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  • AutorenbildKurt Sigl

Kommentar von Kurt Sigl: Wann kommt die Flut aus Fernost

Die Medienberichte über die frisch eingeschifften BYD-Modelle haben sich angehört wie großes Untergangskino zur besten Sendezeit: Wann kommt die große Welle, erobert BYD ganz Europa? Wie groß ist diese Exportoffensive? Und werden wir jetzt mit chinesischem Blech zugestapelt? So jedenfalls wirken die Beiträge über den ersten Frachter von BYD, der vor ein paar Wochen mit 3.000 Elektroautos in Bremerhaven anlegte. Weil der Kahn respektable 200 Meter lang war und die Firma für den Export eigene Frachter gechartert hatte, ließ sich diese Monstranz wunderbar aufbauen.


Nüchtern betrachtet halten wir fest: Nicht einmal 4.000 Fahrzeuge dieses Herstellers sind hierzulande bisher zugelassen worden. Dabei ist BYD in China die Nummer eins bei den elektrischen Fahrzeugen. Wer sich für batteriegetriebene Mobilität interessiert, sollte also genau hinschauen. Wenn es bis 2026 etwa 120.000 Elektroautos auf dem deutschen Markt geben sollte, ist das noch immer wenig. Und die Kunden dazu müssen auch erst noch gefunden werden.


Hier scheint eine Einordnung notwendig. Was sicherlich imponiert, ist die Entwicklung des größten E-Autobauers und seine aktuelle Performance im Marketing. BYD setzt einen Paukenschlag nach dem anderen. Gleich zu Jahresanfang wurde bekannt, dass der ehemalige Batteriehersteller bei der Fußball-Europameisterschaft diesen Sommer in Deutschland offizieller Autopartner ist – anstelle von BMW, Mercedes oder VW! Ausgerechnet zum Heimturnier verzichtet Volkswagen, offizieller Autopartner der deutschen Nationalmannschaft, auf den großen Auftritt, um dem chinesischen Rivalen Platz zu machen. Was für ein Knaller!


Und das ist längst nicht alles: BYD hat gerade einen mondänen Showroom mitten in Stuttgart eröffnet, einen Mega-Deal mit dem Verleiher Sixt abgeschlossen und auch den Shuttle-Service zur traditionsreichen Bambi-Gala übernommen. Dieser chinesische Autobauer hat offensichtlich Spaß daran, elektrisch zu fahren. Seine Strategen zeigen ausgesprochen großes Geschick darin, kluge Maßnahmen zu platzieren. Kennen wir Ähnliches von den deutschen Herstellern? Meine Erinnerung spuckt mir kein Beispiel aus.

Um das Bild rund zu machen: Volkswagen hat in China allein im vergangenen Jahr 3,24 Millionen Autos verkauft. Der Anteil der elektrisch betriebenen Fahrzeuge lag dort bei 20 Prozent, die große Mehrheit waren

Verbrennermodelle. Wir sparen es uns auszumalen, wie viele Schiffscontainer das konkret gewesen wären …


 

Hier schreibt Kurt Sigl


Er streitet, poltert und insistiert. Er treibt und verbindet, erklärt und stört. Kurt Sigl ist Experte der Elektromobilität und schickt für jede Ausgabe von electricar eine E-Mail aus Ingolstadt, in der er aktuelle politische, wirtschaftliche und soziale Themen seiner Branche analysiert und kommentiert. Als Mitbegründer und langjähriger Präsident des Bundesverbandes eMobilität gilt Sigl als Leitfigur auf den Gebieten der Elektromobilität und der erneuerbaren Energie. Der kernige Oberbayer, einst im Dienst von Audi, punktet mit seiner über Jahrzehnte ausgeprägten Expertise und der Gabe, Menschen zusammen zu bringen. Mit Nachdruck arbeitet er daran, traditionelle Strukturen und Denkmuster zu hinterfragen, um Raum für neue und zukunftsfähige Modelle zu schaffen.


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