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Maritime E-Mobilität: Michael Jost setzt auf elektrische Bootsantriebe

  • Autorenbild: Beatrice Bohlig
    Beatrice Bohlig
  • 16. Aug.
  • 3 Min. Lesezeit

Im VW-Konzern war Michael Jost maßgeblich am Umstieg von Verbrennern auf akkubetriebene Modelle beteilig. Jetzt sagt der Ingenieur: "Die Elektrifizierung der Meere ist keine Frage der Technik, sondern des Willens." Den Beweis will er mit eD-TEC antreten, einem Anbieter von Elektromobilität zur See.


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Als „Founder and Believer“ bezeichnet Michael Jost sich selbst gern. Gründer – damit umreißt der 63-Jährige sein Engagement als Miturheber der eD-TEC GmbH aus München. Das aufstrebende Unternehmen entwickelt bereits seit 2021 für verschiedenste Wasserfahrzeuge rein elektrische Antriebe. Von Letzteren ist Jost zutiefst überzeugt, er glaubt fest an Stromer auf dem Land und zur See – daher rührt „Believer“.


Ein Vordenker ist er obendrein. Das war schon in jungen Jahren so, als Jost die Geschäfte der gleichnamigen BMW-Handelsgruppe führte. Es verfestigte sich in einer seiner späteren Funktionen als Leiter des Produktmanagements von Skoda Auto. Und diese ausgeprägte Fähigkeit zum Vorausdenken führte den Ingenieur noch weit nach oben im VW-Konzern, zuletzt als Chefstratege der Kernmarke Volkswagen und führender Kopf hinter der Produktstrategie der gesamten VW-Group mit Hauptsitz in Wolfsburg.


Dort war Jost gewissermaßen die rechte Hand des vormaligen CEO: „In meiner Zeit mit Herbert Diess konnten wir im VW-Konzern und damit auch für die gesamte Industrie zwei große Transformationen für diese Dekade auf den Weg bringen“, so Jost gegenüber electricar. Zum einen die „alternativlose Elektromobilität, was allein schon dem Planeten geschuldet ist“, wie er sagt. Zum anderen die Stromfahrt als „Vorstufe zum autonomen Fahren“.


Mit einem prallen Erfahrungsschatz rund um alternative Antriebe auf zumeist vier Rädern in Diensten von VW widmet sich Jost nun also der E-Mobilität mit mindestens einer Schiffsschraube. Sowie auf eigene Rechnung. Denn als Familien-Start-up war eD-TEC, die Abkürzung steht für: Electric driven Technology“, einst gestartet. Josts Ehefrau Gaby führt noch heute die Finanzen – und im Hintergrund das Kommando. Sohn Mike bringt seine Expertise als Consultant von Bain & Company ein. Filius Marc wiederum wirkt als Marketing- und Projektmanager.


Starke Performance -  Die Yachtantriebe von eD-TEC leisten von 50 bis 500 Kilowatt - entsprechend erfrischend sind die Fahrleistungen.
Starke Performance - Die Yachtantriebe von eD-TEC leisten von 50 bis 500 Kilowatt - entsprechend erfrischend sind die Fahrleistungen.

Effizienz im nassen Element


Um das eD-TEC-Quartett persönlich zu treffen, macht sich electricar nach Skradin in Kroatien auf. Dort, unweit der Adriaküste, haben die Josts eine Demo-Yacht vertäut, mit deren Technik sich die Reporter zunächst im Hafen ausgiebig beschäftigen können. Etwas später, auf dem offenen Wasser, folgt eine Spritztour. Buchstäblich. „‘Electrify the Ocean‘ ist eine Challenge und schwieriger als auf der Straße“, sagt Skipper Michael während der Ausfahrt. Hier, auf dem Wasser, sei „die Reichweite eine noch größere Herausforderung“. Einen schlüssigen Lösungsansatz bieten soll das „Integrated Propulsion and Steering System“, für das inzwischen ein europäisches Patent (EP 4 219 292 A1) besteht. Jost sieht in der 44 Seiten starken Dokumentation, die electricar vorliegt, einen wichtigen Beleg für „den Pioniergeist und die Innovationskraft von eD-TEC“.


Seine Begründung: „Das patentierte System bietet eine Plug-and-Play-Lösung, die Effizienz, Wartungsfreundlichkeit und Sicherheit auf ein neues Niveau hebt – ein Ergebnis jahrelanger Entwicklungs- und Zertifizierungsarbeit“.


Die Kernelemente der Jostschen Schifffahrt sind jeweils hochintegrierte elektrische Antriebssysteme, die Motor, Inverter, Getriebe und Steuerung in einer kompakten Architektur kombinieren. Ihre Leistungen reichen von 50 bis über 500 Kilowatt. Und an der potenziell rasanten Performance, die damit möglich wird, hat electricar spätestens nach besagter Spritztour keinerlei Zweifel mehr.


An der kroatischen Adriaküste - Gründer und Skipper Michael Jost im Gespräch mit Beatrice Bohling von electricar
An der kroatischen Adriaküste - Gründer und Skipper Michael Jost im Gespräch mit Beatrice Bohling von electricar

Stratege als Bauherr in spe


Doch auf dem Meer geht es Michael Jost um mehr: „Mit dem hochintegrierten Performance-Antrieb können wir zeigen, dass es grundsätzlich funktioniert und Innovationen in sehr kurzer Zeit Anwendung finden können“. Und weiter: „Das Antriebskonzept ist der erste Schritt in einem Baukasten, der auch Antriebe im Megawattbereich darstellen kann“.


Dazu benötige man einen „Energie-Hybriden“, also etwa einen eMethanol-Generator. Hierzu gebe es „bereits gute Ansätze“, liefen verheißungsvolle Fachgespräche. „Eine Innovation treibt die nächste“, so freut sich der eD-TEC-Mitgründer.


Eine dieser Neuerungen umreißt Michael Jost so: „Mit dem Projekt eD-TEC Resorts entstehen in Kroatien luxuriöse, Grid-freie Villen, die vollständig durch Solarenergie und Batteriespeicher betrieben werden“. Die Vision dahinter: „Hier verbinden sich exklusiver Lebensstil und Umweltverantwortung zu einem zukunftsweisenden Konzept“. Zum Abschluss hebt Jost hervor: „eD-TEC steht für Nachhaltigkeit mit Freude“. Und erneuerbare Energien böten „massive lokale Wertschöpfung“. So nimmt sein Unternehmen in Deutschland „gerade zwei intelligente PV-Anlagen mit rund 25 Kilowatt-Peak (kWp) und 60-kWh-Hochvoltspeicher in Betrieb“. Für das eD-TEC Resort bei Skradin in Kroatien sind Villen mit 30 kWp und 120-kWh-Speicher in Planung: „Damit hat keiner ein schlechtes Gewissen, wenn zu Weihnachten der Pool dampft“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Das Fest der Liebe ist zwar noch einige Monate hin. Doch Michael Jost denkt nun mal seit jeher gern vor.


//Fotos: Beatrice Bohlig, eD-TEC//

 
 
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