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"Leidenschaft ist unser Antrieb" - Interview mit Klaus Zellmer, dem CEO von Skoda

  • Autorenbild: Armin Grasmuck
    Armin Grasmuck
  • 30. Juli
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 31. Juli

Klaus Zellmer, CEO von Skoda, spricht über die höchst erfolgreichen Elektromodelle des tschechischen Herstellers, die allgemeinen Tücken der Verkehrswende und den Start des 25.000-Euro-Stromers.


Bild: Skoda
Bild: Skoda

Die Anbieter der akkubetriebenen Modelle erleben nach dem eher zähen Jahr 2024 einen Aufschwung. Wie sieht die Zwischenbilanz für Skoda in diesem Jahr aus?


Klaus Zellmer: Im ersten Quartal lagen wir bei den Auslieferungen vollelektrischer und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge bei plus 114 Prozent gegenüber dem Vorjahr – eine starke Leistung. Insgesamt beträgt der Anteil an Fahrzeugen mit Stecker rund 15 Prozent aller Auslieferungen – das macht uns ebenfalls froh. In den Monaten April und Mai haben wir das noch deutlich ausgebaut. Der Elroq war im Mai die Nummer zwei bei den meistverkauften E-Autos in Europa.



Haben Sie die Umsatzziele nach dem höchst erfolgreichen Marktstart des Kompakt-SUV Elroq nach oben korrigiert?


Wir hatten zwei Themen besonders im Blick: Zum einen die Substitution zum Enyaq. Zum anderen, flexibel auf Kundenpräferenzen reagieren zu können. Der Elroq und der Enyaq laufen auf der gleichen Produktionslinie, im Mix mit dem Octavia. Das ermöglicht eine dynamische Anpassung der Produktion an die Kundennachfrage – ganz im Sinne unseres kundenzentrierten Ansatzes „Best of all worlds“. Wir haben uns bewusst auf Enyaq und Elroq konzentriert, um flexibel auf Kundenwünsche reagieren zu können. Und wir sind von beiden Modellen positiv überrascht worden. Wir haben 70.000 Aufträge für den Elroq und über 30.000 für den Enyaq bis Ende Mai verzeichnet. Eine absolute Erfolgsgeschichte bis hierhin, die zeigt, dass unsere Elektrostrategie funktioniert. Jetzt gilt es für uns, auch möglichst schnell zu liefern.

Exklusives Interview: Auf dem Aurel-Testgelände, im tschechischen Doksy: Klaus Zellmer (links) mit electricar-Chefredakteur Armin Grasmuck.
Exklusives Interview: Auf dem Aurel-Testgelände, im tschechischen Doksy: Klaus Zellmer (links) mit electricar-Chefredakteur Armin Grasmuck.

Der Elroq galt unter Branchenkennern bereits vor dem Marktstart als Erfolgsmodell. Wie können Sie das erklären?


(lacht) Träumen darf man immer. Doch manchmal wird man von der Realität eingeholt. In diesem Fall ist es genauso gekommen, wie wir es uns gewünscht haben. Das Auto hat viele Vorteile. Es basiert auf einer Plattform, die konzernweit bewährt und industrialisiert ist. Die MEB-Plattform bietet inzwischen viele innovative und stabile Systeme, inklusive der Software. Dazu kommt, dass wir gute Ingenieure und Designer haben. Unsere neue Design-Sprache Modern Solid, die wir mit dem Elroq als erstes Serienfahrzeug eingeführt haben, trifft auf hohe Akzeptanz. Damit haben wir unsere Marke auf das nächste Level gehoben. Mit den technischen Spezifikationen und mehr als 570 Kilometern Reichweite setzt der Elroq einen erkennbaren Fußabdruck im Markt. Das macht uns stolz – und auch ein bisschen demütig.


Stichwort Preis. Wie haben Sie es geschafft, den Elroq als eines der ersten rein elektrischen Modelle zu der Rate des vergleichbaren Verbrenners anzubieten?


Ausstattungsbereinigt kostet der Elroq genauso viel wie sein Verbrennerpendant, der Karoq. Der Elroq wird an unserem Hauptsitz in Mlada Boleslav in Tschechien produziert. Hier haben wir im Vergleich zu anderen Ländern günstigere Faktorkosten, zu denen wir Fahrzeuge entwickeln und bauen können. Das hilft uns bei den Material- und Fertigungskosten. Klar ist aber auch: Preisparität ist das Eine, Margenparität das Andere. Daran arbeiten wir.


„Wir sind überzeugt, dass die Zukunft elektrisch ist –

aber wir sind nicht dogmatisch.“


Liegt der Erfolgsfaktor vielleicht auch darin, dass Sie Ihre Elektroautos von Beginn an so konzipiert haben, dass der bewährte Markenkern erhalten bleibt?


Das ist unser Anspruch. Man muss sich immer treu bleiben. Erwartungen entstehen auch durch das, was die Kunden bisher mit uns verbunden haben. Wir sind überzeugt, dass die Zukunft elektrisch ist – aber wir sind nicht dogmatisch. Wir bieten weiterhin ein breites Portfolio, auch Plug-in- und Mildhybride. Diese Strategie funktioniert: Gemessen an den Neuzulassungen in Europa bis Ende Mai dieses Jahres, liegen wir auf Platz drei.

Startklar für die Testfahrt:  Auf dem Rundkurs in Nordböhmen fährt Zellmer den Elroq RS, die neue Spitzenvariante des erfolgreichen E-Modells. Bild: Skoda
Startklar für die Testfahrt: Auf dem Rundkurs in Nordböhmen fährt Zellmer den Elroq RS, die neue Spitzenvariante des erfolgreichen E-Modells. Bild: Skoda

Sind Sie überrascht, dass die Hybridmodelle markenübergreifend plötzlich wieder populär sind?


Nein, weil wir jetzt optimierte Hybride in den Fahrzeugen haben. Wenn Sie sich unseren Kodiaq und den Superb anschauen: elektrische Reichweiten über 100 Kilometer. Da lohnt sich das Laden und der reale Verbrauch wird optimiert. Das ist ein Vorteil, den die Kunden in der Geldbörse spüren – und selbstverständlich auch, was die CO­­2-Bilanz betrifft.


Andere Marken im VW-Konzern, zu dem Skoda gehört, hatten phasenweise Probleme mit ihren Stromern. Wie wird Ihr Erfolg in Wolfsburg bewertet?


Wir freuen uns innerhalb des Konzerns, dass die MEB-Plattform gut funktioniert. Und wenn wir konkret nach Deutschland schauen: Es gibt andere E-Modelle aus dem Konzern, die vor uns liegen. Im Ranking der neuzugelassenen batteriegetriebenen Modelle im Mai sind sieben Modelle der Top Ten aus unserem Konzern. Darüber freuen wir uns alle.


Und doch werden die Autos von Skoda, unabhängig von der Konzernplattform, mit der ureigenen Intention des tschechischen Traditionsbetriebs gebaut.


Leidenschaft ist unser Antrieb. Wenn wir mit einem Simply-clever-Feature am Ende die Nase vorn haben, freuen wir uns. In unserem Konzern und speziell in der Brand Group Core geht es darum, dass wir uns auf Wettbewerber außerhalb des Konzerns konzentrieren, unseren Fußabdruck im Markt vergrößern. Im Segment der batteriegetriebenen Fahrzeuge gelingt uns das herausragend gut.


Was benötigt die Elektromobilität generell, um auch in der Breite volle Akzeptanz zu finden?



Bild: Skoda
Bild: Skoda

Auf keinen Fall mit Druck! Die Punkte, die wir vorne anstellen müssen, sind: überzeugende Technologie, Verlässlichkeit, Design, Technik – und Service. Wir sind sehr stolz auf unsere Händler, die dem Kunden als Partner mit Rat und Tat zur Seite stehen. Was noch dagegen steht, ist die immer noch psychologisch bedingte Ladeangst, auch die Reichweitenangst. Wer sich jedoch intensiver damit befasst, wird schnell feststellen, dass E-Reichweiten im Alltag von den Kunden nur selten ausgereizt werden. Trotzdem brauchen wir eine flächendeckende Ladeinfrastruktur und günstige Strompreise.


Was können Sie als Autobauer dazu beitragen, dass der Ladevorgang einfacher, komfortabler und transparenter wird?


Getreu unserem Motto „Simply clever“: Plug-and-charge ist großartig. Einfach einstecken und der Strom fließt. In unserem Powerpass erweitern wir diesen Service ständig, damit er flächendeckend angewendet werden kann. Das ist dann definitiv einfacher, als einen Verbrenner zu tanken. Wir reden natürlich auch mit Ionity und anderen Ladestromanbietern, um die entsprechende Verlässlichkeit gewährt zu bekommen.


Noch für dieses Jahr haben Sie den rein elektrischen Kleinwagen Epiq angekündigt. Ist das eine reduzierte Variante des Elroq – oder ein neuer Ansatz?


Also wenn Sie etwas ganz Neues sehen möchten, brauchen Sie gar nicht mehr lange zu warten. Im September werden wir in München ein Showcar vorstellen, mit dem wir einen Ausblick auf unser weiterentwickeltes Modern Solid Design geben werden. Die Weltpremiere des Epiq ist für nächstes Jahr geplant. Hier werden Sie eine gewisse Verwandtschaft zu Elroq und Enyaq sehen. Für uns ist wichtig, dass wir bei unserem kompaktesten Stromer einen attraktiven Einstiegspreis für möglichst viele Kundengruppen erreichen und unseren Privatkundenanteil weiter steigern.


Autobauer mit Tradition: Die Unternehmenszentrale von Skoda befindet sich in der tschechischen Stadt Mlada Boleslav. Der rein elektrische Kleinwagen Epiq wird dieses Jahr vorgestellt und ab 2026 ausgeliefert. Bild: Skoda
Autobauer mit Tradition: Die Unternehmenszentrale von Skoda befindet sich in der tschechischen Stadt Mlada Boleslav. Der rein elektrische Kleinwagen Epiq wird dieses Jahr vorgestellt und ab 2026 ausgeliefert. Bild: Skoda

Erfolg in Tschechien



Bild: Skoda
Bild: Skoda

Ich bin glücklich bei Skoda.» Klaus Zellmer (57) formuliert diesen Satz im Gespräch mit electricar klar wie deutlich. Seit Juli 2022 firmiert er als Vorsitzender des Vorstands der Volkswagen-Tochter Skoda. Es ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Unter Zellmers Führung erreichte die Skoda Auto Group im Jahr 2024 das beste Finanzergebnis ihrer Geschichte: Rekordumsatz von 27,8 Milliarden Euro, das operative Ergebnis von 2,3 Milliarden Euro und erstmals einen Netto-Cashflow von mehr als zwei Milliarden Euro. Die Umsatzrendite stieg auf 8,3 Prozent, damit liegt Skoda deutlich vor anderen Marken des VW-Konzerns wie VW (5,9 Prozent) und Audi (6,0 Prozent). Weltweit wurden im vergangenen Jahr 926.600 Fahrzeuge ausgeliefert, 6,9 Prozent mehr als 2023. In Europa erreichte der Autobauer mit Zentrale in der tschechischen 44.000-Einwohner-Stadt Mlada Boleslav höchste Marktanteile in wichtigen Regionen wie Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Großbritannien. Dieser positive Trend setzt sich in diesem Jahr fort. Die Zahl der ausgelieferten Fahrzeuge stieg im Vergleich zum Vorjahr um mehr als acht Prozent, dabei erhöhte sich der Anteil der elektrifizierten Modelle – batteriegetrieben und Plug-in-Hybride – auf den Rekordwert von 15 Prozent. Zellmers Vertrag als CEO von Skoda ist mit Wirkung vom 1. Juli 2025 um weitere drei Jahre verlängert worden. Der gebürtige Niederbayer, seit mehr als 20 Jahren in der Branche, gilt als potenzieller Kandidat für weitere Spitzenpositionen im VW-Konzern.

 
 
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