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AutorenbildSusanne Roeder

Die Legende lebt

Der Fiat 500 kehrt in seine Heimat zurück - rein elektrisch und molto vivace



Fiat blickt zurück auf fast 82 Jahre Automobilbau in Mirafiori, 36 verschiedene Modelle und bis dato rund 29 Millionen verkaufte Einheiten. „Wir gehören zu den Besten der Welt“, betont Luigi Barbieri, Leiter des Stammwerks. Für die Turiner steht viel auf dem Spiel, gerade auch angesichts des Aufgehens der FCA (Fiat Chrysler Automobiles) und PSA (Peugeot Société Anonyme) im europäisch-amerikanischen Megakonzern Stellantis unter der rigiden Führung durch den Franzosen Carlos Tavares.

Welches Auto könnte besser in die neuerdings komplett vernetzte Fabrik in Mirafiori passen als das Kultmobil und gleichzeitig das erfolgreichste Modell des Herstellers? Der Stolz der designbewussten Italiener war herausgefordert, ihrer kleinen Ikone neues Leben einzuhauchen. Auch wenn er an Länge und Breite um jeweils sechs Zentimeter zugelegt hat, so ist der 500e nach wie vor der kleinste Italiener in der Modellpalette.


Zurück zu den Wurzeln, aber völlig neu konzipiert


„Zurück in die Zukunft“ also die Devise des ersten vollelektrischen Kindes von Fiat. Entworfen, geplant und gebaut in Turin und voll raffinierter Italianità, die von Frauen wie Männern hierzulande vermutlich gleichermaßen geschätzt wird. Sein nach wie vor angesagter Verbrenner-Vorgänger wird weiterhin in Polen produziert. Der 500e dürfte dem Verbrenner jedoch bald den Rang ablaufen. Denn dank großzügiger Steuergelder kostet der größere E-Bruder nicht mehr als der Benziner, hat aber die neueste Technologie an Bord.


Vertraute Optik

Fiat hat das grundsätzliche Erscheinungsbild seiner 500er-Serie beibehalten. Dies schafft einen wohligen Wiedererkennungswert.


Ziemlich alles (96 Prozent) ist neu. Der sympathische Zwerg steht auf einer neuen Plattform. Daher auch die gewachsenen Ausmaße (3,63 Meter lang, 1,68 Meter breit ohne Außenspiegel, 1,53 Meter hoch), die deutlich mehr Platz im Innenraum (größerer Radstand) und Ladekapazität erlauben. Logisch, dass er nun großspuriger unterwegs ist (15 Zoll bis 17 Zoll). Extra Clou: Die neue Variante 3+1 hat eine schmale dritte Tür auf der Beifahrerseite hinten rechts, die gegenläufig öffnet und damit Einsteigen und Beladen angenehm gestaltet.


Eineinhalb Türen

Eine schmale, zusätzliche Tür auf der Beifahrerseite hinten rechts öffnet sich gegenläufig und ermöglicht Einsteigen und Beladen in einer angenehmen Art und Weise.


Evolution statt Revolution


Der Erwachsenenstatus des Premium-Designzwergs fällt erst richtig auf, wenn er sich zu seinen Ahnen gesellt. Sein hundertprozentiger Wiedererkennungswert ist geblieben – jene unmissverständlichen Formen einer knuddeligen, wenn auch gestreckten Knutschkugel. Prompt hat der kleine Pfiffikus mit großer Geschichte den ‘Red Dot Award‘ für gelungenes Industriedesign in der Kategorie ‚Design Concept‘ erhalten.


Bei einem echten Italiener kommt man nicht daran vorbei, zuerst vom Design zu sprechen, dann erst von den Fahreigenschaften. Man werde schwerlich zwei völlig identische 500e an der Ampel stehen sehen, heißt es. Ein in der Modewelt wichtiges Kriterium. Man stelle sich vor, zwei Damen an der Fußgängerampel trügen dasselbe Versace Kostüm. O Dio…


Drei Ausstattungslinien (Action, Passion und Icon) und eine Fülle angesagter, Nachhaltigkeit verströmender Naturfarben lassen alle Geschmäcker fündig werden. Auto mit Pfiff – was auch melodisch zu verstehen ist: Der 500e pfeift beim Anlassen nicht etwa nervig. Bis Tempo 20 km/h ertönt für Fußgänger die von Nino Rota für Fellinis Drama Amarcord komponierte Titelmelodie. Ein Warnsignal, das beschwingt und die Augen noch mehr auf den modernen Klassiker zieht.


Idealer „Flitzer“ für Metropolen


Stramm abgestimmt, selbsterklärend und einfach zu fahren. So das Fahrerlebnis im Telegrammstil. Das zweifellos subjektive Empfinden gleich dazu: Die Knutschkugel spurtet als City-Spaßmobil an jeder Ampel voran und ist auch auf der Autobahn flott unterwegs.

Beim Druck auf den Startknopf steht der E-Motor erwartungsgemäß sofort parat, der Tritt aufs Gas-, skusa!: Strompedal lässt ihn umgehend zügig davoneilen. Mit einer Reichweite von über 400 Kilometern innerstädtisch und rund 320 nach WLTP ist bei der stärkeren Leistungsstufe (87 kW / 118 PS) Angst vor ständigem Laden kein Thema. Auch der kleinere E-Motor (70 kW / 95 PS) reicht völlig aus für Fahrspaß in der City. Zumal das Einstiegsmodell „Action“ mit immerhin rund 180 Kilometer Reichweite nach Abzug der Boni schon für rund 14.000 Euro seine Runden abspult.

Eine „Sport“-Taste hat der 500 e nicht. Seine Modi heißen ‚Normal‘, ‚Range‘ und ‚Sherpa‘. Gerade im Stadtgewusel macht der Range-Modus das klassische Bremsen weitgehend entbehrlich, weil der Zwerg dies übernimmt, indem er, sobald man den Fuß vom Gaspedal nimmt, abrupt verzögert und vor der Ampel rechtzeitig zum Stillstand kommt. Level 2 autonom nennt Fiat dies. Ganz unaufgeregt, aber nicht so rekuperationsintensiv der Normal-Modus. Gemächlich mag’s der Sherpa-Modus, der seine Insassen bei maximal 80km/h, deaktivierter Klimaanlage und anderer Komfortattribute, sicher ins Ziel trägt und dafür die maximale Reichweite ausreizt.



Chi va piano …

...va lontano, Eile mit Weile, ist beim lästigen Laden angesagt. Im Land, wo die Zitronen blühen, streitet man zwar bisweilen um jeden Meter im Verkehr, aber warum beim Laden nicht den üblichen Espresso mit Wasser genießen und ein bisschen parlieren?

Der Ladevorgang dauert an der DC Schnellladesäule (85 kW) fünf Minuten für ein Plus von 50 Kilometern Reichweite. Ein Dreigangmenü kann schon mal einplanen, wer eine AC Ladesäule oder Wallbox (11 kW) ansteuert, ein Hotelzimmer, wer die gewöhnliche Haushaltssteckdose aufsucht. Dieses Schicksal teilt er sich aber mit Artgenossen anderer Hersteller.

Was der 500e seiner Konkurrenz voraus hat, ist die Möglichkeit, dem Stromnetz als Pufferspeicher zur Verfügung zu stehen. Das sogenannte Vehicle to Grid, V2G, wird in Mirafiori derzeit im großangelegten Feldversuch für das bidirektionale Laden erprobt.


Intelligente Kompaktheit

Das Cockpit des Fiat 500e ist kein Raumwunder, dies liegt in der Natur der Sache. Dennoch wird der vorhandene Platz optimal ausgenutzt.


Die Gruppe der elektrischen Kleinen wie VW e-Up, Honda e, Opel Corsa e oder Peugeot e 208 hat scharfe Konkurrenz bekommen. Wer sich für einen Fiat 500 e entscheidet, lässt sein Herz sprechen. Emotionen sind es, die den liebenswerten Cityflitzer mit betörendem Augenaufschlag als designorientiertes und Lifestyle Vehikel lossurren lassen, ohne dass die Besitzer jeden Euro umdrehen. Den Anspruch seiner Schöpfer, so einfach wie ein Smartphone zu bedienen zu sein, erfüllt der 500e tatsächlich – ruckelfrei und spontan.


Bildquelle: Fiat





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