top of page
  • AutorenbildRedaktion

Purer Luxus: Rolls Royce Spectre im Praxistest

Der Rolls-Royce läutet eine neue Ära des elektrischen Fahrens in der exklusivsten aller Fahrzeugklassen ein.


Der Spectre ist das erste vollelektrische Auto von Rolls-Royce, das vierte, basierend auf deren Aluminium-Plattform für Luxusautos. Ein Coupé, von dem der britische Nobelhersteller sagt, dass es spirituell den ehemaligen Phantom Coupé ersetzt und nicht den kürzlich aus dem Programm genommenen Wraith.


Der Spectre ist groß, 5,48 Meter lang und 2,02 Meter breit – in etwa so groß wie ein großzügiger Doppelkabinen-Pick-up. Er verfügt über einen Allradantrieb mit zwei Motoren, wobei der vordere 255 PS leistet und der hintere 483 PS. Die maximale kombinierte Leistung beträgt 576 PS und 900 Newtonmeter.


Mit einem einzigen Gang und einem einzigen Pedal – sowie mit den geräuschlosen, vibrationsfreien Eigenschaften, die Charles Rolls vor 123 Jahren schon erkannt haben soll, haben wir hier ein Setup, das bestens für luxuriöse Rolls-Royce Fahrten geeignet ist.


Die Batterie des Spectre verfügt über 102 Kilowattstunde, was im WLTP-Testzyklus eine Reichweite von 529 Kilometern bringt, also ausreichend für eine schnelle Spritztour mit der Luxuskarosse. Rolls-Royce-Kunden haben in der Regel mehr als ein halbes Dutzend Autos in der Garage stehen.


Selbst wenn man jährlich 5.000 km mit einem Rolls-Royce fährt, können wir davon ausgehen, dass ein Spectre nur selten an einer öffentliche Schnellladestation anzutreffen sein wird. Diese Art des Ladens ist für die Ultrareichen wohl schwer vorstellbar. Bei einem der seltenen Besuche könnte der Strom immerhin mit einer Spitzenleistung von 195 Kilowatt gezogen werden.


Anmerkung des Testers


Die Vordersitze fahren sich selbst nach vorne, wenn Sie die Lehnen umklappen, um in den Fond zu gelangen, aber die Türöffnungen sind so großzügig, dass dies kaum nötig ist.




Starke Aerodynamik


Die 700 Kilogramm schwere Batterie befindet sich unter dem Kabinenboden, mit einem Kanal für die Verkabelung, damit nicht viel an Höhe vergeudet wird. Dies hilft dem Spectre, einen Luftwiderstandswert von 0,25 zu erreichen. Die aerodynamische Formgebung ist dezent, aber beeindruckend, mit dem breitesten und schnittigsten Rolls-Grill bis dato, Rücklichtern, die die Luft von den Seiten ablenken, und einem sanft abfallenden Heck, das so weit hinten positioniert ist, wie es die Aufprallvorschriften erlauben. Selbst die neugestaltete Kühlerfigur „Spirit of Ecstasy“ hat Hunderte von Stunden im Windkanal verbracht.


Als Rolls-Royce Coupé hat der Spectre den traditionell markanten Kühlergrill – auch wenn keine Luft hindurchströmt – und eine lange Motorhaube. Nach 2030 wird der Hersteller nach eigenen Angaben „nie wieder“ einen Verbrenner verbauen. Wenn alle Rolls-Royce danach elektrisch fahren: Wie lange werden sich diese Kühlergrills noch halten?


Am Spectre findet man die längsten Türen vor, die jemals an einem modernen Rolls-Royce angebracht wurden, jeweils 1,5 Meter lang. Sie öffnen sich zu einem opulenten Innenraum, der Platz für lediglich vier Personen bietet, jedoch mit Sitzen mit hochwertigen Oberflächenmaterialien, die für einen bestehenden Rolls-Kunden – wie es wahrscheinlich 60 Prozent der Spectre-Käufer sein werden – sofort vertraut wirken. Der Geschäftsführer Torsten Müller-Ötvös spricht davon, dass Kunden mit verbundenen Augen wissen sollen, dass sie in einem Rolls sitzen, auch wenn er selbstverständlich vom Fahren mit verbundenen Augen abrät.


Traditionelles Innenleben


Es gibt breite, üppige Ledersitze und dicke Wollteppiche, echte Metallschalter bzw. zumindest authentische Schalter aus Verbundwerkstoff. Das ist alles sehr traditionell, der Antriebsstrang ist zwar neu, das Erlebnis im Auto selbst ist jedoch absolut kein Unterschied beispielsweise zu einem Silver Cloud aus der Mitte des 20. Jahrhunderts.

Die Fahrgastzelle verbindet traditionelles Rolls-Feeling mit zeitgenössischen Materialien und Design.

Rolls-Royce setzt weiterhin auf eine Version des iDrive-Infotainmentsystems des Mutterkonzerns BMW, das einen Touchscreen und Drehregler besitzt, mit maßgeschneidertem Erscheinungsbild und einer Software, die einfach zu bedienen ist. Die Klimaregler sind wunderbar analog. Wer schon einmal einen BMW i7 oder iX gelenkt hat, wird die Herangehensweise von Rolls-Royce erfrischend einfach finden. Wahrer Luxus ist schließlich die Möglichkeit, alles abzuschalten und sich vom Alltagstrott zu befreien, wann immer man möchte. Man kann es in einem i7 oder einer Mercedes S-Klasse versuchen, doch die Apps und die Konnektivität lassen einen nie völlig in Ruhe. Im Rolls ist Platz für zwei Erwachsene hinter zwei weiteren Erwachsenen, wie es bei dieser Größe auch sein sollte. Aber mal ehrlich, wie oft fährt man einen Rolls Royce mit drei oder gar vier Insassen?


Mächtige Reifen


Die Federung basiert auf dem Setup des Ghost, das bedeutet Luftfederung mit aktiven Stabilisatoren. Aber die oberen Querlenker-stoßdämpfer, die beim Ghost zur Stabilisierung der seitlichen Karosseriebewegungen dienten, wurden als überflüssig erachtet, da die Torsionssteifigkeit um 30 Prozent erhöht wurde. Vermutlich trägt auch das zusätzliche tiefliegende Gewicht der Batterie zur Stabilität des Fahrzeugs bei. Die Räder sind 23 Zoll groß mit Pirelli P Zero Reifen und den Dimensionen 255/40 vorne und 295/35 hinten. Nicht gerade klein, aber bei der ­Masse an Karosserie allein schon aus optischen Gründen notwendig.


Dennoch sprechen die Designer und Ingenieure des Spectre von einer Isolation, die mindestens dem Maß der anderen Modelle des Unternehmens entspricht. Und sie wissen in der Regel, was zu einem solchen Auto passt: eine völlig isolierte Fahrt, eine exakte und konsequent gewichtete Lenkung sowie die Fähigkeit, vollkommen geschmeidig zu beschleunigen und zu bremsen. Das schätzen Eigentümer, Chauffeure und Passagiere gleichermaßen.


Es ist also nicht überraschend, dass der Spectre außergewöhnlich leise ist. Das ist allerdings auch bei den meisten Rolls-Royce-Modellen mit V12-Motoren so. Beim Spectre können Sie optional ein bestimmtes Geräusch über die Lautsprecher abspielen, etwa das Geräusch eines Hyperantriebs eines Raumschiffs oder das eines V12-Motors.


Doch trotz der enormen Power und des hohen Drehmoments ist das Anfahren wunderbar ausgewogen. Die Lenkung ist ideal gewichtet. Sie verlangt immer die gleiche Kraft und hat eine ausgewogene, perfekte Selbstzentrierung – mit der sehr seltenen Ausnahme, dass sie etwas zäh wirkt, wenn das aktive Lenksystem den Weg vorgibt.


Am meisten überrascht hat die Kurventauglichkeit, die man einem Hersteller, der das Wort „sportlich“ eher bescheiden findet, und einem Fahrzeug mit dem Leergewicht von 2.890 Kilogramm kaum zugetraut hätte. Der Spectre beschleunigt aus Kurven wie seine sportlichsten Artgenossen – ohne seine anderen Qualitäten zu verlieren.


Technische Daten

Hersteller

Rolls-Royce

Modell

Spectre

Antriebsart

Elektro

Leistung

576 PS (430 kW)

Maße / Gewicht

5.453 x 2.080 x 1.559 mm / 2.975kg

​Antriebsachse

Allrad

Türanzahl

3

Kofferraum­volumen

k. A.

Reichweite

530 km (WLTP)

0-100 km/h

4,5 Sekunden

Spitze

250 km/h

Preis

ab 389.000 €

//Gastbeitrag von: Matt Prior//

Comments


bottom of page