top of page
  • AutorenbildArmin Grasmuck

Mercedes EQA im ELECTRICAR-Praxistest

Der EQA ist das Einstiegsmodell in die elektrifizierte Flotte von Mercedes – eine brillante Kombination aus traditionellem Qualitätsanspruch und der neuen Autowelt.



Der erste Eindruck ist immer sehr speziell. Wir steigen in ein neues Elektromodell und sitzen in einem ... Mercedes. Es ist gerade in diesen bewegten Zeiten, da sich die Mobilitätswende samt ihrer mitunter krassen Trends, Innovationen und Visionen praktisch in jedem Quartal selbst überholt, ein immerfrisches Erlebnis mit überraschenden Pointen. Was kann der Neue? Adaptiv? Prädiktiv? Autonom? Wo ist der Startknopf? Und wie stark wirkt der Antrieb? Sitze aus recycelten Meeresabfällen? Oder Leder 3.0? Klar, und dann die harten Fakten: Batterie? Reichweite? Ladezeit? Schnell und schneller? Der Mercedes EQA, so viel sei an dieser Stelle schon verraten, ist ein ... Mercedes. Mit allem, was diese starke Marke seit mehr als 120 Jahren auszeichnet.


Schick sieht er aus, fein gezeichnet, offensichtlich angelehnt an das Verbrennermodell GLA, und doch mit eigenen Akzenten. Moderne Töne im Lack und den Zierelementen – der EQA wirkt von außen besonderes wertig, und dieser attraktive Mix aus gediegener Eleganz und moderner Dynamik zieht sich hinein ins Wageninnere. Angenehm und komfortabel sitzt es sich, so wie es sich für ein Auto mit dem Stern im Logo gehört. Auch das Cockpit, die Steuerelemente und die Bildschirme wirken vertraut. Es ist ein Mercedes, der seinen ureigenen Charakter unterstreicht: klare und konsequent definierte Schalt- und Funktionseinheiten, ohne übertriebene Reduktion oder hypergalaktische Finessen via Touchscreen. Ein Drücker auf den Startknopf, der Steuerhebel rechts hinter dem Lenkrad auf D – und schon geht‘s los. Oder? Ist er schon an? Sehr wohl, und doch kaum zu hören. Der EQA klingt so ruhig und angenehm wie kaum ein anderes Elektrofahrzeug. Fein, so gleiten wir gerne vom Hof, der Tritt ins Strompedal bleibt sanft. Relativ schnell lernen wir diese spezielle, sehr wohltuende Fahreigenschaft, die in dieser Klasse der kompakten Elektro-SUV eher selten ist, zu schätzen.


Ambiente mit Stern - Im Cockpit des EQA dominieren Aluminium und hochwertige Kunststoffoberflächen. Das Infotainmentsystem MBUX ist in seiner neuen Version höchst ansprechend und zuverlässig.

Elegant und zuverlässig


Wir fahren auf die Autobahn in Richtung Österreich, treten das Strompedal folglich etwas fester. Der EQA schiebt an, gemächlich, ohne besondere Kraftexzesse. Für Wettfahrten mit den brutalen Kilowattmonstern scheint er weniger geeignet. Seine Attitüden sind anders definiert. Der Feinstromer gleitet dezent und zuverlässig über den Asphalt, bei 160 Stundenkilometern ist ohnehin Schluss, da wird er automatisch abgeregelt. Es scheint ein sinnvoller Kniff der Konstrukteure zu sein. Denn es fällt auf: Jenseits der 120 km/h verliert der kompakte E-Mercedes auffällig schnell und viel an Reichweite. Bei konstanten 130 kommt der EQA, dessen offizielle Reichweite nach WLTP-Standard mit 426 Kilometern angegeben ist, auf gut 250 Kilometer. Wird er schneller gefahren, endet der Spaß noch früher.


Sprachsystem perfekt


Der Mercedes EQA 250, den wir zum Test fahren, wirkt für ein batteriegetriebenes Auto sehr ausgereift. Das Cockpit ist übersichtlich gestaltet, alle wichtigen Informationen sind auf einen Blick zu erfassen. Dazu kommt: MBUX, das Multimedia- und Infosystem von Mercedes, hat einen neuen Standard erreicht, der beeindruckt. Die Spracherkennung funktioniert schnell und zuverlässig. Das Reiseziel, ein neuer Radiokanal – wir haben es kaum ausgesprochen, da wird unser Auftrag auch schon ausgeführt. Da können wir es ein wenig leichter verschmerzen, dass der professionelle Routenplaner für unsere Reise von München in den Südosten der Steiermark – rund 475 Kilometer – gleich zwei Ladestopps einplant. Einmal 20 Minuten, einmal 30 – da kriegt der Kurztrip leichte Längen. Auch weil die Ladeleistung des EQA selbst an Schnellladesäulen auf 100 Kilowatt beschränkt ist.


Dazu passt die Nachricht, die wir kurioserweise auf einem Fachportal im Autoradio hören: Mercedes hat ab sofort auch die neue Version EQA 250+ im Angebot – mit einer größeren Batterie, 71 statt 67 Kilowattstunden, und der WLTP-Reichweite von nunmehr 540 Kilometern. Die Ladezeit bleibt unverändert: An den DC-Station dauert es gute 30 Minuten, um den Akku von zehn auf 80 Prozent zu laden. Im Segment der kompakten SUV ist dies ein guter Wert.


Meisterwerk der Technik


Maximalen Fahrkomfort bietet, auch auf längeren Strecken, Mercedes‘ neueste Version des aktiven Abstandsassistents Distronic im Zusammenspiel mit der sogenannten streckenbasierten Geschwindigkeitsanpassung. Es ist ein virtuoses Meisterwerk der modernen Technik, das über Sensoren und Kameras gesteuert wird. Wir geben über den Schalthebel nur unsere gewünschte Reisegeschwindigkeit ein, fortan bestimmt der EQA den Rhythmus. Er hält den Abstand zu den vorausfahrenden Verkehrsteilnehmern. Er bremst, wenn es denn sein muss bis zum Stillstand, und er gibt Gas, um zum Vorausfahrer aufzuschließen.


Der Clou: Dieser Feinstromer erkennt auch jedes Geschwindigkeitslimit, und er bremst rechtzeitig, zum Beispiel vor der Ortseinfahrt, auf das richtige Tempo herunter. Zudem passt er die Geschwindigkeit der jeweiligen Strecke automatisch an, etwa bei engen Kurven, T-Kreuzungen, im Kreisverkehr oder auch vor Mautstellen. Wir müssen also nur noch lenken, den Rest übernimmt dieser Wagen wie automatisch. Wir dürfen es auf der Pyhrn-Autobahn an der Zahlstelle gleich hinter dem Bosruck-Tunnel erleben. Der EQA reduziert die Geschwindigkeit und bremst praktisch punktgenau vor der freundlichen Dame an der Kasse. Es hat etwas Magisches. Auch weil der Mercedes sein Fahrverhalten abhängig vom gewählten Fahrprogramm gestaltet. Eco, also effizient, komfortabel oder dynamisch – er fährt genau so, wie es sein muss. Jederzeit verlässlich, sicher und souverän. Wir haben bezahlt, die Schranke geht hoch, und der EQA beschleunigt wieder von selbst auf die erlaubte oder die vom Fahrer bestimmte Geschwindigkeit. Wow!



Für kleine, feine Geschäfte


In diesem Ambiente aus gediegenem Gefahrenwerden, ohne die Kontrolle zu verlieren und in Gefahr zu kommen, fühlen wir uns auch nach drei Stunden auf der Autobahn gut aufgehoben. Das Raumangebot ist, obwohl wir in einem Modell der kompakten Klasse unterwegs sind, speziell im vorderen Bereich großzügig. Fahrer und Beifahrer bis 1,90 Meter sitzen bequem und ohne Kontakt zum Dachhimmel. Prinzipiell bietet auch die zweite Reihe genügend Raum. Doch der Akku, der im Fahrzeugboden verbaut ist, sorgt besonders bei groß gewachsenen Mitfahrern für stark angewinkelte Beine, was auf Dauer anstrengend zu werden droht. Der Kofferraum wirkt dagegen eher bescheiden – 340 Liter, davon einiges unter dem Kofferraumboden. Es reicht für den Alltag und die kleinen, feinen Geschäfte. Für Umzüge und größere Transporte ist dieser Kompakt-SUV weniger geeignet.


Der EQA 250 ist der kleinste und günstigste Stromer von Mercedes – jedoch keineswegs billig. 47.540,50 Euro kostet dieser Benz in der Grundversion. Wer in den Genuss der modernen Assistenz- und Komfortsysteme kommen möchte, darf etwas mehr investieren. Unser Testwagen, der unter anderem mit dem „MBUX Innovations-Paket“, dem „Energizing Paket Plus“, der schicken „AMG Line“, dem „Premium-Paket“, den „AMG Leichtmetallrädern im Vielspeichendesign“ und dem „Fahrassistenz-Paket“ ausgestattet ist, steht mit 70.769,30 Euro in der Liste. Das ist zweifellos fürstlich und, gemessen an dem harten Wettbewerb in dieser Fahrzeugklasse, eine Summe, die es seriös und nachhaltig zu prüfen gilt.



Mit dem Glanz der Moderne


Gewerbetreibende und auch private Haushalte, die ihren Auftritt mit einem Elektroauto des gehobenen Segments unterstreichen möchten, sind mit dem Mercedes EQA generell sehr gut beraten. Dieses Modell verbindet höchste Qualität mit den Möglichkeiten der Mobilität von morgen. Es kriegt die Kurve von der dezent eleganten auf die frisch und innovativ strahlende Seite. Hier fährt ein Mercedes, ein elektrischer. Es fühlt sich gut an.


Den Glanz der Moderne scheint auch die Farbe unseres Testwagens zu verbreiten. Auf den Lack, der in der Bestellliste unter der Nummer 662 kryptisch als „designo moutaingrau magno“ aufgeführt ist, haben uns mehrere Passanten in Deutschland und Österreich angesprochen. Beim zweiten Lesen fällt auf: Der Name des Lacks passt perfekt. Es ist ein bisschen von allem – und von allem etwas mehr.


Technische Daten

​Hersteller

Mercedes

Modell

EQA 250

Antriebsart

Elektro

Leistung

140 kW / 190 PS

Maße / Gewicht

4.463 x 1.834 x 1.620 mm / 2.040 kg

Antriebsachse

Vorderradantrieb

Anzahl der Türen

5

Kofferraumvolumen

340 - 1.320 l

Reichweite

426 km

0-100 km/h

8,6 Sekunden

Spitze

160 km/h

Preis

ab 47.540,50 €


bottom of page