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  • AutorenbildHartmut Schumacher

Konzerne, Hersteller, Marken: Wer produziert welche Autos

Wer steckt hinter den Automarken, die auf unseren Straßen unterwegs sind? Welche dieser Marken konkurrieren tatsächlich miteinander – und welche stammen in Wirklichkeit von dem selben Hersteller? Welche Gründe haben Automobilkonzerne für das Verwenden mehrerer Marken und für das Eingehen von Allianzen mit potenziellen Mitbewerbern?


Der Markt der Fahrzeughersteller ist groß und vielfältig. Allerdings nicht ganz so vielfältig, wie es auf den ersten Blick erscheint. Denn erstens produzieren viele Hersteller ihre Fahrzeuge unter verschiedenen Markennamen. Zweitens kaufen Hersteller konkurrierende Unternehmen auf. Und drittens gehen Hersteller untereinander Kooperationen oder Allianzen ein.


Welche Vorteile bringt es für ein Unternehmen, Autos verschiedener Marken zu produzieren? Meist richten sich die verschiedenen Marken an unterschiedliche Zielgruppen: Fahrzeuge der Marke Toyota beispielsweise gelten – schon seit den 70er Jahren – als relativ preiswert. Als die Toyota Motor Corporation dann 1989 in den Markt der Luxusfahrzeuge einsteigen wollte, war es ratsam, dies unter einem neuen Markennamen zu tun: Lexus. Die Unterteilung sorgt dafür, dass potenzielle Lexus-Käufer sich in dem berechtigten Gefühl sonnen können, exklusive, luxuriöse Premium-Fahrzeuge zu erwerben – und die Bereitschaft haben, dafür auch entsprechend tief in die Tasche zu greifen. Und dass andersherum der preiswerte Ruf der Toyota-Marke nicht verwässert wird. Ähnliches lässt sich über die Marken Mini und Rolls-Royce der BMW AG sagen.


Kundenstämme und Synergien


Auch das Aufkaufen anderer Hersteller bringt handfeste Vorteile mit sich: Zum einen ermöglicht es dieses Vorgehen, relativ einfach neue Märkte und neue Kundensegmente zu erschließen – durch Übernehmen der etablierten Marken des aufgekauften Unternehmens und ihrer Kundenstämme. Darüber hinaus finden solche Aufkäufe auch statt, um Firmen mit spezialisierten Technologien zu erwerben, so dass diese Technologien auch in den anderen Unternehmen des aufkaufenden Konzerns zum Einsatz kommen können. Und nicht zuletzt lassen sich durch das Übernehmen anderer Unternehmen Synergieeffekte nutzen, in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Produktion, Vertrieb und Marketing. Das senkt die Kosten und steigert die Effizienz.


Ein Beispiel: Der Modulare Querbaukasten der Volkswagen AG und der Modulare E-Antriebs-Baukasten finden nicht nur in Fahrzeugen der Marke Volkswagen Verwendung, sondern auch in Autos der Marken Audi, Seat, Cupra, Škoda und Ford.


Die Marke Ford gehört natürlich nicht zur Volkswagen AG. Daher ist diese Kooperation ein gutes Beispiel für eine Allianz zwischen zwei eigentlich konkurrierenden Herstellern. Die Volkswagen AG und die Ford Motor Company vermarkten darüber hinaus einige Fahrzeuge des jeweils anderen Herstellers und entwickeln gemeinsam ein System für autonomes Fahren. Die beiden Unternehmen erhoffen es sich dadurch, ihren Kunden schneller neue Technologien und eine breitere Modellauswahl bieten zu können.


Wir haben für Sie die größten Pkw-Hersteller unter die Lupe genommen und verraten Ihnen, welche Unternehmen im Besitz eines anderen Herstellers sind und welche Automarken die einzelnen Hersteller produzieren.


Toyota Motor Corporation


Die japanische Toyota Motor Corporation, die schon seit 1935 Kraftfahrzeuge fertigt, ist derzeit der weltweit größte Autohersteller – in Bezug auf die Absatzzahlen. Im Jahr 2022 liefen bei dem Unternehmen 10,5 Millionen Fahrzeuge vom Band.


Unter dem Markennamen Toyota verkauft der Hersteller eine breite Palette aus Fahrzeugen der Kategorien Kleinstwagen, Kleinwagen, Kompaktklasse, Mittelklasse, obere Mittelklasse und SUV. Hinzu kommen unter anderem Coupés, Sportwagen und Vans.


Seit 1989 gibt es darüber hinaus die Premiummarke Lexus, deren Fahrzeuge aus den Kategorien Kompaktklasse, Mittelklasse, obere Mittelklasse, Oberklasse, SUV und Sportwagen sich unter anderem durch ihre luxuriöse Innenausstattung auszeichnen. 625.000 Fahrzeuge dieser Marke konnte die Toyota Motor

Corporation im Jahr 2022 verkaufen.


Seit 2016 besitzt die Toyota Motor Corporation darüber hinaus den japanischen Automobilhersteller Daihatsu Motor Co., der seit 1930 existiert und vorwiegend Kleinwagen produziert – die in Deutschland allerdings seit 2013 nicht mehr angeboten werden.

 

Volkswagen AG


Die deutsche Volkswagen AG ist von den Absatzzahlen her der zweitgrößte Autohersteller der Welt, vom Umsatz her sogar der größte. Seit 1937 ist das Unternehmen bereits im Automobilgeschäft. Im Jahr 2022 konnte die Volkswagen AG 8,26 Millionen Fahrzeuge an den Mann und die Frau bringen.


Absatzmäßig am wichtigsten ist die Marke Volkswagen, die vom Kleinstwagen bis zum Geländewagen fast alles herstellt, was vier Räder und einen Motor hat.


Darüber hinaus besitzt die Volkswagen AG 100-prozentige Anteile an den Herstellern Audi AG, Skoda Auto, Seat (mit den Marken Seat und Cupra), Scout Motors und Jetta sowie (über die Audi AG) an den Herstellern Bentley Motors und Automobili Lamborghini Holding. Hinzu kommen jeweils etwa 75 Prozent an der Porsche AG und an dem chinesischen Hersteller Volkswagen (Anhui) Automotive Company.

 

Hyundai Motor Group


Die Hyundai Motor Group aus Südkorea konnte im vergangenen Jahr 6,85 Fahrzeuge verkaufen – was den Konzern zum drittgrößten Autohersteller macht. Zu der Gruppe gehört die Hyundai Motor Company, die seit 1967 Fahrzeuge produziert. Auf dem deutschen Markt ist das Unternehmen seit 1991 vertreten, mit einer Produktpalette vom Kleinstwagen bis zur Oberklassenlimousine.


Seit 2015 gibt es die Marke Genesis Motor, unter deren Namen der Konzern Luxusmodelle anbietet. 2020 ist die Marke Ioniq hinzugekommen, die ausschließlich für vollelektrische Pkw gedacht ist.

 

General Motors Company


Der US-amerikanische Konzern ist mit 5,9 Millionen verkauften Fahrzeugen im Jahr 2022 der viertgrößte Autohersteller der Welt. Unter dem Namen General Motors direkt werden keine Fahrzeuge angeboten. Für preiswerte Autos verwendet das Unternehmen die Marke Chevrolet und in China die Marke Baojun, die er zusammen mit zwei chinesischen Herstellern besitzt.


Für den mittleren Preisbereich ist bei General Motors die Marke Buick zuständig. Premium-Fahrzeuge tragen den Markennamen Cadillac. Die Marke GMC kommt für SUVs, Pick-ups, Vans und Lastkraftwagen zum Einsatz – allerdings nicht in Europa. Ab 2025 wird die General Motors Company voraussichtlich unter dem Markennamen Corvette einige vollelektrische Pkw vorstellen.

 

Stellantis

Der Konzern Stellantis reiht sich mit seinen 5,8 Millionen verkauften Fahrzeugen im Jahr 2022 knapp hinter der General Motors Company als weltweit fünftgrößter Autohersteller ein. Das Unternehmen hat in der westlichen Hemisphäre mit Abstand die meisten Automarken unter seinem Dach: Citroën, DS, Peugeot, Opel, Vauxhall, Abarth, Alfa Romeo, Fiat, Lancia, Maserati, Chrysler, Dodge, Jeep und Ram Trucks.


Der Sitz des multinationalen Konzerns befindet sich in den Niederlanden. Stellantis existiert erst seit 2021. Entstanden ist das Unternehmen aus einer Fusion der Konzerne Fiat Chrysler Automobiles und der Groupe PSA. Das Ziel der Fusion besteht darin die „Kompetenzen der Unternehmen in den Technologien zusammenführen, die das neue Zeitalter der nachhaltigen Mobilität prägen, darunter elektrifizierte Antriebe, autonomes Fahren und digitale Konnektivität“. Die Groupe PSA ihrerseits ist 1976 aus der Übernahme von Citroën durch Peugeot hervorgegangen. Der Konzern Fiat Chrysler Automobile ist erst 2014 durch die Übernahme von Chrysler durch Fiat entstanden.

 

Honda Motor Co.


Das japanische Unternehmen Honda Motor Co. beschäftigt sich seit 1963 mit dem Produzieren von Pkw. Im Jahr 2022 konnte es 4,07 Millionen Fahrzeuge absetzen. Unter dem Markennamen Honda stellt das Unternehmen die komplette Fahrzeugpalette vom Kleinwagen bis zum Van her.

Honda besitzt keine weiteren Autohersteller, verwendet aber die Marke Acura, um hauptsächlich in Nordamerika sportliche und luxuriöse Modelle zu vermarkten

 

Renault-Nissan-Mitsubishi Alliance


Die Renault-Nissan-Mitsubishi Alliance ist ein strategisches Bündnis des französischen Herstellers Renault sowie der japanischen Hersteller Nissan Motor Co. und Mitsubishi Motors Corporation. Entstanden ist die Allianz ursprünglich 1999 durch einen Vertrag zwischen Renault und Nissan. 2016 dann trat auch Mitsubishi bei, im Zuge des Einstiegs von Nissan bei Mitsubishi.






 

Ford Motor Company


Die Ford Motor Company existiert bereits seit 1903. Im Jahr 2022 konnte das US-amerikanische Unternehmen 4,23 Millionen Fahrzeuge verkaufen.


Neben der Marke Ford für Autos von Kleinwagen über Mittelklassewagen und SUVs bis zu Kleintransportern benutzt das Unternehmen die Marke Lincoln Motor Company – für Luxusfahrzeuge.


Von all seinen anderen Marken hat die Ford Motor Company sich im Laufe der Jahre getrennt: Die britischen Tochterunternehmen Jaguar Cars und Land Rover beispielsweise verkaufte die Ford Motor Company schon im Jahr 2007 an den indischen Automobilhersteller Tata Motors. Im selben Jahr veräußerte Ford auch den britischen Hersteller Aston Martin Lagonda Global Holdings. 2010 dann überließ Ford den schwedischen Autohersteller Volvo Car Corporation dem chinesischen Unternehmen Zhejiang Geely Holding Group Co. Und im Jahr 2015 verkaufte Ford auch seine Anteile am japanischen Hersteller Mazda.

 

Mercedes-Benz AG


Der deutsche Hersteller Mercedes-Benz AG existiert unter diesem Namen erst seit 2019. Die Vorläuferunternehmen – wie die DaimlerChrysler AG und die Daimler-Benz AG - beschäftigten sich jedoch bereits seit 1886 mit der Herstellung von Kraftfahrzeugen. Im Jahr 2022 konnte die Mercedes-Benz AG 2,46 Millionen Autos absetzen.


Unter der Marke Mercedes-Benz bietet der Konzern unter anderem Pkw, Vans und Transporter an. Das Tochterunternehmen Mercedes-AMG widmet sich Hochleistungsfahrzeugen. Die Marke Mercedes-Maybach ist für Luxuslimousinen und -SUV zuständig. Zudem besitzt die Mercedes-Benz AG die Hälfte der Anteile an der Automarke Smart, die elektrische Kleinstwagen produziert. Die andere Hälfte der Smart-Anteile gehört dem chinesischen Unternehmen Zhejiang Geely Holding Group Co.

 

BMW AG


Die deutsche BMW AG gibt es bereits seit 1917. Zunächst stellte das Unternehmen Flugmotoren her, ab 1923 auch Motorräder und ab 1928 dann zusätzlich Autos. 2,4 Millionen Fahrzeuge konnte die BMW AG im Jahr 2022 verkaufen. Unter der Marke BMW sind Premium-Fahrzeuge von Kleinwagen bis zu SUV erhältlich. Die Marke BMW i kümmert sich um voll- und teilelektrische Fahrzeuge. Das Tochterunternehmen BMW M GmbH stellt leistungsstarke Motorsport-Autos her.


Unter dem Markennamen Mini produziert die BMW AG Kleinwagen. Und nicht zuletzt gehört auch der britische Luxuswagenhersteller Rolls-Royce Motor Cars seit 2003 zur BMW AG.

 

Zhejiang Geely Holding Group Co.


Das chinesische Unternehmen Zhejiang Geely Holding Group Co. produziert seit 1998 Pkw. Im Jahr 2022 verkaufte der Hersteller 1,43 Mio. Fahrzeuge.

Neben der Marke Geely verwendet das Unternehmen die Marken Polestar, Lynk & Co, Zeekr, Radar Auto, Farizon und Maple.


Darüber hinaus gehören der Zhejiang Geely Holding Group Co. der britische Taxihersteller London EV Company und seit 2010 der schwedischer Automobilhersteller Volvo Car Corporation.


Seit 2017 besitzt Geely etwa die Hälfte der Anteile am malaysischen Hersteller Proton Holdings Berhad und am britischen Hersteller Lotus Cars. Den Besitz der Automarke Smart teilt Geely sich brüderlich mit der Mercedes-Benz AG.

 

Tata Motors


Tata Motors, der größte Autohersteller in Indien, ist seit 1954 in dieser Branche tätig. Im Jahr 2022 gelang es dem Unternehmen 1,03 Millionen Fahrzeuge zu verkaufen.


Unter der Marke Tata stellt das Unternehmen Pkw, SUV, Pick-ups und Kleintransporter für den indischen Markt her. Darüber hinaus besitzt Tata Motors den britischen Hersteller Jaguar Land Rover mit seinen Marken Jaguar und Land Rover, die sich Luxus-SUV widmen.

 

SAIC Motor Corp.


SAIC Motor Corp. ist der größte chinesische Autohersteller. Gegründet wurde das staatliche Unternehmen in den 40er-Jahren. 2022 verkaufte SAIC 5,37 Millionen Fahrzeuge. Das Unternehmen verwendet unter anderem die Marken Riding Auto, IM, Roewe, Maxus, Baojun und Wuling.


Darüber hinaus besitzt SAIC den britischen Hersteller MG Motor UK. Schon seit 1984 betreibt SAIC zusammen mit der Volkswagen AG das Gemeinschaftsunternehmen SAIC Volkswagen Automotive Co., das für China Autos der Marken Volkswagen, Skoda und Audi produziert. 1997 ist das Gemeinschaftsunternehmen SAIC General Motors Corporation hinzugekommen, in dem SAIC zusammen mit der General Motors Company Fahrzeuge der Marken Chevrolet, Buick und Cadillac für den chinesischen Markt herstellt.

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