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  • AutorenbildHarald Gutzelnig

Fünf Tipps für mehr Reichweite im Winter

Rund 500 Kilometer Reichweite schaffen E-Autos in Deutschland aktuell im Durchschnitt. Das E-Auto mit der größten Reichweite ist im Moment der Mercedes EQS 450+ mit 707 Kilometern. Das sind allerdings alles WLTP-Angaben, die mit der Realität nicht viel gemeinsam haben. Denn gemessen wird die Reichweite bei Bedingungen, die im Alltag nur selten vorkommen, etwa einmal bei 23 Grad Lufttemperatur und ein andermal bei 14 Grad. Außerdem beträgt die mittlere Test-Geschwindigkeit nur 47 km/h und die Höchstgeschwindigkeit gerade einmal 131 km/h.


Im Sommer kommt man beispielsweise mit 500 km WLTP-Reichweite auf der Autobahn tatsächlich rund 380 Kilometer, im Winter sind es aber nur noch 280, also gerade mal etwas mehr als die Hälfte. Der Grund dafür: Bei tiefen Temperaturen arbeitet die Batterie suboptimal und darüber hinaus reduzieren zusätzliche Verbraucher wie Heizung und Licht die Akkuladung.


Vor allem in den Wintermonaten ist es also sinnvoll, einige Tipps zu befolgen, die die Reichweite deutlich erhöhen können.


1. Auto regelmäßig laden und vorheizen


Die fahren selbstverständlich nicht gleich wieder zur Tankstelle, wenn Sie mit vollem Tank 100 km gefahren sind. Aber Sie sollten Ihr E-Auto selbst nach kurzen Strecken wieder ans Netz hängen. Eine regelmäßige Laderoutine ist allerdings nur mit einem Niederspannungs-Ladegerät zu empfehlen. Gerade im Winter ist es angebracht, die Batterie gleich nach der Fahrt zu laden, weil sie dann noch warm ist. Sie sollten im Übrigen das Fahrzeug an der Steckdose angeschlossen lassen, auch wenn es nicht geladen werden muss. Dadurch wird die Batterie vorklimatisiert und hat bei der Abfahrt bereits die optimale Temperatur. Idealerweise planen Sie Ihre Abfahrt über eine App oder den Bordcomputer.

Vorheizen: Lassen Sie Ihr E-Auto so lange an der Steckdose angeschlossen, bis Sie abfahren. Dadurch ist die Batterie bereits vorgewärmt.

2. Klimatisierung vermeiden


Sie sollten hohe Heizungs- und Klimaanlagenlasten vermeiden. Günstiger für die Reichweite ist es, wenn Sie stattdessen die Lenkrad- und Sitzheizung verwenden, um den Innenraum ein wenig aufzuwärmen. Das Vorklimatisieren per App sollten Sie bei extremen Temperaturen wie erwähnt nur machen, wenn das Auto am Netz hängt. Um die Scheiben frei von Eis und Schnee zu halten, sollten Sie auf die Scheibenheizung zurückgreifen und nicht auf maximale Lüftung. Geht es ohne Klimaanlage absolut nicht, dann sollten Sie die Umluftfunktion aktivieren, damit nicht kalte Luft von außen zugeführt werden muss.


3. Wärmepumpe verwenden


Eine Wärmepumpe im E-Auto erlaubt energieeffizienteres Heizen im Innenraum. Denn die bordeigene Heizung verbraucht relativ viel Energie, die der Batterie entnommen wird. Im Schnitt haben Heizelemente in einem Auto eine Leistung von rund vier Kilowatt. Wird der Innerraum also mit voller Leistung geheizt, verbraucht man ca. 4 kWh. Damit kommen Sie bei einem durchschnittlichen E-Auto beinahe 20 Kilometer.


Für die Wärmepumpe wird ein geringerer Anteil Strom von der Fahrzeug-Batterie benötigt. Sie hat in der Regel eine Leistung von ca. 0,8 Kilowatt, verbraucht also in etwa ein Fünftel an Strom im Vergleich mit der Heizung. Allerdings ist sie in der Regel nur für einen Aufpreis von rund 1.000 Euro zu haben. Sie müssen also schon viel unterwegs sein, damit sie sich rechnet. 3,2 kWh Ersparnis entsprechen bei den aktuellen Strompreisen etwa 1,50 Euro. Das bedeutet, dass sich die Kosten für die Wärmepumpe erst nach rund 670 Fahrstunden amortisiert haben.

Wärmepumpe: Eine Wärmepumpe verbraucht ein Fünftel der Energie der autoeigenen Heizelemente. Allerdings rechnet sie sich ob des hohen Aufpreises nur für Vielfahrer.


4. Gemäßigtes Klima beim Parken bevorzugen


Wer die Möglichkeit hat, sollte sein E-Auto zum Parken in die Garage stellen und es nicht bei extremen Temperaturen im Freien stehen lassen. Die Temperatur von Hochspannungsbatterien liegt immer innerhalb optimaler Grenzen, selbst wenn das Fahrzeug nicht in Betrieb ist. Sie müssen sich also nicht wundern, wenn der Kompressor auch im geparkten Zustand noch läuft. Diese Betriebszeit lässt sich mit Temperaturen im Bereich von 15 bis 25 Grad beim Parken deutlich verringern.


5. Fahrmodus anpassen


Selbstverständlich wirkt sich auch der Fahrmodus auf die Reichweite aus. Nicht nur Ihr persönlicher, sondern auch jener des E-Autos. Jeder Stromer hat zumindest zwei Fahrmodi aufzuweisen. Beim Tesla Model 3 heißen Sie „Lässig“ und „Standard“, anderswo „Eco“, „Eco+“, „Comfort“ oder „Sport“. Wer Reichweite steigern möchte, sollte mit dem sparsamsten Modus unterwegs sein. Dabei wird nämlich die Leistung auf bestimmte Kilowatt begrenzt, was vor allem im Stadtverkehr keinen Nachteil, aber dafür mehr Reichweite bringt. Und gerade bei Schneefahrbahn ist der Eco-Modus sicherer als ein sportlicher.

Fahrmodus: Eine Binsenweisheit: Wer sportlich fährt, verbraucht mehr Energie. Also sollte gerade im Winter der sparsamste Fahrmodus gewählt werden.


Auch im Sommer kommen Sie weiter


1. Schnellladungen vermeiden


„Ich kann mein E-Auto in 30 Minuten voll aufladen!“ Diesen stolzen Spruch hört man nicht selten. Tatsächlich ist dies mit sogenannten Schnellladern oder Superchargern möglich, allerdings sollte man wissen, dass das Schnellladen der Batterie gar nicht gut bekommt, man sollte es also möglichst sparsam einsetzen. Wenn man schon auf Schnelllader zurückgreifen muss, dann sollte man den Akku nur bis 80 Prozent aufladen, das Laden der restlichen 20 Prozent dauert fast ebenso lange. Siehe nächster Tipp.


2. Die 80 zu 20 Regel beachten


Wie auch bei den Akkus eines Smartphones, sollte der Ladestand bei den Lithium-Ionen- Batterien eines E-Autos in einer Spanne zwischen 20 und 80 Prozent liegen. Das heißt, Sie sollten Ihren Stromer nur dann voll aufladen, wenn Sie eine längere Tour planen. Ständiges Aufladen auf 100 Prozent lässt den Akku schnell altern, dasselbe gilt für die Untergrenze von 20 Prozent. Diese regelmäßig zu unterschreiten, ist aber ohnehin zu nervenzerrend.


3. Rekuperativ bremsen


Sie sollten unbedingt bei Ihrem Stromer die Rekuperation aktivieren. Beim starken Verringern der Geschwindigkeit wird nämlich Energie freigesetzt, die durch das Rekuperieren in die Batterie eingespeist wird. Einerseits ist durch diese Technik das Betätigen des Bremspedals beinahe überflüssig – das Auto bremst ab, sobald man den Fuß vom Gas nimmt – andererseits holt man dadurch ein paar Extrakilometer heraus. Dass dies nicht unbedeutend ist, werden Sie spätestens erkennen, wenn Sie mal eine Passstraße bergabfahren. Da kann es durchaus vorkommen, dass die Reichweite plötzlich 20 km höher ist als auf der Passhöhe. Allerdings haben Sie ziemlich sicher zuvor an die 30 km Reichweite für das Erklimmen des Passes benötigt. Dennoch: Wer ohne Rekuperation den Pass runterfährt, verzichtet auf diese 20 km.


In manchen Situationen kann es auch sinnvoll sein, im Leerlauf zu rollen, etwa wenn Sie schon von Weitem sehen, dass die Ampel an der nächsten Kreuzung auf Rot steht. Das hohe Gewicht eines E-Autos lässt es im Leerlauf relativ lange rollen. Probieren Sie es aus. Keinesfalls im Leerlauf dürfen Sie eine Bergstraße bergab fahren. Hin und wieder ist das Ausrollen und aktive Bremsen sogar nötig, damit die Bremsbeläge nicht einrosten.


4. Reifendruck regelmäßig prüfen


Wie bei Verbrennen gilt auch bei E-Autos: Zu geringer Reifendruck steigert den Rollwiderstand und somit den Verbrauch. Wenn der Reifendruck nur um 0,5 bar sinkt, erhöht dies den Stromverbrauch bereits um rund 5 Prozent. In diesem Zusammenhang sollte auch erwähnt werden, dass breite Reifen die Reichweite reduzieren.

Reifendruck prüfen: Der Reifendruck sollte 20 Prozent der Herstellerangabe nicht unterschreiten.


5. Unnötige Zuladung vermeiden


Dieser Tipp mag trivial klingen. Wer lädt schon mehr als nötig in sein Auto? Die Frage sollten wir anders stellen. Wer hat nicht ab und an mehr geladen als nötig? Durchforsten Sie mal Ihren Kofferraum? Vielleicht finden Sie dabei den einen oder andern Gegenstand, der sich aufgrund seines hohen Gewichts nicht unerheblich auf den Verbrauch auswirkt und schon längere Zeit dort liegt. Wieso sollten Sie den vor kurzem gekauften Kasten Bier im Auto spazieren fahren?


6. Luftwiderstand vermeiden


Wenn der Dach- oder der Heckgepäckträger nicht verwendet werden, sollten Sie ihn abmontieren. Er steigert den Luftwiderstand deutlich, wobei die Dachvariante im Verhältnis zur Heckvariante noch viel schlechter abschneidet. Fahrräder auf dem Dach steigern den Verbrauch um beinahe 40, wenn man Sie am Heck montiert, nur noch um rund 20 Prozent. Dies gilt für Verbrenner wie für Stromer. Aber Dachträger sind ohnehin aus der Mode gekommen.





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