Laut aktuellen Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes wurden im Jahr 2024 in Deutschland 2,8 Millionen Pkw neu zugelassen. Davon sind 380.609 Autos vollelektrisch unterwegs. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Rückgang um 27,4 Prozent, der Anteil der Stromer schrumpfte zudem von 18,4 auf 13,5 Prozent.

Vor allem der hohe Preis ist für viele potenzielle Kunden nach wie vor das Hauptargument, das gegen den Kauf eines Stromers spricht. Auch der Wegfall der Förderprämien hat negative Effekte auf den Fahrzeugabsatz. Doch dies könnte sich in Zukunft ändern. Denn eine Analyse von Wissenschaftlern des Forschungszentrums Jülich zeigt, dass schon ab diesem Jahr ein durchschnittlicher batterieelektrischer Mittelklasse-Pkw über seine gesamte Lebensdauer hinweg günstiger sein wird als ein vergleichbares Modell mit Verbrennungsmotor.
Höhere Effizienz
Vor allem Vorteile hinsichtlich des Wartungsaufwands und der Effizienz führen dazu, dass die batteriebetriebenen Fahrzeuge schon ab der Mitte dieses Jahrzehnts nach den Berechnungen der Forscher geringere Gesamtkosten über die Lebensdauer aufweisen. Die Herstellungskosten von Stromern werden dagegen auch im Jahr 2025 noch höher sein als die eines konventionellen Verbrenner-Pkws. Dies liegt hauptsächlich an den nach wie vor sehr hohen Produktionskosten der Batterien von E-Autos. Allerdings sind diese in den vergangenen Jahren stetig gesunken. So rechnen die Experten ab 2025 bei Lithium-Ionen-Akkus mit einem Preis von 83 Euro pro Kilowattstunde. Zum Vergleich: 2010 verschlang die Produktion dieser Batterie noch 600 Euro pro Kilowattstunde. Nach aktuellem Stand kostet die Herstellung einer Kilowattstunde umgerechnet 91 Euro.
Die Berechnungen der Jülicher Experten, bei denen drei Antriebsvarianten miteinander verglichen wurden, kommen darüber hinaus zu dem Ergebnis, dass Elektroautos im Jahr 2045 etwa 15 Kilowattstunden erneuerbaren Strom je 100 Kilometer gefahrener Strecke benötigen werden. Das Brennstoffzellenauto kommt ungefähr auf den doppelten Verbrauch mit 28 kWh und ein mit E-Fuels betriebener Verbrenner auf 72 kWh. Für die Herstellung synthetischer Kraftstoffe wird demnach ein vier- bis fünffacher Bedarf an erneuerbaren Energien benötigt als für batteriegetriebene Fahrzeuge.
Zudem werden gemäß einer Einschätzung der Experten von BloombergNEF durch kontinuierliche Investitionen in Forschung und Entwicklung, Verbesserungen des Herstellungsprozesses und Kapazitätserweiterung in der gesamten Lieferkette, die Kosten der Batterietechnologie in den nächsten zehn Jahren deutlich sinken.

Geringer Bedarf an E-Fuels
Nach aktuellem Beschluss der EU dürfen in der gesamten Europäischen Union keine neuen Benzin- und Dieselautos mehr zugelassen werden. Eine Ausnahme gilt nur für Fahrzeuge, die mit E-Fuels betrieben werden. Dabei handelt es sich um synthetische Kraftstoffe wie etwa Methanol, die durch die Umwandlung von elektrischer Energie in chemische Energie hergestellt werden. Treibstoffe solcher Art existieren sowohl in flüssiger als auch in gasförmiger Form. E-Fuels werden aktuell als vielversprechende Option betrachtet, um den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft voranzutreiben.
Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren können klimaneutral betrieben werden, wenn sie mit synthetischen Kraftstoffen fahren. In puncto Energieeffizienz, und damit in den Betriebskosten, schneiden die Verbrenner im Vergleich mit E-Autos allerdings schlecht ab, wenn man die Kraftstoffherstellung der E-Fuels mitberücksichtigt.
Trotzdem wird es auch für die E-Fuels künftig einen, wenn auch deutlich geringeren, Bedarf geben. Denn auch nach 2035 sind noch Bestands-Pkw mit Verbrenner und Plug-in Hybridantrieb auf deutschen Straßen unterwegs. Um diese in Einklang mit dem Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 zu bringen, müssen sie deshalb zunehmend mit E-Fuels betrieben werden.
Die reinen Verbrauchskosten – ohne Steuern und Abgaben – von Pkw mit Batterie und Brennstoffzelle werden gemäß der Jülicher Studie im Jahr 2045 mit den heutigen vergleichbar sein. Pkw-Fahrer, die mit E-Fuels unterwegs sind, würden demgegenüber mit 60 bis 90 Prozent höheren Kosten rechnen müssen und das, obwohl die bestehende Versorgungsinfrastruktur von Flüssigkraftstoffen im Vergleich zu der von Strom und Wasserstoff günstiger ist und eine weltweite E-Fuel-Produktion an wind- und sonnenreichen Standorten stetig zunehmen wird. So planen beispielsweise die Vereinigten Arabischen Emirate bis 2030 jährlich eine Million Tonnen grünen Wasserstoff zu produzieren.

E-Autos dominieren Neuzulassungen
Angesichts der fallenden Preise rechnen die Jülicher Forscher damit, dass sich Elektromobilität bei den Neuzulassungen der Pkw durchsetzt. Schon 2030 werden batteriebetriebene Fahrzeuge den Markt dominieren. Zu Beginn der neuen Dekade wird ihrer Einschätzung nach aber auch die Brennstoffzelle ihren Marktanteil signifikant steigern können. Vor allem die sinkenden Kosten des Antriebsstrangs und die steigende Wasserstoffproduktion werden hierfür verantwortlich sein.
Bei Nutzfahrzeugen setze die Nachfrage nach elektrischen Antrieben etwas später ein. Besonders bei großen und schweren Fahrzeugen prognostizieren die Forscher jedoch einen größeren Anteil an Fahrzeugen mit einer wasserstoffbetriebenen Brennstoffzelle.

Gebrauchtwagenmarkt unklar
Wie sich die Nachfrage für gebrauchte Elektroautos entwickeln wird, ist schwer einzuschätzen. Die Stromer spielen dennoch eine zentrale, wenn auch schwer zu definierende Rolle in der Preisentwicklung bei Fahrzeugen aus zweiter Hand. Mit der zunehmenden Beliebtheit und der wachsenden Modellvielfalt hat sich der Markt stark verändert. Obwohl das Stromerangebot über die letzten Jahre hinweg stark gewachsen ist, stagnierte die Nachfrage. Wie eine Analyse der Gebrauchtwagenbörse Autoscout24 belegt, ändert sich dies aktuell. So steigen die Suchanfragen für E-Autos, das Angebot schrumpft gleichzeitig. Daraus resultieren höhere Preise für gebrauchte Stromer.
Darüber hinaus ist der Markt für elektrisch betriebene Neuwagen aufgrund der gestrichenen Förderprämie unter Druck geraten, Branchenexperten gehen jedoch davon aus, dass mittelfristig die Preise für neue Stromer sinken werden. Dementsprechend werden auch die Raten für gebrauchte E-Autos künftig sinken. Außerdem soll der Anteil an Elektroautos am Gebrauchtwagenmarkt sukzessive steigen, da vermehrt Leasingrückläufer zum Verkauf stehen werden.
Hinzu kommt noch der Umstand, dass die Produktionskosten von Akkus konstant nach unten gehen, was sich wiederum auch auf die Preisentwicklung von gebrauchten E-Autos positiv auswirken wird.
