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AutorenbildPhilipp Lumetsberger

Wie lange hält die Batterie eines Elektroautos? - Wir klären auf!

Da Elektrofahrzeuge erst seit einem vergleichsweise kurzen Zeitraum über die Straßen rollen, sind die Erfahrungswerte hinsichtlich Akku-Lebensdauer noch sehr gering. Wie Untersuchungen allerdings belegen, dürfte die Batterie wesentlich länger halten als bisher angenommen. Moderne Akkus schaffen bis zu 2500 Ladezyklen, bevor die Kapazität auf unter 70 Prozent sinkt. Bei einer durchschnittlichen Reichweite von beispielsweise 200 Kilometer pro Aufladung beläuft sich die Laufleistung auf 500.000 Kilometer.


Erst wenn die Akkukapazität unter diesen Schwellenwert von 70 Prozent sinkt, werden sie als ungeeignet für den Einsatz in einem Elektroauto angesehen.


Intelligentes System für das Batteriemanagement


Damit die Leistungsfähigkeit nicht zu schnell absinkt, kommt in Elektroautos ein so genanntes Batteriemanagementsystem zum Einsatz. Es misst die Temperatur und Spannung jeder einzelnen Zelle des Energiespeichers. Die Akkus können dank eines solchen Systems im optimalen Temperaturbereich arbeiten und werden dadurch geschont.


Darüber hinaus sorgt es auch dafür, dass die Batterie nicht vollständig entladen werden kann. Außerdem wird das Laden und Entladen je nach Umgebungstemperatur und aktuellem Ladestand eingeschränkt, um die einzelnen Zellen nicht unnötig zu belasten.


Dass sich Batteriemanagementsysteme positiv auf die Akkulebensdauer auswirken, konnte der ADAC in mehreren Langzeittests mit älteren Elektro-

autos belegen. Bei einem BMW i3 aus dem Jahr 2014 sank beispielsweise die Akkukapazität nach fünf Jahren und einer Laufleistung von 100.000 Kilometern auf 86 Prozent. Hochgerechnet würde demnach die Batterieleistung nach 200.000 Kilometern bzw. zehn Jahren auf den Grenzwert von unter 70 Prozent sinken.


Unter diesen Gesichtspunkten und der ständigen Weiterentwicklung der Akkutechnologie garantieren die meisten Autohersteller– bis auf wenige Ausnahmen - für ihre Akkus eine Kapazität von mindestens 70 Prozent für einen Zeitraum von acht Jahren oder für eine Fahrleistung von 160.000 Kilometern.


Unausweichlicher Kapazitätsverlust


Die Kapazität des Akkus verringert sich im Laufe der Zeit aufgrund des Alterungsprozesses von ganz allein. Aber auch eine hohe Zahl an Lade- und Entladezyklen mindert die Leistungsfähigkeit.


Je mehr die Kapazität abnimmt, umso mehr verringert sich die Reichweite. Letzteres wird außerdem auch durch die Art der Ladung beeinflusst. Zwar spricht nichts dagegen, dass Elektroautos an Schnellladestationen aufgeladen werden, allerdings sollte der Akku hin und wieder auch zu Hause an einer Wallbox geladen werden.


Im Allgemeinen gilt, dass Sie Ihr Elektroauto nur in Ausnahmefällen auf über 80 Prozent aufladen und nicht unter 20 Prozent Restkapazität entladen sollten. Extreme Ladestände reduzieren nämlich aufgrund einer zu hohen bzw. zu niedrigen Spannung innerhalb der einzelnen Batteriezellen deren Lebensdauer.

Wenn Sie wissen, dass Sie Ihr E-Auto über einen längeren Zeitraum nicht benutzen werden, dann sollte es an einem trockenen und geschützten Platz stehen und der Akku ausreichend geladen sein. Steht das Fahrzeug über mehrere Monate, sollte der Akkustand regelmäßig kontrolliert werden und die Batterie gegebenenfalls auf rund 70 Prozent geladen werden. Außerdem sollte der Ladestand nicht unter 30 Prozent fallen. Wenn dies beachtet wird, hält der Akku auch längere Standzeiten unbeschadet aus. Andernfalls ist die Gefahr groß, dass er Schaden nimmt.


Gerade in der kalten Jahreszeit wird der Energiespeicher aufgrund der niedrigen Temperaturen einer größeren Belastung ausgesetzt. So braucht ein Elektroauto im Winter beispielsweise bis zu 30 Prozent mehr Strom für die gleiche Wegstrecke als im Sommer. Auch dies geht nicht spurlos an einem Akku vorbei.


Zweites Leben für E-Auto-Akkus


Batterien, die nicht mehr die gewünschte Reichweite sicherstellen können, sind noch lange nicht am Ende ihrer Lebenszeit angekommen. Sie mögen zwar für den Einsatz als Akku in einem Elektrofahrzeug mit einer Restkapazität von weniger als 70 Prozent nicht mehr geeignet sein, jedoch können sie noch anderweitig als Stromspeicher für private Haushalte und im industriellen Bereich verwendet werden. Der Bedarf nach solchen Lösungen ist definitiv vorhanden, da hiermit die schwankende Stromerzeugung aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen ausgeglichen werden kann.


Im Prinzip kann der ausgetauschte Akku überall eingesetzt werden, wo ein Batteriespeicher notwendig ist – sofern die Kapazität für diesen Einsatz ausreicht.



Als Stromspeicher für den privaten Haushalt, zum Beispiel in Kombination mit einer Photovoltaikanlage, reicht bereits eine ausgetauschte Antriebsbatterie eines Elektroautos aus. Mit einer Kapazität von beispielsweise 20 Kilowattstunden kann der Akku mehr Strom speichern, als in einem Ein-Familien-Haushalt in der Regel als Pufferspeicher benötigt wird. Das Aachener Unternehmen Voltfang hat einen solchen Stromspeicher für private Haushalte entwickelt und nutzt hierfür Akkus des Tesla Model S und des BMW i3. Bereits im nächsten Jahr soll dieser auf den Markt kommen. Zusätzlich arbeitet Voltfang auch an einer Lösung für Betriebe.


Entsprechende Versuchsreihen im Labor zeigen, dass ausrangierte E-Auto-Akkus in etwa 10 bis 12 Jahre als Stromspeicher genutzt werden können. Somit lassen sich die Lithium-Ionen-Batterien problemlos mehr als zwanzig Jahre nutzen, bevor sie recycelt werden müssen.


Wiederaufbereitung statt Austausch


Abseits des Einsatzes als Stromspeicher rückt das Thema Akkureparatur zunehmend in den Fokus. Zahlreiche Hersteller arbeiten diesbezüglich bereits an Lösungen. Bei der Reparatur werden lediglich kaputte Bauteile oder einzelne Zellen ausgetauscht, alle anderen Komponenten bleiben erhalten. Dies ist weitaus kostengünstiger, als wenn die komplette Batterie ausgetauscht werden muss.


Der Hersteller Opel hat an seinem Hauptsitz in Rüsselsheim zu diesem Zweck ein so genanntes „Battery Refurbishment Center“ eingerichtet. Jene Akkus, die aufgrund von Defekten nicht mehr richtig funktionieren, werden von den einzelnen Werkstätten dorthin geschickt. In dem Center werden sie dann von speziell geschulten Technikern geprüft und durch den Austausch einzelner Komponenten erneuert. Um die Wartezeit für die Kunden zu verkürzen, wird eine bereits aufbereitete Batterie aus dem Lager zu der Werkstatt zurückgeschickt. Die reparierten Stromspeicher wiederum wandern anschließend in das Opel-Lager.


Opel hat an seinem Stammsitz ein “Battery Refurbishment Center” eingerichtet. Dort reparieren geschulte Techniker Akku-Packs, die nicht mehr richtig funktionieren.

Recycling als letzter Schritt


Am tatsächlichen Ende ihrer Lebensdauer ist die Wiederverwertung der Batterie die letzte logische Konsequenz. Dadurch lässt sich nicht nur die Klimabilanz von Elektroautos verbessern, sondern auch der Ressourcenbedarf reduzieren. Zahlreiche Unternehmen und Forschungseinrichtungen entwickeln bereits Methoden, um möglichst viele Rohstoffe aus alten Akkus zu recyceln und erneut zu verwenden.


Volkswagen hat an seinem Standort in Salzgitter Anfang Februar 2021 eine Anlage in Betrieb genommen, mit deren Hilfe mehr als 90 Prozent der Batteriebestandteile wiederverwertet werden können. Bevor jedoch der mehrstufige Recyclingprozess durchgeführt wird, erfolgt eine Analyse der Restkapazität der Batterie und ob eine andere Verwendung noch möglich ist.

Das deutsche Chemieunternehmen Duesenfeld hat ein Verfahren entwickelt, bei dem 91 Prozent der Materialien recycelt werden. Die Batterien werden hierbei unter Zufuhr von Stickstoff geschreddert und aus dem zerkleinerten Material schließlich die Rohstoffe Graphit, Mangan, Nickel, Kobalt und Lithium zurückgewonnen.


Ausrangierte Akkus lassen sich problemlos 10 bis 12 Jahre als Stromspeicher verwenden. Danach sollten sie recycelt werden. Das Unternehmen Duesenfeld hat hierfür ein innovatives Verfahren mit hoher Recyclingquote entwickelt.

Neue Technologien vor dem ­Durchbruch


Neben der Weiterentwicklung der verwendeten Lithium-Ionen-Akkus wird auch unermüdlich an neuen Technologien geforscht. So hat beispielsweise der chinesische Batteriehersteller CATL einen Natrium-Ionen-Akku entwickelt, der bereits ab 2023 produziert werden soll. Er besteht aus Natrium, Mangan, Eisen, Kohlenstoff und Stickstoff, ist kostengünstiger zu produzieren, schwerer entflammbar und bei kalten Temperaturen leistungsfähiger als Lithium-Ionen-Akkus.


Darüber hinaus arbeiten Hersteller wie Renault, Nissan und Mitsubishi und Toyota an Feststoff-Akkus. Sie verzichten auf flüssige Elektrolyte und setzen stattdessen auf Feststoffe. Sie verfügen über eine höhere Energiedichte, sind kleiner und platzsparender als die derzeit verwendeten Akkus und zudem günstig in der Produktion.


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