Der Boom der alternativen Antriebsarten bei den Pkw hält an. Sage und schreibe 43 Prozent aller Neuzulassungen von Januar bis Dezember 2021 in Deutschland waren Fahrzeuge für die Mobilität von morgen (BEV, Hybrid, Plug-in, Brennstoffzelle, Gas oder Wasserstoff) – rund 70 Prozent mehr als in den zwölf Monaten zuvor. Die reinen Elektrofahrzeuge sind in dieser Rangliste mit Abstand die beliebtesten – ihr Anteil ist um 103 Prozent gestiegen, er beträgt 13,6 Prozent.
Wie zu erwarten ist der Anteil der Neuwagen innerhalb der deutschen Hersteller höchst unterschiedlich. Bei Audi wiesen im Vorjahr 70,5 Prozent, bei BMW 56,5 Prozent und bei Mercedes 45,4 Prozent aller Pkw-Neuzulassungen einen alternativen Antrieb auf.
Mehr als die Hälfte aus Deutschland
Ca. 47 Prozent aller neu zugelassenen Pkw mit alternativem Antrieb entfielen im Jahr 2021 auf Importmarken, die deutschen Marken erreichten insgesamt einen Anteil von etwas mehr als 50 Prozent. Interessant: VW brachte mit 108.280 Einheiten unter den deutschen Marken die meisten Neuwagen mit Elektroantrieb zur Zulassung, das sind 69 Prozent mehr als im Jahr 2020. Mercedes schaffte 76.200 PKW, BMW 56.930 und Audi 50.923. Bereits an fünfter Stelle kommt Tesla mit 39.714 Neuzulassungen. Das ist unter den Importmarken die stärkste Marke.
Tesla Model 3: beliebtestes E-Auto
Betrachtet man die reinen E-Autos (BEV), so liegt Tesla sogar am zweiten Platz, unmittelbar hinter VW, die 72.110 reine Stromer zuließen. Die Plätze dahinter belegen die Automarken Renault, Hyundai, Smart, Opel und BMW. Mit 16.535 BEVs baute BMW deutlich weniger Stromer als Plug-in-Hybride (40.395). Ähnlich ist dieses Verhältnis bei Audi, und mit 12.278 zu 63.922 deutlich zu Gunsten der Plug-ins ist es bei Mercedes. Reine Stromer bauten hingegen Tesla, Smart und Fiat sowie Nissan und Mazda und einige wenige weitere Hersteller wie Dacia und Polestar.
Betrachtet man nicht die Herstellermarke, sondern die Modellreihe, so ist bei den BEVs der Sieger schnell gefunden: Tesla verkaufte von seinem Model 3 33.869 Stück, an zweiter Stelle liegt der VW Up, gefolgt vom VW ID.3 und dem Renault Zoe.
Top 10 E-Modellreihen
Tesla Modell 3 - 33869
VW e-UP - 30797
VW ID.3 - 26693
Renault Zoe - 24736
Smart Fortwo - 14989
Hyundai Kona - 14204
Skoda Enyaq - 11872
VW ID.4 - 9660
Fiat 500 - 8885
BMW i3 - 6387
Top 10 E-Automarken (BEV)
VW - 72110
Tesla - 39714
Renault - 32709
Hyundai - 26667
Smart - 24019
Opel - 18010
BMW - 16535
Skoda - 16127
Audi - 14937
Peugeot - 12887
Platz 1 | Tesla Model 3
Verkauft: 33869 Stk.
Das Model 3 von Tesla gibt es in drei Versionen: Die Variante mit dem Hinterradantrieb bietet 491 km Reichweite und kostet rund 43.000 Euro. Die Long Range- und Performance-Ausführungen sind teurer (bis zu 59.000 Euro), kommen aber weiter (bis zu 600 km) bzw. haben mehr Power (Beschleunigung in 3,3 Sek auf 100 km/h).
Es gibt nicht viel zu bemängeln: Die Bedienung ist jedenfalls gewöhnungsbedürftig – es gibt kaum mehr haptische Bedienelemente, fast alles wird mit Touch-Screen gesteuert, was aber nicht selten den Fahrer ablenkt, etwa wenn er den Kilometerstand oder die Einstellungen des Scheibenwischer-Intervalls sucht. Oder bei der Einstellung für die Innenraumtemperatur zu weit nach links wischt und bei der Korrektur wieder zu weit nach rechts. Ebenfalls ein Minuspunkt ist die nachlässige Verarbeitung: ungleiche Spaltmaße und auffällige Kantenversiegelungen findet man beinahe an jedem Modell. Die meisten Assistenzsystem von Tesla sind ausgereift, nicht so der Autopilot, der muss noch nachgebessert werden, was Tesla auch verspricht.
Ansonsten viel Positives: Guter Insassenschutz, umfangreiches Assistenzpaket, viel Platz für die Insassen und Gepäck und recht ausgereifte Software.
Platz 2 | VW e-Up
Verkauft: 30797 Stk.
Obwohl der kleine Stromer aktuell nicht bestellbar ist, liegt er mit 30.797 Neuzulassungen im Jahr 2021 an der zweiten Stelle. Nach einem Produktionsstopp Ende 2020 soll er demnächst wieder anrollen. Im Jahr 2021 wurden die meisten Vorbestellungen abgearbeitet und so schaffte es der e-Up auf das Treppchen. Die Reichweite von 260 km laut WLTP ist zwar im Verhältnis zu der Konkurrenz niedrig und auch kaum erzielbar, aber die erreichbaren 200 km sind für einen Stadtflitzer durchaus in Ordnung. Aber nicht nur die Reichweite ist niedrig, auch der Preis lag zuletzt mit rund 21.000 Euro weit unter dem seiner Mitbewerber. Dank der Förderung wurde er mit einem effektiven Kaufpreis von rund 13.000 Euro regelrecht zum Elektro-Schnäppchen.
Beim neuen e-Up, der noch im ersten Quartal 2022 wieder vom Band rollt, sollen Antrieb und Ladetechnik gleichbleiben, der Preis könnte aber leicht zulegen. Was der neue e-Up sonst noch zu bieten hat, darüber herrscht im Moment noch Schweigen.
Platz 3 | VW ID.3
Verkauft: 26693 Stk.
Schnell hat der Volkswagen-Konzern nicht auf die Übermacht Teslas und die zahlreichen E-Auto-Hersteller aus Fernost reagiert. Der e-Golf oder der e-up! waren lediglich bessere Umbauten ihrer mit Verbrennungsmotoren ausgestatteten Schwestermodelle. Doch mit dem ID.3 hat sich dies geändert. Aktuell ist der ID.3 ab rund 37.000 Euro erhältlich – vor Abzug der E-Auto-Förderung. Auch der ID.3 kommt mit zahlreichen Assistenzsystemen daher, etwa mit einem Notbremsassistent, einer Müdigkeitserkennung, einem Spurhalteassistent, einer automatischen Distanzregelung uvm. Die Reichweite wird bei der Pro-Variante mit 426 km angegeben, die Pro S-Ausführung schafft laut WLTP 549 km. Realistisch sind Werte um 350 bzw. 420 km.
Der ID.3 fällt mit einem kleinen Wendekreis positiv auf, ebenso mit einer sehr guten Geräuschdämpfung und mit reichlich Platzangebot. Weniger wertig wirkt die Verarbeitung im Inneren, aber da ist der ID.3 nicht allein unter seinen E-Kameraden.
Platz 4 | Renault Zoe
Verkauft: 24736 Stk.
Im Jahr 2019 war der Renault Zoe noch das meistgekaufte Elektroauto in Deutschland, aber auch der aktuelle vierte Platz ist angesichts des hohen Alters des französischen Stromers beachtlich. Seit 2013 ist er auf dem Markt und immerhin fast 25.000 Einheiten wurden im Vorjahr hierzulande abgesetzt. Der neue Renault Zoe wird seit Anfang 2020 verkauft und wartet mit einer Reichweite von bis zu 395 Kilometer auf, zumindest der R110 Z.E. 50. Das Auto hat sich in seiner äußeren Form im Vergleich mit seinem Vorgänger nur geringfügig verändert, das Cockpit wurde hingegen einer größeren Veränderung unterzogen, auch wenn der Innenraum sehr aufgeräumt wirkt. Der Elektro-Franzose ist ab rund 30.000 Euro zu haben. Zieht man die Förderungen ab, landet man bei ca. 20.000 Euro. Das geht angesichts der realistischen Reichweite von 300 km in Ordnung.
Die Möglichkeit, den Zoe mittels CCS-Anschluss aufzuladen, ist nur gegen Aufpreis zu bekommen – und dieser ist mit 1.100 Euro kein Schnäppchen. Aber dann kann der Wagen mit bis zu 50-kW-Gleichstrom betankt werden und nicht mit lediglich 22 kW.
Dem Absatz nicht förderlich ist, dass der Zoe beim aktuellen NCAP-Crashtest versagte, positiv hingegen ist das Preis-Leistungsverhältnis.
Platz 5 | Smart EQ Fortwo
Verkauft: 14989 Stk.
Als Stadtauto ist der Smart Kult. Rund eine halbe Million der kleinen Flitzer fahren auf deutschen Straßen. Bald werden diese alle elektrisch betrieben werden, denn Daimlers Kleinstwagen-Tochter baut nur noch E-Autos. Ob dann noch so viele Smart unterwegs sein werden ist fraglich, immerhin ist der E-Smart mit einer Länge von 2,70 Metern nicht der Größte unter den Kleinen. Und auch die Reichweite ist mit 159 km nach WLTP bzw. rund 100 km in der Praxis nicht gerade üppig. Da scheint ein Grundpreis von fast 26.000 Euro doch etwas hoch gegriffen. Allerdings kommt man nach Förderung deutlich unter 20.000 Euro. Und wenn man dann nur in der Stadt unterwegs ist, dann relativiert sich das Angebot. Immerhin lässt sich der Fortwo mit seinen 82 PS und dem Drehmoment von 160 Newtonmeter spaßig-spritzig bewegen. Das Infotainment-System des Smart wirkt im Vergleich zu Elektroautos wie dem BMW i3 billig und überholt. Wichtige Funktionen erreicht man trotzdem. Unterm Strich muss man festhalten, dass etwa die Konkurrenz aus dem VW-Konzern mehr Reichweite fürs Geld liefert und auch die unmittelbaren Konkurrenten aus anderen Konzernen wie etwa der Seat mii electric oder der Skoda citigo-e iV mit einer Akkuladung weiter fahren.
Platz 6 | Hyundai Kona
Verkauft: 14204 Stk.
Als kompakter B-SUV wurde der Kona von Hyundai am Markt und in der eigenen Produktpalette positioniert - und diese Bezeichnung beschreibt das Fahrzeug auch sehr passend. Das Modell des Jahres 2021 erhielt ein Face-Lifting und zwei Batteriegrößen (39 und 64 kWh) bzw. zwei Leistungsstufen (100 und 150 kW). Auch die fast ausschließlich aus Kunststoff bestehenden Materialien im Innenraum wirken nun ein wenig edler. Sicherheit wird bei Hyundai großgeschrieben, dies belegen die zahlreichen Assistenzsysteme für die aktive Sicherheit, wie zum Beispiel der aktive Spurhalteassistent und der Notbremsassistent. Auch mit dabei sind ein Stauassistent, ein Totwinkelwarner und ein Höchstgeschwindigkeitswarner dank Verkehrszeichenerkennung. Schließlich schneidet der Kona auch beim NCAP Test sehr gut ab. Sein größtes Plus ist aber die stattliche Reichweite von 484 Kilometern nach WLTP, die real ca. 400 Kilometern entsprechen. Diesen Wert schaffen nur wenige Elektroboliden - und wenn, dann sind sie zumeist deutlich teurer als der B-SUV. Auch die mehr als 200 Pferdestärken bringt der Kona in beeindruckender Manier auf den Asphalt. Die 100km/h-Grenze wird aus dem Stand nach rund 8 Sekunden durchbrochen.