Ambitionierter Neustarter: Der XPeng G9 setzt nachhaltige Akzente im Premiumambiente.
Hier steht er also, der Xpeng. Xpeng? Xpeng! Hört sich wie die zündende Zukunftsvision aus dem Wilden Westen an. Ist eine neue Automarke aus China. Mit deutschen Attributen. Der Xpeng G9 hatte bereits auf der IAA Mobility vergangenen Herbst in München seinen ersten Auftritt. Groß, mächtig, vielversprechend. Obere Mittelklasse. Jetzt steht er vor uns, und wir sind gespannt, ob er den Ansprüchen der potenziellen Kunden gerecht werden kann.
Wir steigen ein und sind massiv beeindruckt. Der Neustarter schafft auf Anhieb ein höchst angenehmes Ambiente. Elegant bis edel wirkt das Design, hochwertig die Materialien. Der Sitz bietet Halt – und Raum zum Entfalten. Das Platzangebot ist selbst für einen SUV dieser Kategorie opulent. Vertrauensbildend wirkt der Blick auf die Armaturen. Hebel, Schalter, Drehknöpfe und doch reduziert. Wir sehen diverse Ablagefächer, von dezent bis im großen Umfang aufnahmefähig. Und drei Bildschirme – davon einer für den Beifahrer.
Komplett ausgestattet
Eine sanfte Pointe vielleicht, und sicher von vergleichsweise geringer Relevanz, was das Fahrerlebnis betrifft. Doch gerade auf längeren Distanzen, bietet der Touchscreen rechts dem Beifahrer die Möglichkeit, sich von Anbietern aus dem Internet wie Spotify oder Youtube unterhalten zu lassen. Dieser Bildschirm hat satte 15 Zoll, genauso viel wie der auf den Steuermann ausgerichtete Touchscreen, und ist vom Fahrersitz selbstverständlich uneinsehbar.
Der Xpeng G9, es sei an dieser Stelle aufrichtig vermerkt, ist bereits in der Grundversion komplett und hochwertig ausgestattet. Geneigte Kunden können allein aus dem Standardmodell mit der 78 Kilowattstunden starken Batterie, der auf Reichweite optimierten sowie der allradgetriebenen Performance-Variante, beide mit 98-kWh-Akkus, auswählen. Vier Farben außen, zwei Farben innen. Elektrisch ausklappbare Anhängerkupplung, ja oder nein. Das war‘s. Alles andere ist inklusive.
Ambiente im Zeitgeist - Der Innenraum des Xpeng G9 ist hochwertig und in allen Sequenzen komfortabel ausgestattet – auch die Sitze im Fond bieten die Vorzüge der Premiumklasse.
Beeindruckende Werte
Auf unserer Testfahrt steuern wir die kräftige Version Performance – mit 405 Kilowatt, also rund 551 PS, dem massiven Drehmoment von 717 Newtonmeter, das den G9 in nur 3,9 Sekunden von null auf hundert schieben soll. Beeindruckende Werte für ein Auto mit diesen Maßen und dem Leergewicht von 2.340 Kilo. Dieser elegant umrissene Neustarter, so scheint es, punktet auch mit sportlichen Attributen. Wir werden sehen.
Am frühen Nachmittag geht es über die Straßen der Vorstadt. Es fällt auf, wie angenehm ruhig dieser Stromer – entgegen seinem knallig klingenden Markennamen – unterwegs ist. Wir spüren die entspannte Noblesse des batteriegetrieben Dahingleitens. Und freuen uns über die Finessen, welche die Software des Xpeng zu bieten hat. Leicht zu finden und einfach zu bedienen. Genial: Nach einem Wisch über den Touchscreen von oben nach unten erscheinen die wichtigsten Funktionen, klar sortiert und definiert. Ein Druck mit dem Finger genügt, Funktion ausgeführt. Nach ein paar Sekunden kehrt das Programm zurück in die Landkarte der Navigation.
Die Kommandos auf dem Weg zum Ziel nennt das Bordsystem zuverlässig und in perfektem Deutsch. Falsches Abbiegen ist so gut wie unmöglich. Es sei hier angemerkt: Der Xpeng G9 verspricht viel, speziell was die Software und die damit verbundenen Assistenzsysteme betrifft – und im Gegensatz zu manchem Mitbewerber, speziell aus dem Reich der Mitte, vermag dieser Stromer seine Qualitäten auch auf die Straße zu bringen. Oder, ganz banal: Ja, auch die Schale für das kabellose Laden von Smartphones in der Mittelkonsole funktioniert anstandslos.
Künstlich intelligenter Helfer
Nur der muntere Avatar, der dem Fahrer als freundlich tänzelnder Helfer allzeit zur Seite steht, muss noch in den Sprachkurs. Er kann Englisch, führt die per Sprachfunktion an ihn gerichteten Befehle prompt aus. Fenster öffnen („Open the window“), fahre meinen Sitz nach vorne, aktiviere den intelligenten Parkassistenten – das haut alles hin. Wer möchte, kann diesen fixen Avatar nach eigenem Geschmack konfigurieren: Astronaut, Racer, E-Sportler oder hypermodern als E-VA. Aus der Europazentrale von Xpeng haben wir erfahren, dass der computergesteuerte Helfer über ein Update zeitnah auch der deutschen Sprache mächtig sein wird.
Zurück auf die Straße. Auch hier brilliert der G9 mit technischer Raffinesse. Etwa an der Kreuzung, kurz vor dem Abbiegen. Auf dem Touchscreen erscheint das Bild scharf und klar umrissen, das die Außenkamera auf der Seite aufnimmt, auf welcher wir den Blinker gesetzt haben. Die Aufnahmen wirken, speziell bei diffusem Tageslicht, besser als der reale Blick nach draußen.
Faszinierende Klänge
Es verleiht dem SUV besonders in dem mitunter schwer zu erfassenden Verkehrsgeschehen der Innenstadt ein Maß an Sicherheit, das der Fahrer schnell zu schätzen weiß. Natürlich bremst der Xpeng auch in Eigenregie, wenn vorne, hinten oder von der Seite Gefahr droht. Bei Bedarf auch aggressiv bis ruppig.
Wir schalten das Radio ein und spitzen die Ohren. Ein bisschen leichte Musik. Wowww! Was für Klänge! Soundsystem? Es hört sich, selbst für den routinierten Vielfahrer, viel mehr wie das frisch komponierte Werk auf dem Weg in die Mobilität von morgen an. Klar brillieren die Höhen, die Bässe vibrieren. Wie der Auftritt der Virtuosen in der weltbekannten Konzerthalle. Die Lautsprecher des High-end-Produzenten Dynaudio setzen damit faktisch neue Maßstäbe auf vier Rädern.
Mit 551 PS auf 200
Spürbar beschwingt biegen wir auf die Auffahrt zur Autobahn ab. Schnell zu fahren, der kräftige Tritt auf das Strompedal, das kickt uns jetzt weniger. Wir bleiben auf der rechten Spur. 110 Kilometer pro Stunde – und schalten als aktivierenden Faktor passend zum zäh fließenden Verkehr die Massagefunktion ein, die übrigens auch in die Sitze im Fond integriert sind. Sechs Knetprogramme, von den klassischen Wellen bis zum neckischen Catwalk, mit leichtem Druck oder intensiv. Das hat einen nachhaltigen Effekt, speziell wenn die Autokolonne derart ermüdend dahinrollt.
Genug der schönen Worte. Der Verkehr lichtet sich. Höchste Zeit, den Antrieb des Xpeng G9 zu analysieren. 551 PS? Okay, wir treten das Strompedal durch – und halten den Atem an. Boah, für ein SUV dieses Kalibers fühlt es sich gewaltig an. Fest greifen wir das Lenkrad, die gerade massierte Rückenmuskulatur versteift sich. Nach wenigen Sekunden zeigt der Tacho 150 an, 170, bei 200 Sachen wird er automatisch abgeregelt. Es reicht. Wir schalten zurück in den Eco-Modus und genießen, leicht angeschwitzt, die Landschaft.
Laden mit 800-Volt-Technik
Die Anzeige für den Ladestand der Batterie zeigt 15 Prozent. Eine Gelegenheit, die viel zitierten Qualitäten des Xpeng beim Stromziehen zu verifizieren. Der G9 ist mit der 800-Volt-Technik ausgestattet, die Ladeleistungen von bis zu 300 Kilowatt verspricht. Klingt zu schön, um wahr zu sein. An den Schnellladesäulen in Eching, kurz vor dem Münchner Flughafen, halten wir an, um den Praxistest zu starten.
Attraktives Preismodell
Den DC-Stecker mit der Buchse hinten links verbunden, los geht‘s. Es ist faszinierend. Ohne jegliches Stottern und Zucken zieht die Digitalanzeige an der Ladesäule auf 240 kW, wo sie minutenlang verharrt. Der Ladefluss bleibt konstant über 200 kW, bis bereits nach rund zehn Minuten 300 frische Kilometer an Reichweite auf der Uhr sind. Wir verfolgen es hochgradig euphorisiert auf dem Display im Auto. Das ist innen wie außen Laden in Bestform. Stabil bleibt die Ladekurve, bis rund 400 Kilometer geladen sind. So werden sogar die Fahrten über große Distanzen zum Genuss. Selbst in der Premiumklasse können da nur wenige der renommierten Konkurrenten mithalten.
Gemessen an dem höchst attraktiven und produktiven Gesamtpaket aus Komfort, Qualität und Technik, wirkt der Preis wie ein Schnäppchen. 69.900 Euro kostet der Xpeng G9 Performance – alles inklusive. Stattlich, klar. Doch wer in diesen Stromer einsteigt, möchte bleiben. Auch klar.
Technische Daten
Hersteller | Xpeng |
Modell | G9 Performance |
Antriebsart | Elektro |
Leistung | 405 kW / 551 PS |
Maße / Gewicht | 4.891 x 1.937 x 1.670 mm / 2.340 kg |
Antriebsachse | Allrad |
Anzahl der Türen | 5 |
Kofferraumvolumen | 680 bis 1.576 l |
Reichweite | 520 km (WLTP) |
0-100 km/h | 3,9 Sekunden |
Spitze | 200 km/h |
Preis | ab 69.600 € |
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