Egal ob es sich um einen trüben Tag im November, einem knackig kalten Nachmittag im skandinavischen Hochwinter oder den schönsten Urlaubstag im Sommer handelt: Hansjörg von Gemmingen ist immer unterwegs. Elektrisch unterwegs. Mit seinem Tesla Model S. Doch er ist nicht unterwegs, um anzukommen. Er ist unterwegs, um zu beweisen, dass Elektroautos immer und überall funktionieren.
Auf der grünen Insel
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Weltrekordhalter von Gemmingen scheut keine noch so herausfordernde Strecke. Mit seinem Tesla verschlug es ihn sogar nach Irland, welches er nach 1.500 Kilometern Fahrt nur per Fähre erreichen konnte.
Es begann mit dem Roadster
Alles begann im August 2014, als sich der heute 56-Jährige Hansjörg Eberhard von Gemmingen-Hornberg einen Jahreswagen zulegte. Ein rotes Tesla Model S P85+ mit 30.000 gefahrenen Kilometern auf dem Tacho sollte es sein. Nicht der erste Tesla, den er in der Garage stehen hat. Bereits 2009 nannte von Gemmingen einen Roadster sein Eigen, legte auch damit schon über 630.000 Kilometer zurück und wollte schon damals der Welt zeigen, dass man auch im Elektroauto viele, auch weite Wege zurücklegen kann.
An der Tanke
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Regelmäßig muss der Tesla an die Ladesäule. Von Gemmingen stört das in keinster Weise, er nimmt sich die Zeit gerne und überbrückt sie mit einem guten Kaffee oder einem kleinen Spaziergang.
Der Familienstamm von Gemmingen-Hornberg besitzt bis heute zahlreiche Grundstücke und Schlösser in Baden-Württemberg. Ursprünglich sollte von Gemmingen Landwirt werden und auf einem Gutshof mit dem Trecker seiner Arbeit nachgehen. Doch als konsequenter Verweigerer von Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel machte ihm sein Beruf immer weniger Freude und von Gemmingen ließ sich von seinem Vater auszahlen. Daher ist seine Berufung heute auch gleichzeitig sein Beruf.
Am nördlichsten Punkt
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Mit dem Tesla Roadster begann von Gemmingens Liebe zur Elektromobilität. Selbst der lange Weg zum Nordkap, dem nördlichsten Punkt Europas, der mit dem Fahrzeug zu erreichen ist, hält ihn nicht auf.
Startschuss
Denn im Jahr 2014 fasste er einen Entschluss. Für ihn war absehbar, dass Tesla zügig ein Supercharger-Netz erstellen wird. Er setzte sich zum Ziel, der erste Mensch zu sein, dem es gelingt, mit ein und demselben Elektroauto eine Million Kilometer zurückzulegen. Die Idee war geboren und fortan fand ein guter Teil seines Alltags am Steuer des Model S statt. Von Gemmingen legt täglich rund 600 Kilometer zurück. Dafür ist er, auch abhängig von Wetter und Verkehrslage, zwischen sechs und acht Stunden unterwegs. Nur an wenigen Tagen gönnt er sich eine Auszeit, denn für ihn ist Autofahren kein lästiges Übel, um von A nach B zu kommen. Er fühlt sich hinterm Steuer pudelwohl. So wie andere ihren Lieblingsplatz im Wintergarten oder auf der Terrasse haben, so hat von Gemmingen diesen in der Fahrgastzelle. Die Ideen, welche Strecken sich mit dem Elektroauto zurücklegen lassen, gehen dem Deutschen nicht aus. Er war schon in Bulgarien, Rumänien, Polen, Portugal, Schottland, Irland, hat den Balkan abgegrast und war auch schon mehrmals am Nordkap. Außerdem hat es ihn bis nach China verschlagen und in Deutschland gibt es ohnehin fast keinen Autobahnkilometer, den er mit seinem Tesla noch nicht befahren hat.
Weltenbummler
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Rekordhalter von Gemmingen ist mit seinem Tesla schon weit herumgekommen. Zahlreiche Länder in Europa hat er bereits bereist, seine Touren führten ihn sogar bis in den asiatischen Raum.
Mit diesem Durchhaltevermögen bringt es von Gemmingen auf unglaubliche 200.000 Kilometer im Jahr. Damit macht er sogar Berufskraftfahrern Konkurrenz. Allerdings hat das Ganze natürlich auch seine Schattenseiten. Technisch gesehen verfügt der Tesla bereits über den vierten Motor, nachdem das erste Aggregat bei gut 40.000 Kilometern den Geist aufgab und auch der erste Akku bei 290.000 km bereits das Zeitliche gesegnet hat. Die zweite Batterie hält mittlerweile mehr als 520.000 Kilometer, wenngleich nun eine batterieschonendere Software dafür sorgt, dass der Energiegeber beim Aufladen intensiver gekühlt wird, was die Lebensdauer doch stark verlängert. Der Antrieb wurde bereits viermal getauscht, der aktuell verbaute hält bereits rund 730.000 Kilometer durch, was von Gemmingen auch auf die vorsichtige Fahrweise zurückführt.
Von Gemmingen legt täglich rund 600 Kilometer mit seinem Tesla zurück.
Verschont von großen Defekten
Kosten verursachten diese Maßnahmen keine, da Tesla die ersten Fahrzeuge seinerzeit mit einer umfangreichen Garantieleistung von acht Jahren ohne Kilometerbegrenzung ausgeliefert hat. Bei dieser großzügigen Ankündigung hat der US-Amerikanische Autobauer die Rechnung allerdings ohne Hansjörg von Gemmingen gemacht. An Reparaturkosten, auf denen der Fahrer sitzen bleibt, fielen bislang 14.500 Euro an. Ob der Fahrleistung ist dies ein annehmbarer Rahmen. Kleinere Defekte an den Türgriffen und der Austausch diverser Verschleißteile (Radlager, Stoßdämpfer, Bremsen, Achsen und MCU) machten so manchen Werkstattbesuch unumgänglich.
Die Kosten blieben dank der Tesla-Garantie in überschaubarem Rahmen.
Von Gemmingen ließ sich jedoch von keiner dieser Unwägbarkeiten von seinem Plan abbringen, als erster Mensch eine Million Kilometer elektrifiziert zurückzulegen. Am Morgen des 28. Novembers 2019 war der Meilenstein schließlich erreicht und die Anzeige wies die Zahlenfolge aus, auf die der Vielfahrer fünf Jahre lang hingearbeitet hatte: 1.000.000. Doch wer vermutet, dass von Gemmingen fortan die Zeit abseits der Straßen verbringen würde, der irrt. „Was in Kilometern möglich ist, das sollte doch auch in Meilen zu schaffen sein“, sagte sich von Gemmingen und setzte sich umgehend wieder hinters Steuer. Mit dem neuen Ziel, als erster Mensch eine Million Meilen mit einem E-Auto zurückzulegen. Sollte jemandem die Umrechnung nicht geläufig sein: Die Meilen-Million entspricht etwa 1,6 Millionen Kilometern. Und nach der von Gemmingen-Zeitrechnung dürfte dieses ambitionierte Ziel in rund drei Jahren erreicht sein. Sofern ihm nicht die Gesundheit oder gar ein Unfall einen Strich durch die Rechnung machen.
Markenzeichen
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Vielleicht ist Ihnen von Gemmingens Tesla auch schon einmal auf der Autobahn begegnet? Das Fahrzeug wird regelmäßig mit Kilometerzahl-Meilensteinen beschriftet.
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