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Wolfgang Plank

Vom Kleinbetrieb bis zum DAX-Konzern: Das Elektrifizieren gewerblicher Flotten liegt im Trend

Vom Kleinbetrieb zum DAX-Konzern: Gewerbliche Fuhrparks und Flotten zu elektrifizieren – dieser Trend ist klar definiert. Es geht um Effizienz und Nachhaltigkeit. Doch in einigen Segmenten hakt es noch gewaltig.



Aktuell fehlt ein wenig die Spannung beim Elektroauto. Seit der Kurzschlussreaktion der Ampelkoalition bezüglich der Förderprämie Ende des vergangenen Jahres stagniert die Zahl der Zulassungen. Preiswerte Modelle gibt es entgegen allen Beteuerungen nur wenige, und trotz gewaltiger Batterien und Schnellladestationen lässt sich die latente Reichweitenangst der Deutschen weiterhin nur schwer bändigen. Ändert sich an diesem Gefüge nichts Grundlegendes, dürfte die Bundesregierung ihr noch unter Kanzlerin Angela Merkel gestecktes Ziel von 15 Millionen Elektroautos bis zum Jahr 2030 mehr als deutlich verfehlen.


Dabei klang alles so gut: Wer es sich leisten kann, kauft oder least gleich und lädt per Sonnenstrom in der heimischen Garage – für die anderen sollte der Flottenmarkt zum Treiber der E-Mobilität werden. Denn mit einem Zwei-Drittel-Anteil an den Pkw-Neuzulassungen spielen Dienst- und Firmenwagen auf dem Neuwagenmarkt nicht nur eine gewaltige Rolle, sie landen auch noch nach vergleichsweise kurzer Haltedauer, als junge Gebrauchte in einem stetig wachsenden Markt.


Steuerliche Vorteile


Soweit die Idee. Und die Rahmenbedingungen sind ja auch durchaus verlockend: Anders als die bei Verbrennern üblichen ein Prozent müssen bei rein elektrischen Dienstwagen lediglich 0,5 Prozent als geldwerter Vorteil versteuert werden. Liegt der Listenpreis unter 70.000 Euro, sind es gar nur 0,25 Prozent. Obendrein sind Stromer für zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit. Alles in allem also lukrative Aussichten.


Im Flottenbetrieb hat man in der Folge die Vorteile kolbenlosen Fahrens durchaus erkannt. Elektromodelle sind zwar in der Anschaffung teurer, dafür liegen Betriebskosten und Wartung in aller Regel spürbar unter dem Niveau der Verbrenner. So jedenfalls die Faustregel. Dabei geht es oft genug gar nicht nur um Geld. Auch das Image spielt eine immer größere Rolle. Weil Klimawandel und Umweltschutz zunehmend ins öffentliche Blickfeld rücken, gilt eine Umstellung des Fuhrparks auf klimaschonende Autos als Ausdruck von Innovationsgeist und Verantwortung.


Beliebte Geschäftswagen


In der Konsequenz war im Jahr 2022 rund jeder siebte Pkw in den Fuhrparks der deutschen Unternehmen voll elektrisiert oder wenigstens ein Plug-in-Hybrid, wie eine Studie der KfW-Bank verdeutlicht. Damit sind die Gewerbetreibenden den privaten Haltern in Sachen Verkehrswende kilometerweit voraus. Bei letzteren beträgt die entsprechende Quote gerade einmal kümmerliche 2,3 von hundert.


Die Top-Ten der Dienstfahrzeuge führt dabei der Skoda Enyaq iV 80 an, zeigt die Aufstellung von Leaseplan, einem herstellerunabhängigen Spezialisten für Leasing und Fuhrparkmanagement. Das Unternehmen betreut in Deutschland derzeit mehr als 125.000 ausschließlich gewerblich genutzte Fahrzeuge. Knapp hinter dem Enyaq (7,7 Prozent) rangiert demnach der BMW i4 eDrive 40 (7,3) vor dem Polestar 2 Single Motor (7,1) und dem Tesla Y Long Range (6,1). Auf den Plätzen folgen BMW iX3, BMW iX1, VW ID.4, VW ID.4 4Motion, Polestar 2 Dual Motor und Audi Q4 e-tron.



Unterschiedliche Interessen


Weil es sich ausschließlich um Firmenfahrzeuge handelt, weicht diese Rangfolge deutlich ab von der Statistik des Kraftfahrtbundesamtes, bei der es um die Zulassungszahlen insgesamt geht. Als meistverkauftes Modell bis einschließlich Mai 2024 steht dort der Tesla Y einsam an der Spitze, dahinter folgen mit großem Abstand VW ID.4 und ID.5 sowie Škoda Enyaq, VW ID.3, Audi Q4 e-tron, Mercedes EQA, MG4, Cupra Born, BMW iX1 und BMW iX4. Es macht folglich einen großen Unterschied, ob das Interesse an den Elektroautos aus privaten oder beruflichen Gesichtspunkten besteht.


Bei den Anbietern von Mietwagen indes stehen E-Autos zunehmend weniger hoch im Kurs. Hertz hat bereits rund 20.000 Elektrofahrzeuge aus seiner US-Flotte verkauft und durch Verbrenner ersetzt. Betroffen sind vor allem Fahrzeuge von Tesla. Als Grund für den Strategiewechsel verweist der drittgrößte Autovermieter der Welt auf überdurchschnittlich hohe Kosten für Reparaturen und Schäden. Zudem hätten mehrfache Preissenkungen bei Tesla zu einem Absturz der Restwerte geführt.


Business für alle - Der Mercedes EQE (oben) ist per Kaufpreis als Limousine für das Top-Management konzipiert – dagegen punktet der Ford Transit im Segment der Nutzfahrzeuge.

Probleme mit Tesla


Konkurrent Sixt hat ebenfalls angekündigt, aufgrund der schwachen Wiederverkaufswerte keine Elektroautos von Tesla mehr zu vermieten, und wie Hertz auf höhere Reparaturkosten bei E-Autos verwiesen. Das Unternehmen aus Bayern will seine Flotte in Europa bis 2030 zu 70 bis 90 Prozent auf Stromer umgestellt haben. Dies soll nun vor allem mithilfe der deutschen Marken BMW, Mercedes und Audi sowie des chinesischen Marktführers BYD geschehen. Allerdings pocht Sixt wegen der deutlich verschlechterten Marktbedingungen auf ein „hohes Maß an Flexibilität.“


Europcar hingegen sieht nach Unternehmensangaben keinen Bedarf, von seiner bisherigen Flottenstrategie abzuweichen. Aktuell betrage der Anteil an Elektrofahrzeugen dort zwölf Prozent, heißt es.


Knackpunkt Förderprämie


Auch die Anbieter von Carsharing fahren ihren Anteil an E-Autos zurück. Laut Statista fiel die E-Quote in den deutschen Flotten 2023 leicht im Vergleich zum Vorjahr und lag bei rund 20,5 Prozent. 2022 machten die Elektroautos noch über 23 Prozent der Carsharing-Fahrzeuge aus. Beim Berliner Unternehmen Miles etwa verfügten Ende des vergangenen Jahres nur noch knapp 17 Prozent aller Leihwagen über einen Elektroantrieb, nur ein halbes Jahr vorher waren es noch 25 Prozent gewesen. Neue E-Autos werden derzeit nur noch in geringem Umfang in die Flotte integriert, wird das Unternehmen zitiert. Auch hier die Begründung: höhere Anschaffungskosten und teure Reparaturen.


Offizielle Zahlen bestätigen den Trend. In den ersten beiden Monaten des Jahres zählte das Kraftfahrt-Bundesamt nur rund 660 Neuzulassungen von E-Autos bei Autovermietern und Carsharing-Anbietern – das entspricht einem Anteil von 1,7 Prozent ihrer Einkäufe. Im Jahresdurchschnitt 2023 hatten Stromer bei dieser Haltergruppe noch 12,4 Prozent der Neuzulassungen ausgemacht. Doch dann lief die Kaufprämie für gewerblich genutzte Elektroautos aus – drei Monate, bevor die Regierung auch für Private den Strecker zog.


Transformation im großen Stil


Dagegen stehen einzelne Firmengruppen bereits mächtig unter Strom. Ende März dieses Jahres lieferte etwa Hyundai das 500. Exemplar des Modells Kona Elektro an Coca-Cola Europacific Partners Deutschland aus. Das Getränkeunternehmen hatte bereit 2021 unmissverständlich angekündigt, alle Pkw und Transporter der eigenen Flotte mit dem jeweiligen Leasingende bis 2025 auf Elektrofahrzeuge umzustellen.


Interessant erscheint auch die Zukunftsstrategie des Konkurrenten Pepsi. Der Getränkehersteller weitet in Kalifornien seine Flotte an batteriegetriebenen Nutzfahrzeugen deutlich aus. 50 Trucks vom Typ Tesla Semi sowie 75 Ford E-Transit transportieren die Brauselimonaden fortan von der Produktions- und Vertriebsanlage in Fresno kreuz und quer durch den US-Bundesstaat. Der Einsatz von Elektrofahrzeugen soll dem Unternehmen dabei helfen, sein selbst gestecktes Ziel (pep+) zu realisieren – Netto-Null-Emissionen, spätestens ab 2040.



Kooperation mit Mercedes


SAP setzt ebenfalls auf die Mobilität von morgen. Das wertvollste deutsche Unternehmen, hat Tesla zwar von der Liste der Lieferanten für Dienstwagen gestrichen, allerdings gibt es inzwischen eine enge Partnerschaft mit Mercedes-Benz. Nach wie vor steht das Versprechen, dass alle Mitarbeiter ab 2025 nur noch E-Autos als Dienstwagen bestellen dürfen. Der Fuhrpark des Software-Giganten umfasst rund 27.000 Fahrzeuge. Dann wird es womöglich doch noch etwas mit den jungen Gebrauchten.

Für Einsätze in der Stadt


Klein- und Kleinstfahrzeuge sind prädestiniert für dienstliche Fahrten im innerstädtischen Bereich. Den Citroën Ami gibt es – genau wie die baugleichen Konzernbrüder Opel Rocks Electric und Fiat Topolino – in einer Cargo-Version. 2,41 Meter lang, 1,39 Meter breit, 1,52 Meter hoch, acht PS, 45 km/h Spitze. So lauten die Eckdaten. In der Cargo-Variante ist anstelle des Beifahrersitzes ein 260 Liter fassender Stauraum integriert, der eine Nutzlast von bis zu 140 Kilo aufnehmen kann. Insgesamt bietet der Ami Cargo ein Ladevolumen von 400 Litern. Ideal für Paketboten oder den Pizzalieferanten. Ari Motors ist ein Hersteller, der sich auf die Produktion kleiner dimensionierter Nutzfahrzeuge spezialisiert hat. Die Ladefläche kann mit Kofferaufbau, Kipper, Pritsche oder mit Planenaufbau gestaltet werden. Laut Hersteller ideal für den Einsatz auf der letzten Meile.



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