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Armin Grasmuck - Editorial ELECTRICAR 1/23: Reif ist die Zeit

Autorenbild: Armin GrasmuckArmin Grasmuck

Die Transformation läuft auf vollen Touren. Es wirkt, als könne sich keiner diesem Wandel hin zur Elektromobilität entziehen. Die Zahl der batteriegetriebenen Fahrzeuge steigt – wider alle Lieferengpässe – kontinuierlich. Mit Vehemenz arbeiten die Unternehmen der beteiligten Branchen daran, sich den neuen Begebenheiten entsprechend zu positionieren. Selbst die Strategen renommierter Automobilzulieferer zeigen sich überrascht von der Dynamik des Fortschritts. Mancher soll praktisch über Nacht riesige Montagehallen leer geräumt haben, nur um genügend Luft und Raum für frische Produktionsprozesse zu generieren. Neue Antriebstechnologien, neue Energielieferanten, neue Software – dies sind nur ein paar der groben Schlagwörter zu den Themen, welche die Leitindustrie grundlegend verändern.


Aktuelle Beispiele belegen: An mancher Stelle hakt es noch gewaltig. Selbst in den Filialen traditionsreicher Hersteller besteht auch zu Beginn des Jahres 2023 die Gefahr des kollektiven Achselzuckens. Stichwort Elektroauto. „Elektroauto?“, so reagierte vor ein paar Tagen der Verkäufer in einem Münchner Autohaus und drehte sich schmunzelnd zu den Mitarbeitern: „Oh weh, der Kollege, der sich mit den Elektroautos auskennt, ist leider krank.“ Kein Fachmann, keine Auskunft – das tut wirklich weh. Inzwischen hat nahezu jeder Hersteller akkubetriebene Fahrzeuge im Programm. In diesem Jahr kommt eine ganze Palette mit neuen Stromern auf den Markt, von klein und fein bis gehaltvoll. Es wird höchste Zeit, dass auch die vermeintlichen Fachkräfte transformiert oder, wie es im Fachjargon heißt, weiterqualifiziert werden.

Armin Grasmuck - Chefredakteur

An den Schnittstellen des nachhaltigen Wandels liegt das größte Potenzial, speziell was den Arbeitsmarkt betrifft. Der Mangel an Spezialisten ist im Boom-Segment Elektromobilität akut. Gesucht werden unter anderem Entwickler und Anwender in den Bereichen der Antriebs- und Batterietechnologien, Elektriker im Hochvoltbereich, IT-Profis und professionelle Programmierer sowie entsprechend weitergebildete Experten in den Sparten Finanzierung und Versicherung. Ja, auch kompetente Verkäufer von Elektromobilität – sei es im Autohaus, auf dem Portal für Strompreise oder im weiten Feld der Infrastruktur – können sich in dieser Phase der Transformation profilieren und in hohem Maße profitieren.


Goldgräberzeiten, so klingt es überspitzt formuliert. Das Geschäft liegt im Wortsinn auf der Straße. Oder gleich daneben. Zehn oder mehr neue Ladepunkte für den mittelständischen Betrieb, egal ob in der Metropole oder in der Provinz – es bleibt ein herausforderndes Anliegen, genauso wie die Wallbox im privaten Anwesen oder der Tiefgarage des vermieteten Wohnkomplexes. Wer hier zeitnah und möglichst komfortabel transformieren möchte, wird oft noch bitter enttäuscht. Es ist traurig und doch wahr, dass zahlreiche Projekte verschoben werden müssen, weil die meisten Kommunen noch damit beschäftigt sind, ihre infrastrukturellen Hausaufgaben zu erledigen. Und klar, selbst wenn die Starkstromkabel bereitliegen: Wo ist der Elektriker, der sie anschließt? Und vor allem: Wann hat er Zeit?


Höchst positiver Effekt: Der Umsatz gehört den Fachkräften und Firmen, die schnell, kompetent und zuverlässig zu liefern wissen. Geschätzte Marktanalysten gehen davon aus, dass diese auch mittelfristig gut mit und von der Transformation leben können.


Viel Spaß beim Lesen!


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