstadt fällt uns auf, wie leicht und geschmeidig sich dieser SUV steuern lässig – und wie selbstverständlich er sogar auf direkteres Einlenken in engen Kurven reagiert.



Von seiner natürlichen Kraft ganz zu schweigen. Wir fahren den Polestar 3 in der allradgetriebenen Topversion Long Range Dual Motor Performance. Das heißt: 380 Kilowatt, rund 517 PS, dazu das atemberaubende Drehmoment von maximal 910 Newtonmetern. Oder auch: in nur 4,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Gewaltig! Dieser SUV hat prinzipiell alles, was ein Sportwagen braucht. Wird er entsprechend animiert, verhält er sich auch so. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu erwähnen: Die Bremsen packen kräftig zu, sie reagieren selbst in kernigen Sequenzen zuverlässig.


Mehr Effizienz per Fingerwisch


Der neue Polestar liegt sehr gut auf dem Asphalt. Straff, doch ansprechend gedämpft – und keineswegs so weichgespült, wie mancher Konkurrent aus dem Premiumsegment. Als ausgesprochen positiv verzeichnen wir, dass dieser Stromer auch bei höherer Geschwindigkeit, auf der Landstraße und der Autobahn, angenehm ruhig und ausgeglichen bleibt. Selbst bei Tempo 150 gleitet und schnurrt der SUV sanft durch die Landschaft.


Wer das Topmodell möglichst effizient fahren möchte, wählt über das Touchscreen dden sanften Modus ohne permanenten Allradantrieb aus. Der Elektromotor an der hinteren Achse wird dann automatisch abgekoppelt, was die Gesamtleistung drosselt und den Energieverbrauch nachhaltig verringert. Am Steuer ist davon – zumindest im alltäglichen Stadt- und Überlandverkehr – nur wenig zu spüren. Es surrt und schnurrt.


Fahrassistenten im Einsatz


Je länger wir dahingleiten, desto beeindruckender erscheint uns, dass der Polestar 3, dieses faktisch große und voluminöse Elektrofahrzeug so agil und dynamisch wie ein windschnittiges Sport-Coupé durch die Gegend kurvt. Nur damit es keine Missverständnisse gibt: Wir fahren einen SUV – mit dem Raumangebot, für das dieses Segment steht. Hier sitzen auch die Fahrgäste im Fond höchst komfortabel, mit allen Freiheiten von Kopf bis Fuß. Der Laderaum im Heck bietet das Volumen von 484 Litern. Werden die Rücksitze umgeklappt, sind es bis zu 1.411 Liter. Imposant ist auch die Anhängelast von 2.200 Kilogramm, die der Neustarter zu ziehen vermag.


Crossover mit Volumen - Die Seitenpartie des SUV setzt sportliche Akzente. Bis zu 1.411 Liter fasst der Laderaum – wenn die Rücksitze umgeklappt sind.
Crossover mit Volumen - Die Seitenpartie des SUV setzt sportliche Akzente. Bis zu 1.411 Liter fasst der Laderaum – wenn die Rücksitze umgeklappt sind.

Für den positiven Eindruck sorgt selbstverständlich auch eine Reihe künstlich intelligenter Assistenten. Neben dem Tempomaten, der bis 180 km/h aktiv ist, halten die Hilfssysteme das Fahrzeug etwa automatisch in der Spur, sie verhindern den Abflug ins Gelände, und wechseln auf der Autobahn in Eigenregie die Fahrbahn. Krass: Der Polestar 3 ist zudem serienmäßig mit fünf Radarmodulen, fünf externen Kameras und zwölf Ultraschallsensoren ausgestattet. Laut Hersteller ist der SUV damit auch perfekt auf das autonome Fahren vorbereitet.


Batterie mit Volumen


Zu dem Höchstmaß an Sicherheit trägt zudem das Hilfssystem bei, das den Fahrer durchgehend überprüft. Zwei höchst sensible Kameras erfassen die Augenlider, den Blick und die Bewegungen des Kopfes. Erkennen sie, dass der Steuermann abgelenkt oder müde ist, lösen sie einen Warnton aus. Zeigt der Fahrer keine Reaktion, bremst der Polestar von selbst bis zum Stillstand ab.

Dieses Crossover setzt auch Maßstäbe, was die Batteriegröße betrifft. 111 Kilowattstunden fassen die flüssigkeitsgekühlten Lithium-Ionen-Akkus. Für unser vor Kraft nur so strotzendes Performance-Modell bedeutet dies umgerechnet in Reichweite: 567 Kilometer nach WLTP-Standard. Die leicht abgespeckte Einstiegsvariante Long Range Single Motor schafft demnach sogar 706 Kilometer mit einer vollen Batterie.


Stichwort laden. Der SUV kann an der Wallbox mit der Leistung von maximal elf Kilowatt geladen werden, die leeren Akkus sind also nach etwa zehn Stunden wieder voll. Nur rund eine halbe Stunde benötigt der Polestar an der Schnellladestation, um die Batterie von zehn auf 80 Prozent zu bringen. Die Ladeleistung beträgt hier bis zu 250 Kilowatt.


Attraktive Raten im Leasing


Die Eckdaten entsprechen dem, was der Kunde von einem Luxusfahrzeug der oberen Mittelklasse erwarten darf. Als Gesamtpaket, optisch und inhaltlich, präsentiert sich der Polestar 3 als eine höchst attraktive Alternative für all diejenigen, die sich einen Stromer dieser Kategorie leisten können und möchten. Bezogen auf unser Testfahrzeug heißt das: 92.190 Euro, alles inklusive. Oder, als Ansatz für Gewerbetreibende: ab 899 Euro im Leasing. Am Ende der Rundfahrt halten wir nüchtern fest: Der Dreier aus dem hohen Norden hat das Potenzial für jeden Einsatz.


Die Tester

Hersteller

Polestar

Modell

Polestar 3

Antriebsart

Elektro

Leistung

380 kW / 517 PS

Maße / Gewicht

4.900 x 1.935 x 1.614 mm / 2.584 kg

Antriebsachse

Allrad

Anzahl der Türen

5

Kofferraum­volumen

484 - 1.411 l

Reichweite

561 km (WLTP)

0-100 km/h

4,7 Sekunden

Spitze

210 km/h

Preis

92.190 €


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